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Berliner
Entomologische Zeitschrift
(1875— 1880: Deutsche Entomologische Zeitschrift).
Her ausgegeben
von (lern
Berliner Entomologischen Verein
ßeßrilndet iSsS, 'G. ""t^.,
unter Hedaktiuu von
H. Stichel.
Vierundfünfzigster (54.) Band (1909).
Jlit G Tafeln und 9 Textfiguren.
(Ausgabedaten umseitig.)
T.
Berlin 1910.
In Konnnission bei R. Friedländer & So Im.
Karlstrasse 11.
A- u s g a 1) e d a t e u. 1. II. 2. Hott: Seite (l)-(55) I, 1—116 mit Tafel I. 11: Anfang Aug'ist 1009. 3. u 4. ., „ ][, 117-244 mit Tafel 111 -VI: „ Februar 1910.
l'ür den Inhalt der Abhandlungen, Mitteilungen und Sitziingsl)oriciite yin( die Herren Autoren bez. Ueferenteu allein verantwortlich.
Inhalt des 54. Bandes (190!)) der Berliner Entomologischen
Zeitschrift.
Seite
Vereinsangelegenheiteii I, II
Sitzungsberichte für lüOS. Mit Tafel I (l)-l5r))
A. Abhaudlungen.
Bisch off, H., Neue Beiträge zur Lebensweise der
Trigonaloiden. Mit 1 Textabbildung . . . 7G— SO
— — Mutilla schencki Schmiedoknecht .... 212 — 214 Closs, G. A., Zwei neue Sphingidenformen. Mit Fig. 13,
Tafel VI ...... 224— 22G
Dampf, A., Ueber Agrotis tecta und „var. (ab.)" cinerea
Stgr. Mit 6 Abbildungen 128—134
Günther. E., Biologisches über Dytiscus niarginalis L. 176—178 Kleine, R. , Ichnoumoniden in den Eiersäcken von
Arachnoiden 117-127
Kolbe,H. Prof., Die terniifophilen Colcopteren aus der
Uiiterfuinilie der coprophagen Lamellicornier ')3— 63
— — iM-innerungen an Eberhard von Ocrtzen . . 81 — 88
— — Nachtrag zu_ den Erinnerungen an Eberhard
von Oertzen ' 229—231
L instow, Dr. v.. Revision der deutschen Psychiden-
Gattungen. Mit Tafel 11 89-102
Lutschnik, V., Ophonus (Pscudophonus) sagowskii n.
sp. (Col. Carab.) 108—109
Marschner, H., Der „alte" schlesische Apollo aus dem
Riesengebirge (Lep. Rhop.) 68 — 72
— — Lycaena arcas Rott. (f\ forma nov. emutata
und synoptische Behandlung benannter palae-
arktischer Formen der Art (Lep. Rhop.) . . 73 — 75 Niepelt, Wilb., Neue südamerikanische Papilioncn.
Mit 1 Textabbildung 103—105
— — Neue Heliconius-Formen 106—107
Quiel, G., Zwei neue Coleopteren aus dem baltischen
Bernstein. (Eocän bzw. unteres Oligocän) . 49 — 52 Rangnow sen., Herm., Einiges über die Lebensweise von Senta maritima Tausch. (Lep. Het.) und
über Kannibalismus bei Schmetterlingsraupen 64 — 67
— — Zur Kenntnis der Lebensweise von Pamphila
silvius Knoch (Lep. -Rhop., Hesper.) Mit
Textabbildung 227-228
Schirmer, Carl. Iledychiuin szaboi Mocs. (Hym. Chrysid.) 135 — 14(^ Stichel, IL, Vorarbeiten zu einer Revision der Riodinidae
Grote (Erycinidae Swains.) (Lep. Rhop.) IL 1 — 48 Strand, Embr., Neue süd- und ostasiatische Halictus-
Arten 179—211
Waiiacli, Bernhard, Statistisches über Melolontha Seite
hippücastani Fabr 141 — 144
— — Die fossilen Insekten und die Pliylogenie der
rezenten Formen. Von Anton Handlirsch,
Referat. Mit Tafel 111— V 145—17.0
— — Ueber Cicindcla hybrida L. und maritima
Latr. Mit Fig. 1-10, Tafel VI .... 215—219
— — Beobachtungen an Ameisen. Mit Fig. 11, 12,
Tafel VI 220-223
B. Kleine Mitteiluiig^eii.
Aucl, IL, Der Überfallene Necrophorus 110
Frilsch, W., Erebia aethiops Esp. abcrr. et hcrmaphr. 2.'33
— — Lycaena icarus Rott. 9 forma nova biarcuata 233 — 234
— — Colias edusa Q forma helicina Oberth. . . 234 — 235 Linstow, Dr. v.. Eine angeblich dem Vieh schädliche
Psychiden-Raupe 112
Petersdorff, E., Etwas über Ködergläser 112—113
— — Polia rufacincta bei Berlin 232
Wanach, B., Gefrässigkeit einer Libelle 111 — 112
C. Literatur.
Closs, (j. A., C. 0. Bartels. Auf frischer Tat, Beobach- tungen aus der niederen Tierwelt .... 242 — 243
Dadd, E., Dr. Arnold Pagenstecher. Die geographische
Verbreitung der Schmetterlinge 243 — 244
Wanach, B., Prof.H.Kolbe, Mein System der Coleopteren 114—116
— — Antonio Berlese, Gli insetti, loro organizzazione
sviluppo abitudine e rapporti coli" uomo . . 236 — 237
— — E. C. Leoiihardt und K. Schwarz. Das Sammeln,
Erhalten und Aufstellen der Gliederfüsser pp. 237 — 239
— — Chr. Aurivillius, Carl von Linne als Entomolog 239
— — Dr. P. Deegener, Die Metamorphose der
Insekten 240—241
— — Dr.G.Krancher,EntomologischesJahrbuch 1910 241 — 242
II
Vereinsangelegenheiten II.
Als Mitglieder wurden aufgenoiiinieii :
1909. Herr G. T. Bethune- Baker, 19 Clarendon Road, Edgbaston Birniingliani. „ „ Diesterweg, Sanitätsrat Dr. med., Berlin NO. 18,
Grosse Frankfurter Str. 121. II. „ „ Stephan, .Julius, Seitenberg, Bez. Breslau.
„ „ Friedenberg, R., Fabrik Wydriza bei Orscha, Russland.
„ „ Seemann, Franz, Brüx (Böhmen), Minoritengasse 270.
(Gestorben ist: Herr Carl Neubauer, Berlin. Adressenveränderung : Herr A. Closs wohnt jetzt Friedenau, Lenbachstr. 4. I.
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Berliner
Entomologische Zeilsche'ift
(1875—1880: »eiitsclie Entoiiiologisclie /eitschrifl).
Herausgegeben von dem
Berliner Entomologischen Verein
ge(jründet i856, ii. '^., unter 'z]\edaktion \on
H. ^S t i c h e I.
Vierundfünfzigstep (54.) Band (1909).
Erstes u. Zweites (1. u. 2.) Heft: Seite (1) — (55), I, 1 — 116.
Mit Tafel I, IJ und 2 Textfigiiren.
Beilagen: Tausch- und Kauf- Anzeiger, Inserate.
Ausgegeben Anfang August 1909.
Preis für N i c h t m i t ^ li e d e r 10 Mark.
'^-^H-
Berlin 1909. In Kommission bei R. Friedländer & §jihn.
Karlstrasse 11.
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lle die Zeitschrift betr. Briefe, Manuskripte, Anzeigje^p u. s.^w. %«»e jnan 1 Herrn H. Stichel, Schöneberg- Berlin. Neue (?ulmsf?'. T.' rieten.
Inhalt des ersten und zweiten (1. u. 2.) Heftes des vierund- fünfzigsten (54.) Bandet (1909) der Berliner Entomologischen
Zeitschrift.
Seite
Sitzungsberichte für 1908. Mit Tafel I (l)-(55)
Vereinsangelegenheiten I I
Bise hoff, H., Neue Beiträge zur Lebensweise der
Trigonaloidcn. Mit 1 Texttigur 76—80
Kolbe, H. Prof., Die terniitopliilen Colcoptercn aus der
Unterfanülie der coprophagen Lamellicornier. 52 — 63
— — — Erinnerungen an Eberh. von Oertzen . . 81 — 88 L instow Dr. v., Revision der deutschen Psychiden-
Gattungen. Mit Tafel II 89-102
Lutschnik, V., Opbonus (Pseudophonus) sagowskii n.
sp. (Col. Carab.) 108—109
Marschner, H., Der „alte" schlesischc Apollo aus dem
Riesengebirge (Lep. Rhop.) 68—72
— — Lycaena arcas Rott. (f\ forma nov. emutata
und synoptische Behandlung benannter palae- arktischer Formen der Art (Lep. Rhop.) . . 73 — 75 Niepelt, Wilh., Neue südamerikanische Papilioncn.
Mit 1 Texttigur 103—105
— — Neue Heliconius-Pormen 106-107
Quiel, G., Zwei neue Coleopteren aus dem baltischen
Bernstein. (Eocän bzw. unteres Oligocän) . 49 — 52 Rangnow sen., Herm., Einiges über die Lebensweise
von Senta maritima Tausch. (Lep. Het.) und
über Kannibalismus bei Schmetterlingsraupen 64 — 67 Stichel, IL, Vorarbeiten zu einer Revision der Riodi-
nidaeGrote(ErycinidaeSwains.) (Lep.Rhop.)!!. 1 — 48 B. Kleine Mitteilunge«.
Auel, H., Der Überfallene Necrophorus 110
Lins low, Dr. v., Eine angeblich dem Vieh schädliche
Psychiden-Raupe 112
Petersdorf f, E., Etwas über Ködergläser 112 — 113
Wanach, B., Gefrässigkeit einer Libelle 111 — 112
Literatur.
W^ an ach, B., Prof. H. Kolbe, Mein System der Coleopteren 114 — 116
Adressen der Yorstandsiiiitglieder des fierliner Entomologischen Vereins.
Vorsitzender: Herr F. Ziegler, Geh. Justizrat a. D., W^. Berlin,
Culmbacherstr. 12. Stellvertreter: „ F. Wichgraf, Portraitmaler, W. Berlin,
Motzstr. 73. Schriftführer: „ V>. Wanach, Professor, Potsdam,
Saaimunderstrasse 15. Kassierer: „ Direktor J. M. Dadd, Zehlendorf b. Berlin,
Annastr. 6. Bibliothekar: „ L. Quedeufeld, Lehrer, Gr. Lichterfelde
bei Berlin, Ringstr. 54. . Herr A. Huwe, Geh. Rechnungsrat, Zehlendorf bei ) Berlin, Waunseebahn, Parkstr. 16.
Beisitzer :
1 „ R. Heinrich, Rechnungsrat, Charlottenburg, ' Windscheidtstr. 32.
Vereinslokal: S.W. Berlin, Königgrätzerstr. 111, Königgrälzer
Garten. Sitzungen: Donnerstags Abend 8V^ Uhr. Gäste willkommen.
Statuten-Auszug auf der 3. Seite des Umschlages.
[Berl. Entom. Zeitschrift, Band LIV, Jahrgang 1909.]
Sitzungsberichte für 1908.
Mit Tafel I.
Sitzung vom 2. Januar. Herr Zobel zeigt Thecla spini ab. lyncea Hb. aus Spanien mit sehr ausgedehnter rotgelber Farbe auf allen Flügeln, ferner albinistische Formen von Chrysophanus phlaeas scJimidti Gerb., Chr. hippothoe L,, Chr. alciphron Rott., Cosmia paleacea Esp. ; dann die seltenen Bläulingo Lycaena idas Rbr. aus Spanien, L. psylorita Frr. aus Greta, sowie schliesslich ein äusserst interessantes Stück von Panthea coenohita Esp., bei dem sich die schwarze Zeichnung auf den Vorder- flügeln zu einer breiten Mittelbinde vereinigt hat.
Sitzung vom 16. Januar.
Herr Riesen spricht über Käfervarietäten unter Vorlegung von Carabus auronitens F. aus dem Harz nebst den Forma escheri Fall. (Karpathen), farinesi Dej.*) (Gorbieres), zuncki Heer (Biel), festivus Dej. (Piemont), punctatoauratus Germ.*) (Pyrenäen), subfestjvus Oberth. (Bretagne), viridipennis Bleuse (Bretagne), cupreonitens Chevr. (Galvados). Herr Riesen ist der Ansicht, dass diese sogenann- ten Lokalvarietäten nach Staudinger auf dem Wege sind, sich zu selb- ständigen Arten auszubilden, wenn sie nicht schon jetzt als solche an- zusehen sind. Herr Stichel hält dafür, dass man bei den vorgelegten l'ieren nicht von selbständigen Arten, sondern nur vor Subspecies reden könne.
Herr Wanach zeigt eine seltene, das Aussehen einer Ameise in hohem Masse vortäuschende Wanze, Myrmecoris gracilis Sahlb., die nach Fieber (Die europäischen Hemiptera, Wien 1861) in Finnland, Litauen, Oesterreich und Baden gefunden ist. Das vorgelegte, auf der Insel Usedom gefangene Exemplar weicht etwas in den Einzelheiten der Färbung, auch in der relativen Länge der Fühlerglieder von der Be- schreibung Fiebers ab, stimmt aber vollkommen mit der Abbildung von Gorsky (Analecta ad enfomologiam Imperii Rossici, Berlin 1852) überein, was vielleicht darauf hindeutet, dass M. agüis Gorsky eine andere Art, und nicht wie Fieber annimmt, ein Synonym von M. gracilis Sahlb. ist.
*) Reitter führt im „Catalogus coleopt. Eur." von 1906 Car. punctato- auratus mit V. Farinesi als vou auronitens getrennte Art auf. (Wanach.)
(2) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins
Herr Stichel berichtet, dass beobachtet worden sei, wie eine M acroglossa steLlalarum L. in Freiheit auf einem Schifte eine See- reise von Gibraltar nach Suez niitgemaclit liabe. üass es sich stets nm dasselbe Tier gehandelt, sei an einem Flügeldefekt zweifelsfrei fest- gestellt. Herr Wichgraf bemerkt dazu, dass die Moskitos durch die Eisenbahnen von der südafrikanischen Küste nach Johannesburg ein- geschleppt worden sind. Herr Walter berichtet Aehnliches von der 'I'setsefliege.
Sitzung vom 2 3. Januar.
Herr Ziegler zeigte einen im Bodctal bei Altenbrak am 21. Juni V. J. gefangenen Parnasstus mnemosyne L. cf vor, der sich von den süddeutschen Faltern durch kleinere schwaciie Flecke und schmalen schwarzen Streifen am Hinterrande der Hinterflügel unterscheidet. Aus derselben Gegend und Zeit sind Erehia medusa F. cf, zwei Ar- gynnis euphrosyne L. cf mit besonders verdunkelter Wurzel und Euclidia mi ab. litterata Cyrilli (f. Herr Ziegler legte ferner einen am Bucharzewoer See bei Zirke in Posen im August v. J. er- beuteten cf von Argynnis selene Schiff'ermüller vor, dessen mittlere Fleckenreihe zickzackartig V'erbunden ist und der einen Uebergang zu f. transversa bildet.
Herr Stichel regt eine Diskussion darüber an, ob die helle und dunkle Form von Polygonia C-alblüU L. nebeneinander oder zu ver- schiedenen Jahreszeiten fliegen. Die Ansichten gehen auseinander; einige halten die helle für die Soramerform, andere meinen, beide kämen gleichzeitig vor. Herr Petersdorf ist der letzteren Ansicht, da nach seiner Meinung die hellen Stücke Q Q, die dunklen cfcf sind.
HerrWanach teilt mit, dass sich die während der vorigen Sitzung im Vereinslokal gefangene kleine Ameise als Monomoriutn phara- onis L. erwiesen habe, eine subtropische Art, die schon öfters in grösseren Städten als eingeschleppter Schädling beobachtet wurde; auch in Berlin soll sie zuweilen beobachtet worden sein, und Escherich nennt sie ,,die berüchtigte Hausameise der grossen Städte". Trotzdem berücksichtigt Schmiedeknecht sie in den ,,Flyraenopteren Mitteleuropas" (Jena 1907) merkwürdigerweise nicht.
Herr Heinrich legt den Rest seiner Schweizer Ausbeute vor, nämlich Vertreter der Gattungen Syntomis, Phragmatobia, Endrosa, Coscinia, Ino, Zygaena, Uepialus, Cossus, sowie .Mikrolepidopteren. Interesse erregen namentlich die forma punctigera Frr. und Candida Cyr. von Cosc. cribrum L. aus Zermatt, Endrosa roscida melanotnos Nick, aus Pontresina, die südliche Form von Syntomis phegea L. aus Lugano, Ino gergon Hb. aus Pontresina, Endrosa aurita Esp. und knhlweini alpestris Z. aus Airolo, irrorella riffelensis Fallou aus Zermatt, Zygaena transalpina Esp. aus Lugano und eaculans Hochenw. aus Pontresina, Phragmatobia sordida Hb. Herr Heinrich ist der Ansicht, dass es vorzuziehen sei, die sich durch geringere Grösse und zum Teil gänzliches Verschwinden der weissen Flecke auf Vorder- und Hinterflügelii auszeichnende südliche Form von Syntomis phegea L., wie es neuerdings im Staudingerschen Preisverzeichnis ge- schehe, mit ,,('x Italia' zu kennzeichnen, da die Form phegeus Esp., die vorn vier und hinten einen Fleck haben solle, nicht als streng ab-
für das Jahr 1908. (3)
gegrenzte Form anzusehen sei. Durch Vorlegung seiner in Lugano gefangenen zahlreichen Stücke weist er nach, dass Tiere mit 6, 5, 4 oder 3 Flecken vorn und 2 oder meist 1 Fleck hinten, auch solche mit unsymmetrischer Fleckung (z. B. rechts 5, links 3 Flecken) durch- einander vorkommen, was beweise, dass die als phegeus beschriebene Form nicht konstant sei. Allen südlichen cf(f sei aber die geringere Grösse der Flecke, die vielfach zu Punkten zusammenschrumpfen, ge- meinsam, während die Q 9 von der typischen Form kaum abweichen, mitunter sogar noch grössere Flecke aufweisen als Berliner Stücke.
Sitzung vom 6. Februar.
Herr Heinrich berichtet unter Vorlegung der Belegstücke, dass er die von Gillmer in Nr. 4 des ,, Entomologischen Wochenblattes" mit dem Namen fiisca Gillra. belegte schwarzbraune Form von Chrys. dorilis Hufn. Q am 16. Juni und 22. Juli 1907 auch bei Berlin ge- fangen habe, wo sie nicht eben selten zu fliegen scheine. Die Benennung fusca erscheine nur dann berechtigt, wenn sich diese Form von der im Standingerschen Katalog aufgeführten Form Orientalis Agr. unter- scheide, was er mangels Vergleichsmaterials nicht habe nachprüfen können. Auch von der ebenda beschriebenen Form von Epinephele jurtina L. cf mit grossem, gelbrotem Fleck unter der Ocejle der Vor- derflügeloberseite legt Herr Heinrich ein Stück vor, das er am 20. Juli 1904 auf Helgoland gefangen hat. Obwohl er wegen seines damals schlechten Gesundheitszustandes nur das eine Stück gefangen, glaube er doch beobachtet zu haben, dass Stücke dieser Form dort in Anzahl flogen. Dieser Umstand lege es nahe, die von Gillmer noch nicht benannte Form nach der Insel Helgoland etwa als forma Hertha oder Herthensis zu benennen, was er Herrn Gillmer vorschlagen werde.
Herr Müller bestätigt auf Grund seiner Erfahrungen das nicht seltene Vorkommen von Chrys. dorilis f. fusca Gillm. bei Berlin, und legt ebenfalls ein hier gefangenes Stück zur Ansicht vor, desgleichen ein dorilis Hufn. cf mit keilförmigen, spitz nach innen verlängerten schwarzen Flecken der Vorderflügeloberseite, und ein dorilis ^ f"'* abgerundeten?' Analwinkeln der Hinterflügel; ferner zwei Stücke von Deil. euphorhiae L., das eine sehr hell, das andere sehr dunkel, beide aus bei Berlin erbeuteten Raupen ohne Anwendung künstlicher Einflüsse erzogen.
Herr Dadd berichtet, dass er cfcf von Chrys. dorilis mit stark ausgeprägten roten Punkten auf beiden Flügelpaaren hier erbeutet habe.
Herr Huwe bemerkt zu Herrn Müllers D. euphorhiae Q, dass es der f. grentzenhergi Stgr. von Capri ausserordentlich ähnlich sei, insbesondere ausser der stark roten Färbung auch eine auffallende Verdunkelung zeige und ein feststehendos Kennzeichen jener Form, nämlich eine olivgrüne Stelle am Analwinkel der Hinterflügel aufweise.
Herr Blume hat aus seiner biologisch angelegten Sammlung einen Kasten Sphingiden nebst präparierten Raupen mitgebracht. Vertreten sind Deilephila euphorhiae L., livornica Esp., galii Rott., vesper- tilio Esp., Chaeroc. celerio L., elpenor L,, Metops. porceüus A., Macroglossa stellatarum L., Hemaris fuciformis L. und scahiosae Z. Interessant ist, dass die präparierten Raupen alle die natürliche Färbung zeigen, was er dadurch erzielt, dass er die getrockneten
(4) Sitzunfjsherichte des Berliner Entomologischen Vereins
Raupenbäl^e mit der betreffenden Grundfarbe in Pulverform füllt und wo nötig die Aussenseite mit Pinsel und Malerfarbe an.streicht.
Sitzung vom 13. Februar.
Herr Dadd zeigt den Rest seiner vorjährigen Schweizer Ausbeute, die Heteroccre:i, darunter Hesperia serratulae Rbr., cacaliae Rbr., andromedae Wallgr., malvae L., sao Hb., orbifer Hb., und von H. malvae die abweichende Form melotis Dup.
Auf Anregung des Herrn Riesen bespricht Herr Huwe die ty- pischen Unter.schiede zwischen Pamassius delius Esp, und actius Ev. einschliesslich actius caesar Stgr. unter Vorlegung von Vergleichs- stücken.
Sitzung vom 2 0. Februar.
Herr Ziegler zeigt Affrotis chardinyi Boisduval Q. und Te- phroclystia sinuosaria Eversmann 9, beide aus Allmoyen bei Sor- quitten, Ostpreussen, vor, die er vom Rittergutsbesitzer v. Woisky er- hielt. Letzterer hat den bisher nur aus Russland bekannten Spanner T. sinuosaria in Ostpreussen entdeckt.
Herr Schmack bespricht an der Hand mitgebrachten Materials die Lebensweise der südbrasilianischen Ameise Azteca miielleri; er legt ein Stück eines von der Ameise bewohnten Baumstammes vor. Der in der Landessprache Imbauba genannte Baum, Cecropia ade- nopus, erreicht eine Höhe von 20, in engen Schluchten eventuell bis 30 m Höhe; der hohle Stamm wird zu Brunnenröhren, die Kohle zur Schiesspulverbereitung verwandt. Das Q der Azteca muelleri bohrt sich in die junge Pflanze ein und legt dort im Mark seine Eier ab, aus denen sich zunächst eine Arbeiterform, Azteca nigella, entwickelt. Diese Generation lobt im Innern des Baumes und baut dort ihr Nest, dessen Ort ausserlich durch Anschwellung des Stammes kenntlich wird. Die Tiere leben von Pilzen, die sich in der Markröhre entwickeln. Erst nach mehreren Jahren entsteht die zweite Form, die eigentliche Azteca muelleri, die auf den Blättern des Baumes von kleinen An- schwellungen der Blattstiele (Müllersche Körperchen) lebt. Früher meinte man, dass die Ameisen auch dem Baum durch Vertilgung von Käferlarven Nutzen bringen, doch hat Dr. Ihering in Sao Paolo nach- gewiesen, dass das ein Irrtum sei, und dass nur die Ameise auf die Cecropia angewiesen ist. Herr Schmack zeigt ferner ausser mehreren 9 Q auch ein cf von Phyllium crurifolium vor, nebst der Pflanze, auf der diese Orthoptere lebt, und deren Blättern sie täuschend ähn- lich sieht.
Sitzung vom 5. März. Herr Stichel legt zwei noch nicht bestimmte albinotische Stücke von Argynnis zur Bestimmung vor, die von den Herren Rangnow 1907 aus Lappland mitgebracht sind; ferner Arg. pales arsilache eben- daher in einer Form, die er geneigt i>;t, nach Vergleichung mit mittel- europäischem Material, für eine dortige Subspecies zu halten. Die al- binotischen Stücke sind nach der Ansicht der überwiegenden Mehrzahl der Anwesenden der Art Arg, euphrosyne zuzuweisen. Ferner zeigt
für das Jahr 1908. (5)
er inelauotische Aberrationen (oder Subspecies?) von Cossus cossus L,, Calocampa solidaginis Hb. und Dasychira fascelina f. obscura Schule, alle aus Lappland. ')
Herr Walter zeigt melanotische Stücke vor von Melitaea athalia Rott., Argynnis paphia f. valesina, Melitaea dictynna Esp., Limenitis popidi L., Melitaea didyma 0.; liiervon auch ein besonders hell gefärbtes cf. Ferner ein herrliches Stück von Argyn- nis aglaia L., im Jahre 1907 gefangen, bei dem die Punkte der Vorder- und Hinterflügel in Streifenform übergehen. Das ganze Aus- sehen des Tieres ist ein dunkel schwärzliches.
Herr Dadd hat bei Pontresina in ca. 1900 m Höhe eine an- scheinend lokalisierte Form von Argynnis pales arsilache erbeutet, die er demnächst zeigen will.
Sitzung vom 12. März.
Herr Stichel bestätigt, dass die in der vorigen Sitzung vor- gelegten albinotischen Stücke vou Argynnis zu euphrosyne L. gehören, und lässt Grützncrsche Doppelnadeln zum Feststecken von Insekten für den Versand zirkulieren.
Herr Riesen hat eine grössere Reihe von Formen von Agroits cursoria Hfn. mitgebracht. Die Art variiert stark in Farbe, Zeich- nung und Grösse, ist sehr verbreitet. Vortragender hält die Vater- landsangaben in den Staudingerschen Katalogen für äusserst mangel- haft; beispielsweise sei für die rötlich braune Form obscura im Kata- log von 1871 nur Pommern, 1901 Pommern, Livland und die Hebriden angeführt, nicht aber Ostpreussen, obwohl Vortragender schon vor 20 Jahren diese Form in Cranz erbeutet und Staudinger zur Bestimmung eingeschickt hat. Ferner hätte früher Agrotis sagitta Hb. als Art gegolten und sei im Katalog von 1871 als Varietät von cursoria aus Südrussland angeführt; aus dem Katalog von 1901 aber sei der Name verschwunden und statt dessen eine ab. sagittata Stgr. ohne Vaterlands- angabe aufgeführt. Vortragender kann sich mit der Unterscheidung von Varietäten und Aberrationen überhaupt nicht befreunden. Die „Varietät" currens Stgr. soll nach der Heschreibung dunkler sein, be- sonders auf den Hinterflügeln. An der Ostsee hat Vortragender Stücke mit auffällig dunklen Vorderflügeln gefangen; die von Bang-Haas er- haltenen currens sind aber sehr verschieden davon, und Vertragender wäre geneigt, sie für eine gute Art zu halten. Aus Cranz hat er auch Stücke, die der Subspec. vaga Stgr. aus der Mongolei sehr ähnlich f-int!, und überhaupt hält er mehrere Stücke seiner Sammlung für durchaus würdig besonderer Namen, verzichtet aber auf die Namen- gebung. Herr Petersdorff weist darauf hin, dass Herr Müller ein sehr reiches Material von cursoria aus seiner Divenower Zucht besitzt, mit allen Uebergängen von der typischen Form zu obscura und sagitta. Herr Stichel verweist auf die sehr eingehende Bearbeitung der Gruppe durch Tutt und Hampson.
Herr Esselbach berichtet über ungemein ergiebige Fänge in Sulden im Jahre 1907 in den Hotelabtritten, die elektrisch beleuchtet
1) Vergl. den Artikel Stichel, Nord. Schmetterlingsfauna, vol. 53 p. 61 u. f. dieser Zeitschrift.
(6) Sitzungsberichte des Berliner Entomolof/ischen Vereins
• Avurdeii und deren Fenster offen standen. Er zeigte ein dabei erbeu- tetes Stück der sehr seltenen Agrotis hyperhorea carnica.
Herr Wichgraf legt nach kurzer Rekapitulation der von Bates aufgestellten Mimikrythcoric, woran er einige kritische Bemerkungen über zu weitgehende Erklärungsversuche knüpft, die interessantesten Fälle der äthiopischen Fauna aus seiner Sammlung vor, nämlich 1. Ano- sia chrysippus L. mit den Nachahmern Acr. encedon L., Bypol. misippus I.. Q, Mimacraea marshalli Tr , Pap. cenea Q. f. tro- phonius Westw; 2. Anosia alcippiis Cr. mit Acr. enc. f. alcippina Aur.; 3. Anosia dorippiis Kig. mit Acr. enc. f. daira Godm. und Uypol. Q. f. inaria Cr.; 4. Amauris niavius L. mit Hypol. an- thedon Doubl, und Pap. dardanus Brown, Q. ; 5, Amauris donii- nicanus Tr, mit Hypol. wahlbergi Wall, und Pap. cenea forma Q tibidlus Kirby,; 6, Amauris psythalea Plötz mit Hypolimnas du- bius Pal.; 7. Amauris ochlea Boisd. mit Hypol deceptor Tr. und Pseudacr. lucretia Cr. ; 8. Am. echeria f. albimactdata Butl. mit Hypol. dubius f, mima Tr. ; 9. Elymnias bammakoo Westw, mit Planema epaea Q. Cr. 10. Acraea egina Cr. mit Pseudacr. hois- duvalii Doubl, und Pap. ridleyanus White.; 11. Acraea f. areca Mab. mit Pseudacr. f. trimeni Butl,; 12, Planema aganice Hew. mit Pseudacr. imitatov Tr, und Pap. Q. cynorta Fabr.; 13. Atella phalanta Dr. mit Pseudargynnis hegetnone God.; 14. Pieris hel- cida Boisd. mit JEronia cleodora Hübn.
Herr Bisch off jun. hat am 8, März aus Anspi'ilicht gesiebte Coleopteren mitgebracht, darunter Oodes gracilis Villa und helopi- oides F,, Ctesias serra F. Q , Brachygluta fossidata Reichb,, Rei- chenbachia impressa Panz., Bythinus bidbifer Reichb., Trogo- phloeus dilatatus Er., über ein Dutzend Stenus- .\viex\ , Myllaena dubia Grav. und minuta Grav. usw., forner einige noch nicht be- stimmte Hymenoptcrcn (Proctotrupiden), Hemipteren (Halticus), Arach- noideen (Chelifer).
Herr Wanach liest eine Stelle aus einem Referat von Dr. Spei- ser über eine Arbeit von Goeldi vor, wonach QQ von Stegomyia fasciata mit Honig und Zuckerlösung am Leben erhalten werden können und der Blutnahrung nur zur Reifung der Eier bedürfen. Er teilt ferner mit, dass in der Bestimmungstabelle in Escherich ,,Die Ameise" (Braunschweig 1906) die Zahl der Fühlerglieder von Lepto- thorax acervorum F, und L, tuberum F, vertauscht ist; laut brief- licher Mitteilung von Wasmann ist dieser Fehler aus dessen Bestimmungs- tabelle der Ameisen von Holl. Limburg (1891) übernommen.
Sitzung vom 19, März, Herr Heinrich zeigt ein bei Pontresina auf stark sumpfigem Ge- biet gefangenes Stück von Argynnis pales arsilache Esp., das in der Gestalt mit dem Typus pales übereinstimmt, in der Zeichnung aber der norddeutschen arsilache nahekommt. Von letzterer unterscheidet sich diese Alpenforni der arsilache besonders durch die Form der Vorderflügcl, die wie bei pales weniger gestreckt, dafür breiter sind und mehr gerundeten Distalrand haben. Die Zeichnung ist im all- gemeinen die der deutschen arsilache, die schwarze Zeichnung etwas stärker, dii; schwarzen Punkte der Vorderflügel nach unten durch-
für das Jahr 1008. (7)
schlagend, die untere Zeichnung der Hinterflügel viel dunkler als bei deutschen Stücken, zeigt auch undeutliche schwarze Punkte in der Randzone. Es scheint, vorbehaltlich Nachprüfung der Beständigkeit der angegebenen Merkmale an einer Reihe von Stücken die Begründung einer besonderen Subspe'cies für die Schweizer Form berechtigt.
Ferner zeigt Herr Heinrich zwei bei Zermalt gefangene Stücke von Lycaena coridon Poda, die nach der albinotischen Richtung ab- weichen. Bei beiden ist die graubraune Farbe auf der Untcr.seite der Hinterflügel derart verblasst, dass die Unterseite beider Flügelpaare gleichmässig weissgrau aussieht. Der weisse Fleck im Saumfeld der Hinterflügel ist ganz verschwunden, während der Mittelfleck noch schwach sichtbar ist. Auf der Oberseite der Vorder- und Hinterfliigel ist der schwarze Randfleck ganz verschwunden, blau überflogen, dabei die Augenzeichnung auch auf den V^orderflügeln nach oben durchschlagend.
Herr Stichel bemerkt dazu, dass arsUache sehr stark variiert, die Unterscheidung der Formen wegen der vielfachen Uebergänge daher sehr schwierig ist. Hauptanhaltspunkt bleibe daher das Vaterland, und es kommt darauf an, von wo Espers Originalexemplare stammen; wenn aus Norddeufschland, wie anzunehmen ist, so ist die hiesige Form ar- silache trotz Staudingers widersprechender Diagnose. Die Alpenform müsste daher, wie Herr Heinrich angeregt, einen neuen Namen be- kommen. Im Anschluss hieran begründet Herr Stichel seinen Stand- punkt betreffend die Ausdrücke ,, Stammform'" und ,, Typus". Was ent- wicklungsgeschichtlich wirklich Stammform ist, wird sich niemals mit absoluter Sicherheit feststellen lassen; für die mit diesem Ausdruck be- zeichnete, bei der ei'sten Namengebung beschriebene Form ist daher ,, Stammform" eine sehr unglückliche Bezeichnung, die ersetzt werden muss durch den korrekten Ausdruck ,,nomenklatorischer Typus der Art'' oder abgekürzt „Typus". Als besonders eklatantes Beispiel für das Unpassende der Bezeichnung „Stammform" führt hierzu Herr Wich- graf an, dass Trimen eine sehr seltene Form des Q von Pieris zochalia Boisd. als Typus beschrieben hat.
Herr Stichel empfiehlt die in voriger Sitzung vorgelegten Grütz- nerschen Doppelnadeln auch zum Fixieren der Leiber von Lepidopteren beim Spannen. Ferner legt er vor: von Larven der Narzissenfliege, Merodon equestris F. (= M. narcissi F.) zerfressene Knollen von Amaryllis, nebst Larven, Puppen und Imagines der Fliege l).
Herr Bischoff jun. hält einen interessanten Vortrag über Mu- filliden, deren Lebensweise, abge.=ehen von MiitUla europaea L., noch wenig bekannt ist, und Scoliiden, deren Larven in Lamellicornierlarven schmarotzen, unter Vorlegung von Stücken aus seiner Sammlung, darunter auch Scolia flavifrons F., die grösste europ. Hymenoptcre.
Herr Huwe teilt mit, dass ihm jüngst ein halbierter Zwitter von Smerinthus popidi L. geschlüpft ist; die Raupe hätte keinerlei Ab- weichung vom normalen Aussehen gezeigt.
Herr Esselbach liest zwei Zeitungsartikel aus dem Berliner Tage- blatt über „Ein Berliner Insektenhaus" vor, dessen Inhalt reporter- mässig abgefasst ist und fachmännische Unkenntnis der Dinge verrät.
1) Vergl. Artikel R. Stichel Vol. 53 p. 202.
(8) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins
Herr Wichgraf lenkt die Aufmerksamkeit auf Spannbretter, doppelspitzipe Spannadeln und Etiketten von Ringler, Plallc.
Herr Bise ho ff sen. spricht über die Brutpflege der Crabroniden, die, um iiire Larven mit lebendem Futter zu versorgen, ihre Opfer durch einen Stich ins Gangl'enzentrum lähmen.
Sitzung vom 2 6. März.
Herr Stichel hält einen Vortrag über Papilioniden : Gleichwie man mit mehr oder weniger Glück andere artenreiche Insektengattungen, 2. B. Euploea, Danais, Mycalesis (Lep.) und Carabus (Col.) in Spalt- oder Untergattungen zerlegt hat, ist dies auch mit dem Genus Papilio L. geschehen. Rothschild und Jordan haben diese Aufteilung weder in ihrer Revision der indo-australischen Papilioniden noch in der neueren klassischen „Revision of the American Papilios" (Nov. Zool. XHI, 1906) angenommen, sondern sich mit dem üblichen Ver- fahren begnügt, die Schalteinheiten als Gruppen unter Benutzung des Namens der typi.schen Artvertreter (Ascanitis-Gruppe, AeneasGvuppa u. s. vv.) zu bezeichnen. Eine ausgiebige Arbeit über diese Aufteilung der Gattung Papilio fehlt, und so findet man nur hier und da Bruch- stücke, namentlich in Publikationen über indo-australische Schmetterlinge und in den Handlungskatalogcn. Für die Südamerikaner fehlt aber auch dies; nur Kirby gibt in seinem ,, Handbook of the Order Lepi- doptera'', London 1896, eine generelle Uebersicht über alle ,,Papilo"- Schaltgattungen mit den typischen Vertretern. Es kommen hier weniger neue Namen in Betracht als vielmehr alte, namentlich Hübner- sche Bezeichnungen, denen man zu ihrem Rechte verhelfen will. Was die hier in der Sitzung vorgelegten Papilionen betrifft, so gehört der als ,, Modell" gedachte
Pap. poUdarius zu Iphiclides Hbn. Zu derselben Untergattung (Kirby bezeichnet sie als Scctioncs, benutzt aber die Namen als systematische Hegriffe) bringt Kirby P. celadon l^ucas von Kuba mit ähnlicher Zeichnung, aber grüner Grundfarbe.
P. glaucus, nitidus, eurymedon und Verwandte, die ebenfalls eine ganz ähnliche Querstreifung der Flügel haben, gehören zu Euphoeades Hbn., während
P. marcelhis und philolaus trotz ihrer habituellen Aehnlichkeit aus morphologischen Gründen in die Verwandtschaft von P. proiesi- laiis L. passen und unter Cosmodesnius Haase zu führen sein würden; sie besitzen sämtlich eine breite Dufthaarfalte am Hinterrand der Hinterflügel.
Was P. enceladon Lucas betrifft, so gehört dieser nach Rothschild- Jordan (1, c, p. 655, 691) trotz gewisser morphologischer Unterschiede in die Murcellus-Gruppe ; er wird aber von unseren podalirius zu trennen und zu Cosmodesinus zu stellen sein.
Das Material des vorgezeigten Kastens verteilt sich, abgesehen von podalirius, nach den genannten Autoren auf zwei veischiedene Sektionen der ,, Revision" nämlich:
Sektion II: Fhited Swallowtails = Rinnen-Schwalbenschwänze (so genannt nach einer riiinenartigen Analfalte im Hinterflügci). Hier- zu Vertreter d<'r OlaiiCus-Gruppo {rutulus Lucas, euryniedon Lucas).
Sektion III: Kite-Swallowlails -^ Drachen-Schwalbenschwänze
für das Jahr 1908. (9)
(wegen der einem Papierdrachen ähnlichen Gestalt in der natürlichen Ruhestellung mit aufgeklappten Flügeln). Hierzu Vertrctiu- der Mar- c^ZZits-Gruppe (niarcellus floridensis Holl., philolaus Hsd.) und Protesilaus-Gvuppe {agesilaus Bsd., neosUaus Hopff., metops mega- lurus Rothsch. -Jordan, stenodesmus Rothsch.-Jord., protesilaus L., protes. nigricornis Stgr., penthesilans P'eld., tetesilatis dolius Rothsch. -Jordan, telesilaus subsp.? aus Theresopolis, S. Brasilien).
Die Crlaucus-GiYupYtQ der Sektion II ist nahe verwandt mit der Thoas- und rroi'Zi^Ä-Grnppe, während die Mareellus- und Protesi- laus-Grixppe ihre nächsten Verwandten in der l^ysithous-Gnippis (kurz oder ungeschwänzt) und Dolicaon-Grwppe haben.
Eine Revision der Kirbyschen Tabelle und eine sachgcmässe Rubrizierung der amerikanischen Papilio in die Schaltgattungen hält Stichel für eine dankbare und nützliche Aufgabe.
Herr Walter Hisst einen Kasten mit prächtigen Ornithoptercn zirkulieren, und zwar: Omithoptera richmondi cf Q. (Neu-Süd-Wales), O. priamus cf Q. (Amboina), O. ritsemae d" (Ceram), O. urvilliana cf Q (Salomonsinseln), O. Jupiter (f (Java occid), O. paradisea d" Q. (Neu-Guinea), O. hrookeana cf Q (Sumatra).
Herr Schmack bemerkt hierzu, dass Orn. urvilliana beim Aus- schlüpfen grün gefärbt ist und erst nachher blau wird, während Orn. bornemanni grün bleibt.
Herr Wichgraf, der einen Sammler für die Tropen auszurüsten hat, fragt an, was für Giftgläser jetzt als die besten gelten; Herr Blume empfiehlt Cyankalium, in ßuchenholzspäne eingebettet und mit einer ganz dünnen Gipsschicht bedeckt. In einem so vorgerichteten Glase bleiben die Falter lange Zeit spannweich.
Herr Stichel legt ein von Herrn Esselbach getangenes sehr grosses Exemplar von Sire.x gigas L, und einen Ascalaphus (sp. ?) vor.
Herr Petersdorff hat eine Reihe normaler und verdunkelter Faller mitgebracht: Melanargia galathea L. mit procida Hbst. (Dalm.), Parnassius mnemosyne L. (Schles.), mit gigantea Stgr. (Turkestan), Thais polyxena Schiff. (Ocstcrr.) mit cassandra Hb. (Dalm.), Argynnis niohe L. und aglaja J^. mit je einem sehr dunklen Stück aus Misdroy, endlich eine in Gatow gefangene Lycaena, die zwar icarus Rott. nahesteht, aber doch bedeutend von dieser Form abweicht; da ihm noch niemand das Stück hat bestimmm können, nennt er es incognita.
Herr Heinrich teilt mit, dass Tetrachlorkohlenstoff sich vorzüglich auch zum Entfernen der Schimmelpilze von aufgeweichten Dülcnfaltern eignet; Herr Blume empfiehlt ihn als ausgezeichnetes Entfettungsmittel.
Herr Dadd hat jüngst 4 cfö' und 1 9 von Biston pomonaria Hb, gefangen.
Sitzung vom 2. April. Herr Walter legt folgende Papilioniden vor: P. leosthenes cf (Neu-Süd-Wales), P. tamerlamis cf (We.st-China), P. mandarimis cf (Tibet), P. evrous cf (Tibet), P. antiphates-alcibiades cf (Sumatra), P. antiph.-tigris cf (Mindanoa), P. epaminondas cf (Kalkutta), P. anticrates cf (Nord-Indien), P. ^t/pAra/*"« (/ (Philippinen), P. aristeus cf (Perani), P. hemiocrates cf (Palai-Inseln), P. androcles cf (Ce
(10) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins
lebes), P. nigricanus (/ (Weiler), P. rhesus cf (Celebes), P. swin- hoei (f (Siam), und wird nächstens ganz neue Papilionen aus Neu- Fonimern mitbringen, zum Teil noch nicht beschriebene Arten.
Herr Schmack legt mehrere seltene palacarktische Schmetterlinge vor, die nach Herrn Huwcs Meinung zum Teil nicht so seifen sind, wie man meist annimmt; es sind: Hypolycaena livia, Cinogon as- koldensis, Dilina christophi, Sphingidus mus, Smerinthus dissi- milis, Nadata cristata.
Herr Heinrich hat am 28. März im Finkenkrug Biston hispi- daria SchifT. gefangen, darunter ein ganz frisches, wie sich beim Spannen erwies, noch etwas weiches Stück, dem die Fühler fehlen; die Hüschcl hellgelber Haare, die sonst unter den Fülilern sitzen, sind viel ausgedehnter als normal, gleichsam auf Kosten der Fühler ausgebildet.
Herr Esselbach berichtet, dass er vor einigen Jahren eine er- wachsene Kiitipe von Macrothylacia rubi L gefangen, die einen Falter mit nur einem Fühler ergab; auch an der Puppe war der rechte Fühler nicht angedeutet.
Herr Stichel erzählt, ein Herr hätte ihm vor einiger Zeit eine Puppe von Kndromis versicolora L. gebracht, deren Hülle geöflfnet war; am Kopfende war aber der After des Falters sichtbar. Da er eine Mystifikation für ausgeschlossen hält, nimmt er an, der Falter wäre nach dem Schlüpfen wieder in die Piippenhülle zurückgekrochen.
Herr W an ach lässt einen Kasten mit Ameisen zirkulieren und gibt dazu einige Erläuterungen. (Näheres s. Berl. Entom. Zeitschrift Band LH S. 220—228).
Herr Heinrich zeigt eine von Herrn Schmack erhaltene Raupe von Apatura ilia SchifT., die an einem mit Knospen besetzten Zweige bitzend sehr leicht übersehen werden kann.
Herr Blume hat in Finkenkrug vor 12 Uhr mittags nur Q Q von Biston pomonaria Schiff, und Paare in copula gefunden, aber keine einzelnen c/c/; nach 12 Uhr aber hat er noch 8 (/(/ erbeutet.
Sitzung vom 9. April.
Herr Riesen hat am 26. März ein kleines, sehr blass gezeichnetes Stück von Anisopteryx aescularia Schiff, gefangen, vielleicht eine Hungerform. Es scheint ähnlich der Subsp. japonensis (Japan, Amur) zu sein, von der er kein Vergleichsstück bekommen hat; nach der Be- schreibung ist diese Form heller, weniger gezeichnet, und der Mond- flcck auf den Hinterflügeln fehlt, was alles auch auf das vorgelegte Stück zutrifTt.
Herr Schmack legt einen Kasten mit Ornithopteren vor, darunter Orn. urvilliana mit Raupen und Puppen ; ferner 2 Stücke von Epi- phora bauhiniae Guer. (Westafrika).
Herr Wie hg ruf liest aus einem Aufsatz von Brake in der Entom. Zeitschr. über das ]jiebesleben der Schmetterlinge einige Stellen vor, erklärt hierzu, dass nach Beobachtungen von Marshall Papilio d'cf schon von eben erst schlüpfenden Q. Q angelockt wurden, die sich noch nicht aus der Erde herausgearbeitet hatten.
Herr Petersdorff hält die Angabe in dem Aufsatze, dass cfcf von Las. quercus aus dem Walde herbei geflogen wären, für unrichtig; die Raupe lebe nicht auf Eichen, sondern an Weide, in Misdroy in verheerender Menge an Preisseibeere.
für das Jahr 1908. (11)
• Herr Schmuck gibt als weitere Futterpflanzen Weissdorn und Efeu an.
Herr Stichel erwähnt, dass bei Beliconhis schon der weiblichen Puppe Geschlechtswitterung anhafte.
Herr Riesen erinnert daran, dass er vor einiger Zeit einen c/" von Orgyia antiqiia, auf dem Gespinst einer weiblichen, noch nicht ge- schlüpften Puppe gefangen und in dieser Situation präpariert habe.
Herr Spatzier stellt die Frage, ob die Copula bei Faltern nur ein- oder mehrmals erfolgt, ob im letzteren Falle nur cfcf oder Q Q oder beide Geschlechter wiederholt zur Begattung schreiten.
Herr Stichel hält einmalige Copula für die Regel, doch komme zuweilen Wiederholung vor; als Beweismittel dafür erwähnt er die bei Parnassier-9 Q zuweilen vorkommende Verdoppelung der Legetaschen, die während der Begattung gebildet werden.
Herr Wichgraf hat bei frisch geschliipften Q Q von Platysaniia cecropia ebenfalls beobachtet, dass unmittelbar nach einer Copula eine zweite eingegangen wurde.
Herr Riesen hat bei Odontoptera bidentata beobachtet, dass ein cf in wenigen Tagen nacheinander 3 Q Q , und 3 andere cfcf je 2 Q Q befruchtet haben.
Herr Wichgraf ist der Meinung, die cTc/ müssten in diesen Fällen gestört worden sein, da sie bei regulärer Copula endgültig erschöpfen.
Herr A. .lanet aus Paris weist darauf hin, dass das Q. von Heterogynis penella Hb. schon im Kokon befruchtet wird und auch darin seine Eier ablegt. Er weist ferner auf einen Druckfehler in Staudingers Katalog der palaearktischen Lepidoptera hin: auf S. 381 muss die var. von Zygaena sarpedon vernetensis (statt vermetensis) heissen, da sie nach dem Ort VerJlet les bains benannt ist.
Herr Stichel referiert über einen Aufsatz von Dr. Lindinger über Schildläuse aus Amani (..Der Pflanzer", 1907 Nr. 23): Aspidiotus destructor Sign, tritt auf» den Carolinen, in Ost- und Westafrika ungemein schädlich an Kokospalmen auf, deren Blätter diese Schildlaus dicht bedeckt; in manchen Gebieten sind nur wenige Bäume erhalten; von den meisten stehen nur blattlose Stämme als tote Säulen da. Die versuchte Bekämpfung mit einem Gemisch aus Oel, Fett, Petroleum und Seife hält Lindinger für weniger aussichtsreich, rät zur Aufsuchung und Einführung natürlicher Feinde der Schildlaus, einer Methode, die in ähnlichen Fällen in Amerika gute Erfolge gezeitigt hat.
Herr Eberhard lässt einen riesigen Kokon eines australischen Sackträgers (Metura elongata) zirkulieren.
Herr W an ach berichtet, dass er in letzter Zeit bei Potsdam an Stapelholz grosse Mengen von Rhizophagus depressus F. (hauptsächlich unter Kiefernrinde, viel seltener an Birke) und Hh. dispar Payk. (ganz vereinzelt an Kiefern, fast ausschliesslich unter Birkenrinde) gefunden; beide Arten waren in den letzten Jahren höchstens ganz vereinzelt {aufgetreten. Viel häufiger als in den Vorjahren ist auch Hylastes palliatus Gyll.; fast jedes gefangene Stück ist mit mehreren ScTiwanzmilben ( Uropoda vegetans L.) besetzt, einem gemeinen Käfer- parasiten, der sich mit einer langen, vom Hinterleib ausgehenden Röhre am Käfer befestigt. An anderen Borkenkäfern hat er diese Milbe bis- her noch nicht gefunden.
(12) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins
Sitzung vom 16. April.
Herr Ziegler zeigte eine Anzahl Argynnis pales Scliiffcrmüller, darunter ein c/, der sich der „var." arsilache nähert, aus den Alpen, ferner die Formen isis Hbn. 9, mit dunkler Zeichnung und zum Teil mit violettem Schimmer aus Sulden, napaea Hbn. Q, sehr dunkel schwarzgrün gefärbt, vom Albula, lapponica Stgr. d' und P, kleiner und heiler gefärbt, aus dem nördlichen Lappland, arsilache Esp. d' nnd 9 aus dem Grunewald, und kleinere (fcf und Q. Q. mit dunklerer Zeichnung aus Schwedisch-Lappland, caucasica (f und Q mit leb- hafterem Rot, das Q. mit gelblichem Vorderrand, aus dem Kaukasus, und generator Stgr. cf mit fast verschwindender Zeichnung der inneren Fleckenbinden der lebhaft rot gefärbten Oberffoite.
Herr Petersdorff erzählt, dass Rangnow, der mit seinem Sohn in Lappland war, die dortige Mückenplage noch für erträglicher erklärt, als eine kleine schwarze Fliege, die unter die Kleider kriecht und deren Stiche eiternde Geschwüre verursachen.
Herr Schmack legt den seltenen Charaxes diimfordi (Java) nnd Ch. dumfordi connectens Niceville (Sumatra) vor, ferner Orni- thoptera honrathiana Martin (Sumatra) und einen Kasten mit Blatt- wanzen : Petrya singnis Germ. (Neu-Mcxiko), Pachycoris fahricii L. (Kap Haiti) und eine grosse Anzahl der ungemein variabeln Art Pachycoris torridus Kl. (Colonia Hansa), deren Färbungsvariation fast an unsere Coccinella decempunctata L. heranreicht.
Herr Dadd lässt einen Kasten mit Papilioniden aus Columbien zirkulieren und bittet um Bestimmung.
Sitzung vom 23. April.
Herr Riesen zeigt ein Paar des als äusserst selten geltenden Carahus mcnetriesi Humm., das er von Dr. Bercio aus Masuren erhalten hat; auf die Bitte um genaue Fundortangabe hat Dr. Bercio erklärt, ihn nicht vor seinem Tode verraten zu wollen ; das Tier komme dort in grosser Menge vor.
Herr Riesen verliest einen Aufsatz von Sintenis in der Stettiner Elltom. Zeitung von 1878, wonach Q Q von Gonodontis bidentata Gl. sich nur einmal paaren, cfcf dagegen bis viermal. Ferner legt Herr Riesen eine grössere Reihe von PhigaUa jjcdaria F. vor, die in Grösse und Färbung stark variieren; 2 Stücke davon gehören zur f. cxtinctaria Sfndf. ; von f. monacharia Stgr. ist kein Stück da- runter. Unter den 9 $ befindet sich eins aus O.-tpreussen, das er an einem Zaun, ganz dicht mit Eiern bedeckt, gefangen hat.
Herr Dadd hält eiium höchst interessanten Vortrag über Lasio- campa quercus L., bespricht sehr eingehend die Varietäten dieser Art. unter Vorlegung von Repräsentanten der meisten Formen. Der Vortrag wird in der Vcreinszeitschrift abgedruckt werden.')
Herr Walter legt mehrere Kästen PapiUonen vor; darunter Uebergangsformen zur Gattung Parnassius\ er behält sich eine nähere Besprechung für ein anderes Mal vor.
1) Vergl. Berlin. Ent. Zeit. Vol. 53 p. 137 (1908).
für das Jahr 1908. (13)
Herr Huwe teilt die Beobachtung mit, dass die Copula bei An- therea pernii, wovon er sich Zuchtmaterial aus Kiautsehau und Böhmen verschafft hat, bis zu 72 Stunden dauert, und dass ein Q liierauf nach kurzem Eierlegen wieder eine 24 stündige Copula eingegangen ist. Bei Attacus atlas L. ist es ihm gelungen, die recht schwierig zu erreichende Copula dadurch zu erzielen, dass er dem cf Gelegenheit gibt, in einem geräumigen Zimmer zu fliegen, wonach er sich stets zur Copula geneigt zeigt.
Herr Esselbach hat sich Puppen von Taragama repanda aus Nordafrika schicken lassen; sie kamen alle gesund an, wurden genügend feucht gehalten, der erste geschlüpfte Falter aber hat sich, obwohl er sofort von der ihm gebotenen Gelegenheit, sich anzuhängen, Gebrauch machte, nicht weiter entwickelt. Auf die Bitte des Herrn Ess elb ach, ihm die vermutliche Ursache dieser Erscheinung anzugeben, äusserte Herr Huwe auf Giund seiner roichen Erfahrung in der Ealterzucht, er vermute, dass die Posfversendung schädigend auf die Puppen ein- gewirkt habe. Sehr lebhafte Puppen würden oft durch die Erschütte- rungen zu so energii-chen Bewegungen veranlasst, dass sie sich sogar, wenn sie in Moos verpackt sind, Verletzungen zuziehen, infolgederen der Faller sich beim Schlüpfen nicht aus der Puppenhaut befreien könne, wie ihm das bei einer sehr grossen und lebhaften Puppe von Actias leto Doubl, aus Indien passiert sei. Häufig seien ungünstige Temperaturverhältnisse an den Misserfolgen schuld, besonders aber ein zu langes Verweilen des Falters in der Puppenhülle, was zur Folge hat, dass die Flügel beim Schlüpfen nicht mehr weich genug sind, um sich voll entfalten zu können.
Herr Spat zier vermutet, dass zur Entfaltung der Flügel Luft in die Adern gepumpt werden müsse, und dass das Pumpen vielleicht in- folge der Beunruhigung durch den Transport unterlassen worden sei.
Herr Huwe hält die genügende Weichheit der Flügel für die Hauptsache, und kann der oft geäusserten Ansicht, zur vollen Entwick- lung der Flügel sei Sonnenlicht nötig, nicht beipflichten; die Sonne könne eher durch zu schnelles Trocknen schaden.
Herr Petersdorff stimmt dem bei und weist darauf hin, dass z. B. die Raupe von Vanessa polychloros L. sich zum Verpuppen gerade an möglichst dunkle, schattige Plätze verkriecht.
Herr Dadd hat es bei Chaerocampa elpenor L, erlebt, dass der Falter nach dem Schlüpfen einige Zeit unverändert bleibt und erst nachher sich zu entfalten beginnt. Dieselbe Erfahrung hat auch Herr Huwe gemacht.
Herr Es selb ach erwähnt die schädliche Wirkung des Lagen- wechsels bei den Puppen von Odontosia carmelita Esp. und Liemonia dumi L. Das Herausnehmen vergrabener Puppen aus der Erde ist nach Erfahrungen des Herrn Dadd bei einigen Arten verhängnisvoll. Nach Herrn Huwes Erfahrung ist die Puppe von Daphnis nerii L. erstaunlich unempfindlich gegen unvorsichtige Behandlung, die von Acherontia atropos L. dagegen ausserordentlich empfindlich; von 50 mit peinlichster Vorsicht für den Transport einzeln verpackter und mit grösster Sorgfalt behandelter Puppen hat er in einem Falle nur h oder 6 Falter erhalten. Raupen dagegen, die sich die Füsse während des Transports bis auf kurze Stummel abgelaufen hatten, ergaben ohne
(14) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins
Verlust fatlellose Falter. Es empfehle sich daher, Eier oder Raupen, aber nicht Puppen schicken zu lassen; aus 13 Eiern habe er 1 2 schöne grosse Falter erzogen: einige Puppen habe er versuchsweise aus der Erde g^enommen, was ihnen aber nicht geschadet hätte. Sehr empfind- lich gegen Transport ist auch die Puppe von Protoparce corvolvuli L.
Herr Wichgraf hat sich mit gutem Erfolg Puppen von Ach. atropos in Erde schicken lassen ; auch Puppen von Pterogon proser- pina l'all. vertragen nach Herrn Petersdorff den Transport.
Herr Huwe berichtet über die Zucht von Smerinthus quercus Schiff.; das aus dem Ei schlüpfende Räupchen benagt dieEihülle, frisst aber zunächst noch nichts weiter. Erst nach der ersten Häutung, nach der der Kopf viel grösser ist, beginnt sie mit grösstem Appetit Blätter zu fressen Das Futter hält sich, wenn man täglich frisches Wasser gibt und täglich die IStiele beschneidet, mehrere Tage frisch.
Herr Riesen ist der Ansicht, dass der Misserfolg des Herrn Esselbach darin begründet ist, dass die nordafrikanisclie Puppe hier ganz fremden Einflüssen ausgesetzt ist. Darin, dass möglichst getreue Nachiihmung der heimischen Lebensbedingungen bei jedem Zuchtversuch die Hauptsache ist, wird ihm allgemein beigestimmt. Herr Walter hat z. B. aus feucht gehaltenen Puppen von Sattirnia pr/ri Schiff, aus Palästina keinen einzigen Falter erhalten, vorzügliclie Resultate dagegen mit ganz trocken gehaltenen Puppen erreicht. Herr Riesen erwähnt, dass einem Bekannten die Zucht von Agrotis ripoe Hb. misslungen sei, solange er märkischen Sand benutzte; bei Verwendung von Seesand aber sei sie tadellos geglückt.
Herr Esselbach erzählt, er sei in Pallanza auf ,, Fledermäuse" aufmerksam gemacht worden, die um das Bogenlicht flogen ; es sei Silturnia pyri gewesen, in solchen Mengen, dass er mit einem Netz- schlage reichlich ein Dutzend erbeutete.
Sitzung vom 30. April.
Herr Ziegler zeigte von Lasiocampa quercus L eine zwerg- hafte dimorphe Aberration eines cf vor. Derselbe hat eine dem ty- pischen Q ähnliche hellrotgelbe Farbe; die dreieckigen weissen Mittel- punkte der Vorderflügel sind ohne dunkle Umgrenzung. Das Wnrzelfeld ist etwas dunkler rötlichgelb. Der hellgelbe Streifen macht am Vorder- rande eine scharfe Biegung wurzelwärts. Nach dem Distalrande zu sind die Vorderflügel durchscheinend und lassen die Rippen deutlich erkennen. Die Aberration i^t aus einer von mehreren Raupen, die gleichzeitig auf einer Weide zwischen Treptow und Rixdorf gefunden, reichlich ernährt wurden, und sonst typische q\ierfius-Y&\iev lieferten, gezüchtet worden.
Herr Dadd hält das Stück für eine Hungerform. Er berichtet ferner, dass Herr Heinrich aus dem Gelege eines in Zermatt ge- fangenen Q von Lasiocampa quercus (wahrscheinlich alpina Frey) Raupen erhalten habe, die sich schon jetzt verpuppen, was sonst erst nach 2 Jahren geschieht, vielleicht, weil er sie im Winter stark getrieben hat. Herr Stichel hält es für sehr fraglich, ob die Puppen die Suh- species alpina ergeben werden, weil die natürlichen Lebensbedingungen fehlen.
Herr Wanach berichtet über ein merkwürdiges Erlebnis mit einer
für das Jahr 1908. (15)
Kolonie von Myrmica rubra ruqinodis Nyl.. die er vor kurzem in einem morschen Aslsfück gefunden; mehrere ^ ^, die 24 Stunden im Cyankaliumglase gelegen hatten , lebten nachher wieder auf. Da Ameisen sonst sehr schnell durch Cyankalium getötet werden, scheine dieser Fall nur dadurch erklärlich, dass die Tiere noch nicht ganz aus dem Winterschlaf erwacht waren, worauf auch ihr ganzes übriges Ver- halten deutete.
Herr Dadd berichtet über einen analogen Fall: kürzlich habe Herr Hänel ein offenbar noch im Winterschlaf begriffenes Stück von Polygonia C-album ins Giftglas getan, bald darauf ein grösseres im Fluge gefangenes, das sehr schnell starb; das erste Stück sei erst nach etwa 3 — 4 Stunden zunächst aus dem Winterschlaf erwacht, dann frei- lich auch ziemlich bald gestorben,
Herr Bischoff jun. legt seine Ausbeute aus Italien und Tirol vor, darunter Parmena halteus L. {^=fasciata Villers), Haplocnemia (Mesosa) curculionoides L., zahlreiche Scarabaeen und andere Käfer, Wanderheuschrecken, Skorpione, Asseln, einen jungen Seeigel, Gelege von Mantis religiosa usw.
Sitzung vom 7. Mai.
Herr Bisch off jun. hält einen mit dankbarem Reifall aufge- nommenen Vortrag über Ameisengäste, erläutert durch mitgebrachte Beispiele aus seiner Sammlung und in grossem Massstab ausgeführte Zeichnungen, Im Anschluss hieran weist Herr Dadd darauf hin, dass viele, vielleicht alle Z/?/caöna-Raupen myrmekophil sind.
Herr Spatzier macht auf den Untersciiied zwischen Sekreten, d. h. Ausscheidungen, die vom Organismus verwendet werden (z. B. Speichel), und Exkreten, von denen sich der Organismus durch Aus- scheidung befreit (z. B. Schweiss), aufmerksam. Er weist auf die Unterschiede von Wasmanns und Darwins Theorie hin, worüber sicli ein Disput mit Herrn Bischoff sen. entspinnt. Ferner liest er ein in Berliner Schulen verteiltes Traktälchen vor, das den Zweck hat, Schul- buben vom Insektensammeln, ja sogar vom Töten notorisch schädlicher Tiere zurückzuhalten, und spricht den Wunsch aus, dass entomologische Vereine Schritte gegen solchen Unfug unternehmen möchten. Sciiliess- lich legt er Proben stereoskopisch mikroskopischer Insektenaufnahmen vom naturwissenschaftlich-stereographischen Verlag Mendel vor, und regt an, dass Herr Mendel zu einem Demonstrationsvortrag eingeladen werden möge.
Herr Riesen legt eine sehr vielseitige Coleopterenausbeute mitten aus der Stadt vor, deren Zusammensetzung aus den verschiedensten Familien er durch den plötzlichen Eintritt der warmen Witterung er- klärt. Ferner lässt er eine zahlreiche Reihe von Boarmia crepuscu- laria (Schiff.) Hb. nebst f. defessaria Frr. und B. bislortata Goeze zirkulieren. Die Tiere stammen teils aus Ostpreussen, teils aus der Mark. Es ist ihm aufgefallen, dass die Tiere aus Laubholzgebiet sich von denen aus Nadelholzgebiet stärker uuterscheidcn, als die ost- preussischen von den märkischen. Er weist auf die verwickelte Syno- nymik dieser Arten hin, und liest aus einem Aufsatze von Speiser eine Stelle vor, wonach die ,,t/ar." tristis Riesen ein Synonym von f.
(16) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins
defessaria Frr. ist. Die zweite Generation der crepuscularia ist nach seiner Erfahrung durchschnittlich kleiner als die erste.
Herr Dadd bestätigt letzteres; die beiden bei Berlin häufigen Arten sind im weiblichen Geschlecht kaum zu unterscheiden, histortata aber hat nur eine Generation und der cf ist viel heller.
Herr Petersdorff zeigt ein auffällig helles Stück von SnierinthtiS ocellata L, und zwei mit sehr dunklen Vorderflügeln.
Herr Heinrich zeigt das schon in einer früheren Sitzung (vergl. Bericht vom 2. April) besprochene Stück von Biston hispidarixis cf und ein normales Vergleichsstück vor. Die Besichtigung ergibt, dass es sich um eine interessante morphologische Missbildung handelt. Das Tier hat augenscheinlich keine Fühler gehabt, indem nicht der geringste Ansatz eines Fühlers vorhanden ist. Statt der Fühler sind 2 hell wie die Fühler gefärbte stecknadelkopfgrosse Büschel Haare vorhanden, welche die Normalform in dieser Ausdehnung nicht besitzt. Es lässt sich annehmen, dass die für die Bildung der Fühler bestimmte Materie zur Bildung bzw. weiteren Ausdehnung der hellen Büschel gedient hat, ein Fall morphologischer Missbildung, für welche dem Vortragenden ein anderes Beispiel nicht bekannt geworden ist.
Herr E. Müller hat in Finkenkrug eine sehr hübsche Aberration von Jjarentia sociata Bkh. erbeutet; sie gleicht völlig*) der Abbildung Fig. 4 auf Taf. I des XVHI. Jahresberichts des Wiener Entomologischen Vereins, die ein bei Wien gefangenes Stück darstellt. Ferner zeigt er eine sehr helle Aberration von Brephos nothum Hb. und einen präch- tigen Zwitter von Snier. populi L.
Herr Blume hat eine biologische Zusammenstellung von Spinnern mitgebracht, worunter hübsche Aberrationen \on Dendrolimus pini L. auffallen; ferner Papilio machaon L. mit Übergängen zur ab. sphyriis Hb., sowie P. podalirius L. und andere.
Sitzung vom 14. Mai.
Herr Schmack hält einen durch Vorlage prächtigen Materials aus den Beständen der Firma Herrn. Rolle illustrierten Vortrag über die Gattung Teracolus Swains.
Unter der Gattung Teracolus finden wir heute die Gattungen Teracolus Swains., Callosune Doubl, und Idmais Boisd. vereinigt. Diese Vereinigung, die von einigen Autoren, wie Schatz, nicht an- erkannt ward, hat Butler aufgestellt. Neuere Autoren haben sich Butlers Ansicht angeschlossen. Aurivillius bemerkt mit Hecht, dass durch unnütze Namen das Studium der Entomologie erschwert wird.
Die Teracolus sind bezgl. der Trennung der Arten eine der schwierigsten Gruppen. Der Zeit- und der Geschlechtsdimorphismus ist überaus stark, wozu noch eine grosse lokale Variabilität kommt.
*) Herr Bischoff sen. warnt vor Benutzung des Ausdruckes „dasselbe Tier"; als er gelegentlich einer Analyse von Leitungswasser einen Süss- wasserpolypen gefunden und berichtet hatte, dasselbe Tier habe er schon früher einmal bei gleicher Gelegenheit gefunden, wurde ihm von einer Zeitung vorgeworfen, es sei doch überaus leichtsinnig, diesem Tier Gelegenheit zum Entwischen gegeben zu haben, so dass es sich zum zweiten Male in einer Wasserleitung ansiedeln konnte.
für das Jahr 1908. (17)
Die Familie bewohnt hauptsächlich Afrika südlich der Sahara, Vorderasien, Vorderindien und Ceylon und zwar lieben die Falter heisse und trockene Distrikte.
Bisher sind ca. 150 Arten und Varietäten der Familie Teracolus bekannt. Aurivillius bespricht in seinem Werke „Rhopalocera aethiopica" allein 59 Arten ohne die Varietäten.
Der Vortragende besprach dann eingehender die Formen Terac. fatistus Oliv., Ter. Calais Cram., Ter. chrysonome Klug, Ter. eris Klug, Ter. suhfasciatus Swains., nach welchem die Gattung aufgestellt wurde; ferner Ter. regina Trimen, Ter. Jone Godart, Ter. auxo Lucas, Ter. incretus Butl., Ter. eupompe Klug, Ter. annae Wall., omphale Godm., achine Cram., anterippe Boisd. und zuletzt die sehr schönen Ter. praeclarus Butl., celimene Lucas und zoe Grandid.
Von diesen und noch einigen anderen Formen hatte der Vortragende meist mehrere Stücke zur Demonstration und wo diese fehlten, verwies er auf die vorzüglichen Abbildungen des Werkes von Miss Sharpe, welche er gleichfalls zirkulieren Hess.
Zum Schluss erwähnte er noch, dass die bedeutendste Teracolus- Sammlung sich im britischen Museum in London befindet.
Hierzu bemerkt Herr Dadd, er kenne ButJer, der sich beson- ders eingehend mit dieser Gattung beschäftigt habe, persönlich; dieser habe zur Ergänzung der Museumssammlung seltene Formen, die dem Museum fehlen, durch Abbildungen nach fremden Originalen ersetzt, ein Verfahren, das entschieden zur Nachahmung zu empfehlen ist. Ferner erwähnt Herr Bischo'ff sen., dass violette Farbentöne unserer Schmetterlingsfauna keineswegs fehlen, und weist z. B. auf das schöne, irisierende Violet bei Vanessa io hin.
Herr Mendel hat auf Einladung durch Herrn Spatzier eine Anzahl Stereoskope nebst reichhaltiger Reihe entomologischer und sonstiger naturwissenschaftlicher Microstereoskopaufnahmen mitgebracht und gibt eine kurze Erläuterung des stereoskopischen Prinzips und einen Ueberblick über die wissenschaftlichen Anwendungen der Stereos- kopie. Besonderen Beifall finden die prächtigen stereoskopischen Röntgenaufnahmen von Injektionspräparaten des Blutgefässsysteras des menschlichen Körpers, und unter den microstereoskopischen insbesondere die entomologische Serie des Mendelschcn naturwissenschaftlich-stereo- graphischen Verlags. Die ersten Versuche, solche Aufnahmen mit der „Wippe", d. h. durch Kippen des Objekts herzustellen, gaben schlechte Resultate, weil die Beleuchtung der beiden Teilbilder infolge des Kippens verschieden ausfiel. Auch die Methode der Blendenverschiebung gab keine zufriedenstellenden Resultate; solche erzielte Herr Mendel erst durch Kippen der Aufnahmekamera, wobei das Objekt gegenüber der Beleuchtungsquelle in Ruhe bleibt.
Im Anschluss an diesen Vortrag weist Herr Wanach auf Täuschungen hin, die bei gewissen astronomischen Stereoskopaufnahmen durch Bewegungen in der Zeit zwischen den Aufnahmen beider Teil- bilder hervorgerufen werden, wodurch ein eigentlich falscher stereo- skopischer Effekt entsteht. Herr Bisch off sen. erwähnt Täuschungen bei stereoskopischer Prüfung von Wechselfälschungen, wobei die Nach- träge unter Umständen den Eindruck machen, als seien sie älter als die ursprüngliche Schrift.
b
(18) Sitzungsberichte des Berliner Entomoloffischen Vereins
Herr Dadd legt einen Kasten mit Ileliconiern und Ithomiiden vor, die er bei einer Londoner Auktion erstanden hat, Herr Petersdorff die spanische Melitaea aurinia desfontainii God.
Sitzung vom 21. Mai.
Herr Quiel liält einen Vortrag über coprophage Lamellicornier, gibt eine anschauliche Schilderung der Lebensweise, insbesondere der Brutpflege der pilienwälzenden Scarabäiden, unter Vorlage von Haupt- vertretern der wichtigsten Gattungen aus Herrn B i s c h o ff s Sammlung. Auf Grund zum Teil widersprechender Angaben in der Literatur ge- langt er zu dem Urteil, dass noch vieles, was nach manchen biologischen Schilderungen als feststehende Tatsache erscheinen könnte, der nach- prüfenden Beobachtung bedarf.
Im Anschluss an den mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Vortrag weist Her Wanach darauf hin, dass zwar die meisten, aber nicht alle Coprophagen gute Flieger sind, und lässt zwei Repräsentanten der im Älittelmeergebiet heimischen Gattung Thorectes Muls. zirkulieren, die sich durch verkümmerte Flügel, zum Teil sogar an der Naht ver- wachsene Flügeldecken auszeichnet.
Herr Bisch off erwähnt, dass er Scarabaeus semipunctatus F. auf dem Lido von Venedig früher vorwiegend Pillen aus Eselmist formen sah, dass der Käfer aber jetzt, seitdem ihm in grösster Menge Menschenkot zur Verfügung steht, diesen durchaus bevorzugt. Aus der harten glatten Oberfläche der Kotpillen glaubt er schliessen zu müssen, dass der Käfer sie mit einem Exkret gewissermassen lackiert. Weiter erwähnt er, dass viele Coprophagen oft auch an Aas zu finden sind, andererseits auch manche Aasfresser an faulende Pilze gehen, wie z. B. Oeceoptoma thoracicum L. gelegentlich massenhaft an faulenden, wie Aas stinkenden Phalluspilzen zu finden sei.
Herr Dadd weist auf eine von Herrn Quiel erwähnte Aeusserung von Intelligenz bei ScarabaeuS hin; seine Ansicht, dass die Erklärung solcher Erscheinungen durch Instinkt in vielen Fällen gar zu gekünstelt und gezwungen, und dass Intelligenz durchaus nicht ausschliessliches Privilegium der Species Homo sapiens sei, findet allseitige Zustimmung. Herr Bisch off schildert als Beispiel eine Beobachtung aus Misdroy: einer Ammophila sahidosa L., die eine Cimft^^-Larve zu ihrem Ei- schacht schleppte, legte er einen Stock in den Wegj kurze Zeit nur stutzte die Ammophila, schleppte dann ihre Beute am Stock entlang, und vom Ende des Hindernisses aus direkt zum Schacht. Herr Petersdorf erwäiint, wie die Kreuzspinne die Anlage ihres Netzes damit beginnt, dass sie den ersten Faden vom Winde von einem Baum zum andern tragen lässt, um ihn dann als Brücke zu benutzen.
Herr Riesen legt mehrere Stücke von Chimabacche fagella F. nebst der von Sorhagen merkwürdigerweise nicht aufgeführten „var." dormoyella Dup, vor, die im Treptower Plenterwald keineswegs selten sei.
Herr Stichel zeigt zwei Nashornkäfer, wovon einer von einer Unmenge von Milben, anscheinend Uropoda vegetans besetzt ist; der andere, ein cf, zeigt an der hinteren Seite des Horns etwas unter der Mitte einen kräftigen rückwärts gerichteten Auswuchs, gleichsam eine zweite Spitze.
Herr Schmack legt zum Teil noch unbekannte Heuschrecken
für das Jahr 1908. (19)
aus Mexiko, Lafernenträger und andere Cikaden, riesige Wanzen usw. vor, ferner eine sehr empfehlenswerte Reparaturpinzette von Tamm.
Herr Dadd weist auf die ausserordentlich eingehenden hiologischen Angaben über Argynnis-kviQn bei Tutt hin, erwähnt, dass die Raupen von paphia und adippe nach dem Ausschlüpfen vor der Ueberwinterung nur die Eihülle fressen, dann fast 6 Monate fasten, bevor sie die Futterpflanze zu fressen beginnen.
Sitzung vom 4. Juni.
Herr Stichel legt ein Exemplar des Raupenkalenders von Schreiber vor, den er wegen seiner vorzüglichen Einrichtung warm empfiehlt.
Herr Spat zier weist im Anschluss an die in voriger Sitzung stattgefundene Diskussion über Intelligenz im Tierreich darauf hin, dass sich viele als Aeusserung einer Intelligenz gedeutete Erscheinungen durch Instinkt, der als ererbtes Gedächtnis definiert wird, erklären lassen. Er ist zwar persönlich nicht der Ansicht, dass durchaus alles dem Instinkt allein zuzuschreiben sei; man dürfe aber mit der Annahme bewusster Intelligenz auch nicht gar zu verschwenderisch umgehen. Die Diskussion, an der sich die Herren Ziegler, Walter, Wanach beteiligen, ergibt keine prinzipielle Abweichung von dieser Ansicht.
Herr Bisch off jr. teilt im Anschluss an seinen früheren Vortrag über myrmecophile Insekten eine Beobachtung mit, wonach nicht nur Lycaena-, sondern auch ^r^^/wms-Raupen myrmecophil zu sein scheinen; solche habe er in ein Nest von Formica rufa sich ver- kriechen gesehen, ohne dass sie von den Ameisen angegriffen worden wären. Ferner legt er eine zahlreiche Ausbeute von Chironomus rufipes L. vor, einer von Schiner und Neuhaus als selten be- zeichneten Zuckmücke, von der Neuhaus nur ein weibliches Exemplar in seiner Sammlung gehabt hat. Herr Bischoff hat allein auf der Moltkebrücke 4Ü c/'o^ und 4 Q Q erbeutet, und noch mehr in der Nachbarschaft. Ferner führt er den von seinem Vater bereits vor einem Jahr gezeigten verkrüppelten Carahiis intricatus (vergl. Sitzungs- bericht vom 23. Mai 1907) vor; einen Regenwurm ergreift der Käfer sofort und verzehrt ihn, ohne sich durch die Wanderung seiner Be- hausung von Hand zu Hand stören zu lassen.
Herr Stüler zeigt eine schon früher einmal mitgebrachte rumänische Spinne, Trochosa singoriensis, die wegen ihrer starken Kiefern und des schmerzhaften, Geschwüre verursachenden Bisses sehr gefürchtet ist, und berichtet über die interessante Methode, nach der das Tier gefangen wird. Da die Spinne in der Erde lebt und sehr bissig ist, wird sie mit an Fäden gebundenen Kautschukkugeln in die sie sich sofort verbeisst, aus ihrem Versteck geangelt.
Herr Spat zier fragt nach der Präparationsmethode, nach der im König). Museum Spinnen mit sehr schönem Erfolg trocken präpariert werden. Eine positive Antwort kann ihm niemand geben; Herr Wanach weist auf eine von Scheidter in Nr. 4 der Schwabacher ,, Entomolo- gischen Blätter" beschriebene Präparationsmethode hin, die zwar lange Zeit in Anspruch nimmt, aber vorzügliche Trockenpräparate von Larven und Puppen, vermutlich aber auch von Spinnen liefern soll.
b*
(20) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins
Sitzung vom 11. Juni.
Im Anschluss an die Verlesung des Protokolls der vorigen Sitzung erwähnt Herr Stichel, dass in Brasilien und Afrika Microlepidopteren- raupen in Ameisennestern vorkommen und sich vom Baustoff der Nester nähren. Herr Dadd erinnert an unsere Wachsmotte und weist darauf hin, dass die meisten Lycaenenraupen von Ameisen nur geschützt, die von Lycaena minima P'uessl. aber ins Nest geschleppt werden.
Herr Schmack lässt einen Kasten mit paläarktischen Caraben zirkulieren, darunter Calosoma denticolle Gebl., Procerus gigas Creutz., mehrere Rassen von Carahus coriaceus L., C. caelatus F., C. septemcarinatus Motsch., Trihacc nordmanni, Cratocephalus akinini usw.
Herr Dadd berichtet über den Fang von Saturnia pavonia L. : Q Q hat er nur auf der Heide gesehen, meist Eier legend, cfcf da- gegen ausschliesslich an Baumstämmen sitzend. unter einer Birke fand er auch ein Q von Aglia tau L., ohne dass in der Nähe Buclien zu finden waren.
Herr Wanach legt eine seltene Fliege vor, mit eigentümlichen, breit dreieckig nach hinten verlängerten Flügeln, die er in Potsdam erbeutet hat; es \st Rhamphomyia platyptera Vnz., wovon Neuhaus nur ein einziges bei Berlin nicht einmal von ihm selbst gefangenes Exemplar in seiner Sammlung gehabt hat, Herr Bischoff jr. hat neuerdings in Finkenkrug 4 Stück davon auf Erlengebüsch erbeutet.
Herr Dadd klagt über die schlechten bisherigen Fangergebnisse dieses Jahres, besonders beim Ködern. Immerhin hat er die seltene Acidalia pallidata Bkh. bei Finkenkrug erbeutet; vor einigen Jahren waren ihm Kaupen dieser Art bei der Ueberwinterung zugrunde gegangen. Am 28. Mai fand er auf einem Wiesenweg 10 cfcf und ein P; als Futterpflanze für die Raupe hatte er mit Löwenzahn keinen Erfolg gehabt; er vermutet jedoch, dass Veronica, die am Fundplafz in Menge stand, die richtige Futterpflanze wäre. Nemoria viridata L. war sehr häufig; von der selteneren Metrocainpa margaritata L. fing er bei Templin 3 z. T. lädierte Q. 9, wovon aber eins Eier abgelegt hat. Die Art ist in England nicht selten, die Raupe soll an Haselnuss leben, Auch an Birke, nach Herrn Heinrich hier vorwiegend an Eiche und Buche.
Herr Petersdorff teilt mit, dass Herr Zobel in Ostpreussen Pygaera timon gefangen habe.
Herr Dr. Bischoff berichtet über bevorstehenden Nonnenfrass in Misdroy. Die Falter traten im vorigen Jahre so massenhaft auf, dass schon grosse Abholzungen geplant wurden. Da aber die Eier ziemlich hoch an den Stämmen in Rindenritzen abgelegt wurden, waren die dortigen Förster, die keine Eier oder Raupen gefunden hatten, zur Ansicht gelangt, die Brut sei durch natürliche Feinde zugrunde ge- gangen. Zu Pfingsten aber fand Herr Dr. Bischoff mit seinem Sohne an Bäumen, die die Förster für völlig frei hielten, Dutzende von Raupen, ja an einem solchen Baum fingen sie in 10 Minuten 300 Stück. Die Raupen waren an Kiefer noch klein, an Buche schienen sie etwa die 3. Häutung hinter sich zu haben.
Herr Dadd bemerkt, dass auch im hiesigen Gebiet Raupen von Li. monacha, Malacosoma neustria L., Eupr actis chrysorrhoea L. massenhaft auftreten.
für das Jahr 1908. (21)
Herr Stichel erwähnt, dass in Südtirol Raupen von M. neustria an Blüten der echten Kastanie verheerend aufgetreten seien, Herr Petersdorff, dass die von Lym. dispar L. häufig Rhabarberblüten fressen.
Herr Dadd hat Raupen von I^. monacha an niederem Kraut fressend gefunden; auch Malacosoma castrensis L. trete massenhaft auf.
Herr Walter hat im Erzgebirge vor vielen Jahren eine originelle und sehr wirksame Nonuenvertilgungsmethode kennen gelernt; die grossen Exhaustoren, die zur Bergwerksventilalion dienen, seien abends dazu benutzt worden, die durch Scheinwerfer angelockten schwärmenden Falter in Massen anzusaugen.
Herr Petersdorff fand vor einigen Jahren eine Weidenallee durch Raupen von Stilpnotia Salicis L. vollständig kahlgefressen.
Herr Dadd hat in Finkenkrug Raupen der sonst sehr seltenen Arctornis l-nigrum Mueller ziemlich zahlreich gefunden.
Sitzung vom 3. September.
Herr Q u e d e n f e 1 d hält einen Vortrag über „Blumen und Insekten". Anknüpfend an den Mechanismus des Befruchtungsvorganges der Blüten- pflanzen schildert er die wichtige, in zahllosen Fällen unbedingt not- wendige Rolle, die dabei den blütenbesuchenden Insekten zufällt. Die zur Verhütung der Inzucht durch Selbstbestäubung bei vielen Blüten, namentlich Orchideen, vorhandenen, oft bewundernswert raffinierten Einrichtungen, die es dem cektarsuchenden Insekt nicht eher ermög- lichen an sein Ziel zu gelangen, als bis es den an seinem Körper klebenden mitgebrachten Pollen auf die Narbe übertragen, und erst hiernach von den Staubfäden neuen Pollen für den Weitertransport ab- gestreift hat, werden durch zahlreiche Abbildungen erläutert. Die lebendigen Schilderungen einer Reihe von typischen Fällen der Insekten- bestäubung wurden mit lebhaftem Interesse und warmem Dank auf- genommen.
Herr Dr. Bi seh off bemerkt hierzu, dass in den Vanillepflanzungen, wo die in der Heimat der Vanille lebenden Insekten fehlen, künstliche Befruchtung genau nach dem Muster der Insektenbestäubung geübt wird, da sonst jede Fruchtbildung ausbleiben müsste.
Herr Rangnow hat eine Reihe lappländischer Falter mitgebracht, darunter Agrotis tecta, Anomogyna laetabilis, Anarta hohemanni. An. lapponica tenebricosa, und eine ihm noch unbekannte Anarta, ähnlich An. melalenca, aber fast doppelt so gross, mit weisser ^»'ieren- niakel, starken, keilförmigen, schwarzen, submarginalen Flecken am Distalrande des Vorderflügels.
Herr Müller zeigt eine Anzahl an der Ostsee erbeuteter Agrotis cursoria Hufn., darunter auch die Formen obscura Stdgr. und sagitta Hb. (Letztere ist von Staudinger sagittata benannt worden, nach Spuler, Schmetterl. Europas Bd. 1. S. 159, zu Unrecht.)
Sitzung vom 10. September. Herr Prof. Dr. Nagel sprach über den Geruchs- und Geschmacks- sinn der Insekten. Die bekannte Tatsache, dass Schmetterlings-c/(/ auf grosse Entfernungen versteckt sitzende Q. Q. zu finden wissen, wird im allgemeinen dahin gedeutet, dass ein hochentwickelter Geruchssinn
(22) Sitzungsberichte des Berliner Kntomologischen Vereins
sie zum Ziele führt; docli stösst diese Erklärung bei manchen Erschei- nungen auf Schwierigkeiten. Unsere Geruchswahruehmungen werden in der Regel durch Berührung von Gasen oder Dämpfen mit der Nasen- schleimhaut ausgelöst ; da aber eine winzige Menge Moschus ein ganzes Jahr lang einen grossen Saal mit intensivem Geruch erfüllen kann, ohne dass ihr Gewicht um den geringsten, mit den feinsten Präzisions- wagen nachweisbaren Betrag abnimmt, ist die Hypothese aufgestellt worden, dass es sich hier um Schwingungen noch unbekannter Natur handelt. Beweise haben wir bisher weder für noch gegen diese An- nahme. Bei manchen Lepidopteren sind Duftstofte, die auch uns wahr- nehmbar werden, nachweisbar; in den meisten Fällen aber, in denen wir Geruchsempfindung bei Insekten annehmen, riechen wir nichts. Das Aufsuchen einer Geruchsquelle wird dadurch ermöglicht, dass die Geruchsintensität im allgemeinen bei Annäherung zu-, bei Entfernung abnimmt. Wenn die fliegenden Insekten einen ähnlichen Geruchssinn haben wie wir, so rauss ihnen das Aufsuchen einer Duftquelle leichter werden, da sie sich schneller bewegen, also schnellere Aenderungen der Geruchsintensität und damit den Anhalt zur Orientierung erlangen. Als sicher dürfen wir betrachten, dass bei den Insekten gewisse Triebe durch Geruchsempfindung ausgelöst werden, so bei Bienen und Wespen durch Honiggeruch der Nahrungstrieb; auffälliger ist es schon, dass der Trieb zur Eiablage bei Lepidopteren durch die Nahrungspflanze der Raupe ausgelöst wird, obwohl die Imago keinerlei sozusagen persön- liches Interesse an der Pflanze haben kann. Erklärlicher ist schon die Kombination beider Triebe z. B. bei der Schmeissfliege, die an faulem Fleisch selbst saugt und zugleich ihre Eier daran ablegt. Ob aber in allen diesen Fällen Bewusstseinsvorgänge im Spiel sind, wie bei uns, darüber können wir nichts Sicheres feststellen. Ob eine Raupe, wenn sie das Blatt ihrer Futterpflanze betastet, ihre Palpen in unmittelbare Berührung mit dem Blatt bringt, ist zweifelhaft; es scheint sicher, dass sie es schon auf Distanz, wenn auch sehr geringe, erkennt. Aber auch als Geschmacksorgane scheinen die Palpen zu dienen, da z. B. die Raupe von Van. io ihre Palpen in den zerkauten Nesselballen, den sie in den Mandibeln hält, eintaucht. Ein Geschraacksorgan im Innern der Mundhöhle, wie es bei manchen Insekten sicher nachgewiesen ist, ist bei Raupen bisher noch nicht gefunden worden. Ein sehr bequemes Untersuchungsobjekt ist wegen seiner Lebhaftigkeit und Gefrässigkeit ein Dytiscus ; gibt man ihm Fleisch, so frisst er gierig daran, auch wenn man z. B. mit einer Nadel das Fleischstück hin und her bewegt; beträufelt man aber das Fleisch mittels Pipette mit etwas Chininlösung, so stösst der Dytiscus es sofort energisch beiseite, während Zuckei-- lösung seinen Appetit noch steigert. Er erkennt das Chinin aber nur auf kürzeste Distanz; denn gibt man ihm schon vorher mit Chinin imprägniertes Fleisch, so stürzt er sich gierig darauf, um erst zurück- zuschrecken, wenn er hineingebissen hat. Bietet man dem Dytiscus ein reines, nur mit Wasser getränktes Bällchen aus Fliesspapier an, so ergreift er es, falls er hungrig ist, lässt es aber bald wieder los; länger nagt er schon daran, wenn man es nur in den Fingern gerollt hat, so dass es etwas Schweiss aufgenommen hat, und mit grosser Gier, wenn es mit Zuckerlösung oder Fleischsaft getränkt ist; tränkt man es aber mit Chininlösung, so wird es viel schneller und energischer fortgestossen
für das Jahr 1908. (23)
als ein reines, nur Wasser enthaltendes Bällchen. Doch schützt der Geschmackssinn den Dytiscus nicht vor allen Gefahren; als einer Holländerkäse gefressen hatte, tobte er lange Zeit wie rasend im Aquarium umher, erholte sich aber nach längerer Zeit. Ameisen, denen Forel mit Phosphor versetzten Honig gab, frassen davon mit Appetit, starben aber alsbald. Die Unterscheidung von Süssstofifen, z. B. Zucker, Glyzerin und Saccharin, die uns verhältnismässig schwer wird, fällt den Insekten viel leichter; Dytiscus z. B. verhält sich gegen Glyzerin sehr misstrauisch, äussert gegen Saccharin die grösste Abneigung, wie schein- bar alle Insekten; besonders Hummeln und Bienen, denen man mit Saccharin versetztes Futter vorsetzt, säubern sofort nach dem ersten Versuch energisch ihre Mundteile. Doch gibt es individuelle Unter- schiede; als einem Volk von Vespa saoconica Pflaumen vorgelegt wurden, die teils mit Zucker, teils Glyzerin und Saccharin für mensch- lichen Geschmack gleich stark versüsst waren, frassen einige auch an den mit Saccharin versetzten, die von den meisten verabscheut wurden. Welches die Geruchsorgane der Insekten sind, hat man schon vor langer Zeit festzustellen gesucht; anfangs liess man sich zu dem Analogie- schluss verleiten, dass auch bei ihnen das Geruchsorgan an das Atmungs- organ gebunden sei, und suchte es in den Tracheenöffnungen, meinte sogar einen experimentellen Beweis dafür erbracht zu haben, indem ein Käfer, dessen Hinterleib in ein Gefäss gesteckt wurde, in dem man Schwefel oder Haare oder dergl. verbrannte, zu zappeln begann. Dass das kein Beweis war, wurde bald von anderer Seite gezeigt; der Käfer zappelte auch, wenn man seinen Kopf hineinsteckte und die Tracheen- Öffnungen vor den Dämpfen schützte. Die Sucht zu anthropomorphisiercn hat ja auch zu der noch vor 30 Jahren eifrig verteidigten Annahme geführt, die Antennen seien die Ohren der Insekten, weil das Gehör- organ durchaus ein paariges Organ sein müsste. Während sich unser Geruchsorgan nur betätigt, wenn wir Luft hindurchstreichen lassen, ist ja auch der umgekehrte Vorgang denkbar, dass das Geruchsorgan gegen die ruhende Luft bewegt wird; das schnelle Vibrieren der Fühler mancher Schlupfwespen z. B. deutet darauf hin. Dass die Antennen das Geruchsorgan der Insekten sind, dürfte zwar in der Kegel richtig sein, aber nicht ausnahmslos; bei den Libellen scheinen die rudimentären Fühler durchaus keine Gcruchsempfindung zu übermitteln. Dass Insekten nach Amputation der Fühler zu Geruchswahrnehmungen unfähig er- scheinen, ist allein noch kein ausreichender Beweis dafür, dass die F^ühler Geruchsorgane sind; man darf die Chokwirkung solcher Ver- letzungen nicht ausser Acht lassen. Erwarten müssen wir von dem Geruchsorgan, dass sich darin Nervenendigungen finden, die nicht etwa durch eine dicke Chitinschicht von der Luft abgeschlossen sind; dick- wandige starke Borsten z. B. können keine Geruchsorgane sein, auch wenn ein feiner Nerv in sie eintritt. Es finden sich aber, und zwar besonders zahlreich bei Insekten mit hochentwickeltem Geruchssinn, eigentümliche kegelförmige, an der Spitze mit einem ausserordentlich dünnen Häutchen versehene Ausstülpungen der Chitinhaut, oft am Grunde eines Grübchens gelegen, und so noch besser vor Verletzungen geschützt. Das sind höchstwahrscheinlich die eigentlichen Elemente des Geruchsorgans, wie Amputation, Lackierung und ähnliche Experi- mente bestätigen. Diese Riechkegel finden sich aber keineswegs nur
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an den Antennen, sonsern können auch an anderen Körperteilen auf- treten. Ganz ähnlich sind auch die Elemente der Geschmacksorgane beschaffen, die sich zum Teil als eiussere Organe z. B. am Fliegenrüssel finden. Auch die Zäpfchen an Schmetterlingsrüsseln, die einst als Organe zum Aufreissen der Nektarien gedeutet wurden, dazu aber sicher in den meisten Fällen untauglich sind, namentlich wenn sie ver- tieft in Grübchen liegen, scheinen äussere Geschmacksorgane zu sein. Aber auch innere kommen vor, teils am oberen, teils am unteren Teil der Mundhöhle; hierher gehört z. B. die unserer Zunge auch rein äusserlich ziemlich ähnliche „Innenlippe" oder „Zunge" von Aeschna usw. Bei Dytiscus scheinen auch die Palpen Geschmacksorgane zu sein, neben denen aber auch innere anzunehmen sind. Amputiert man einem Dytiscus die Fühler, so ändert sich in seinem Benehmen weiter nichts, als dass er im Schwimmen ungeschickter und träger wird; am- putiert man aber die Palpen, so verliert er die Fähigkeit, Futter auf Distanz wahrzunehmen, beginnt erst zu fressen, wenn man es ihm an den Mund drückt. Nach Exstirpation des Teils der Mundhöhle, in dem Prof. Nagel das innere Geschmacksorgau vermutete, stürzte sich der Dytiscus ganz wie ein normaler auf jede Nahrung, Hess sie aber nach kurzem Kauen stets wieder fallen, genau wie das normale Tier es mit reinen Papierbällchen tat. Es schien also wirklich die Geschmacks- wahrnehmung in der Mundhöhle verloren zu sein; immerhin ist es aber auch möglich, dass nur etwa die Fähigkeit zu schlucken vernichtet war. In der Deutung solcher subtilen Experimente kann man nicht vorsichtig genug sein.
An den mit besonderem Dank wegen der erschwerenden äusseren Umstände (Ueborsiedlung nach Rostock infolge Berufung auf den dortigen Lehrstuhl für Physiologie) aufgenommenen Vortrag knüpfte sich eine lebhafte Diskussion. Herr Bisch off sen. weist dartruf hin, dass nicht alle Insekten sich antipathisch gegen Bitterstoffe verhalten; kürzlich stand in einer naturwissenschaftlichen Zeitschrift zu lesen, der Bitterstoff der Euphorbiaceen habe den Zweck, die Pflanze vor Frass zu schützen; daran kehrt sich die Raupe von Deil. euphorbiae jeden- falls nicht! Es wäre interessant zu untersuchen, ob sich Tiere gegen Chemikalien vielleicht anders verhalten, als gegen Naturprodukte, in denen diese Stoffe als wirksame Bestandteile enthalten sind; er halte es für möglich, dass Dytiscus gegen Chinarindenextrakt keinen oder geringeren Abscheu geäussert hätte, als gegen reines Chinin.
Herr Nagel hat darüber keine Versuche angestellt, nur ganz all- gemein bei Fleischfressern einen hochgradigen Widerwillen gegen Bitterstoffe schon bei starker Verdünnung beobachtet.
Dass das Unterscheidungsvermögen zwischen Zucker und Saccharin oft auch beim Menschen deutlich vorhanden ist, wird von mehreren Seiten bestätigt; Herr Wichgraf, der während des 'iVansvaalkrieges lange Zeit auf Saccharin angewiesen war, hat den Geschmack nach längerem Gebrauch geradezu als bitter empfunden; Herr Dadd meinte einen schädigenden Einfluss des Saccharins auf die Denkfähigkeit beobachtet zu haben, der sofort mit Aufhören des Saccharingebrauchs fortfiel. Er hält es für möglich, dass bei Schmettorlingsvveibchen, die ihre Eier an die Futterpflanze der Raupen ablegen, eine Art Erinnerung vom eigenen Raupenstadium her eine Rolle spiele. Ihm erscheint die
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Frage, ob Schmetterlings-c/c/ die 9 Q durch den Geruchsinn finden, noch nicht entschieden, da sie auch mit dem Winde anfliegen. Herr Stichel erwähnt, dass ein französisclier Forscher (Fahre) Schwingungen, ähnlich denen der drahtlosen Telegraphie, dafür in Anspruch nimmt ; doch spricht direkt für eine Geruchswirkung und gegen die Schwingungs- hypothese die Tatsache, dass die cf^f auch Plätze aufsuchen, die das Q bereits vor einiger Zeit verlassen hat. Herr Kolbe führt als starken Beweisgrund für den Sitz des Geruchssinnes in den Füiilern ihre besonders bei manchen Schmetterlingsfamilien so viel stärkere Ausbildung beim männlichen Geschlecht an. Herrn Spatzier ist es aufgefallen, dass stets und überall nur die Rede davon ist, dass das (f das Q aufsucht, und zwar durch den Geruch geleitet; wir dagegen können diesen Geruch des 9 nicht wahrnehmen, wohl aber in manchen Fällen einen nur dem cf eigenen, z. B. bei Picriden, Lycaeuiden etc., wo Duftschuppen nur beim c^ vorkommen. Hierzu bemerkt Herr Nagel, dass es durchaus fraglich ist, ob dieser für uns wahrnehmbare Geruch des ö^ auch vom Q wahrgenommen wird ; es sei auch garnicht nötig anzunehmen, dass die Geruchsenipfindung bei den Insekten der unsrigen ähnlich, überhaupt mit einem Bewusstseinsvorgang verknüpft sei; sicher darf man nur behaupten, dass die Sexualtätigkeit der cfcf in den besprochenen Fällen durch Ausdünstungen des 2 ausgelöst wird. Wie weit überhaupt Bewusstsein bei Insekten vorhanden ist, bleibt völlig unkontrollierbar. Derselben Meinung ist Herr Stichel; die bei manchen Exoten ungemein entwickelten sogenannten Duftorgane in Form von Pinseln an den Flügeln oder Hinterbeinen könne man einfach als „Legitimation des Gatten" auffassen. Herr Nagel erwähnt, dass bei gewissen Crustaceen das $ an den Beinen Drüsen besitzt, das cf an den Antennen Organe, die im Höhepunkt der sexuellen Erregung an jene Drüsen angelegt werden. Herr Petersdorff macht darauf aufmerksam, dass der Brunftgeriich von Hirschkühen, Hündinnen etc. für uns nicht wahrnehmbar ist, sicher aber für den Hirsch, den Hund etc. Für uns dagegen hat der Hirsch zur Brunftseit einen intensiven Geruch, auf den die Hirschkuh nicht merklich reagiert. Wir dürfen also von unseren Sinneswahrnehm.ungen nicht einmal auf die der Säugetiere seh Messen.
Herr Heinrich teilt eine Wahrnehmung mit, woraus er auf das Nichtvorhandensein eines Gehörssinnes bei Schmetterlingen schliesst; er hat eine Larentia suffumata beobachtet, die 1 V- Stunden lang an der Wand einer Musikhalle sass und auch durch Wagnersche Musik nicht verscheuscht wurde. Dass beim Köderfang und ähnlichen Fällen der Gesichtssinn die Falter warnt und eventuell zur Flucht bewegt, scheine ihm auch daraus hervorzugehen, dass Plusien beim Blütenfang sehr scheu sind, solange es noch hell ist, bei tieferer Dämmerung aber leicht gefangen werden. Herr Walter meint, dass die Larentia an Musik gewöhnt gewesen sei; als im Nordamerikanischen Bürgerkriege kolossale Mörser benutzt wurden, deren Abfeuern noch in 2 km Entfernung das Zerspringen von Fenstern zur Folge hatte, hätten sich dicht dabei sitzende Singvögel durchaus nicht in ihrem Zwitschern und sonstigen Treiben stören lassen, Herr Wichgraf führt für den Gehörssinn bei Insekten die Tatsache an, dass die Buren und Kaffern mit unbestreitbarem Erfolg Heuschreckenschwärme durch
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Lärm verscheuchen. Ferner habe er bei Tunis gesehen, wie ein Araber seinen Bienenschwarm durch Trommehi auf einer leeren Gies- kanne vor sich hertrieb, um, wie er sich ausdrückte, die Bienen auf die Weide zu führen. Herr Petersdorff erwähnt, dass das Gehör den Insekten nicht allgemein fehlen könne, da sonst Lautäusserungen, wie das Zirpen der Heuschrecken und Grillen, ganz unverständlich wären.
Herr Dadd legt einige Berliner Seltenheiten vor: Scodonia fa- (jaria favillacearia Hb. (3 c/c/ und 1 Q. bei Bernau gef.), Acida- lia pallidata Bkh., Metrocampa margaritata L. Beim Zucht- versuch von Nemoria viridata L. hat er aus 50 Eiern nur eine Puppe erzielt, weil die Raupen einander aufFrassen. Herr Heinrich zeigte Raupen von Plusia bractea F. aus den Alpen, die nicht mehr fressen wollen, sondern sich schon zur üeberwinterung anzuschicken scheinen. Herr Rangnow erwähnt, dass Metroc. marqaritata bei Tegel häufig sei; die Raupe hat er dort an Acer pseudoplatanus ge- funden. Jüngst hat er eine Colias edusa F. gesehen, aber nicht fangen können.
Sitzung vom 17. September.
Herr Bischoff sen. erwähnt im Anschluss an die Diskussion über das Gehör der Insekten in voriger Sitzung, dass Helmholtz das Cortische Organ an einer Jlysis (Crustac.) studiert habe, dass also sicher auch bei Insekten hoch ausgebildete Gehörorgane vorkommen dürften; bekannt sind ja die Gehörorgane der Orthopteren QQ.
Herr Rangnow teilt mit, dass eine P/wsia jedesmal zusammen- geschreckt sei, wenn ein harter Gegenstand auf den Fussboden fiel; dagegen reagierte Lym. dispar nicht sichtbar auf solche Geräusche.
Herr Bisch off jun. zeigt eine in Misdroy erbeutete prächtige Meiitaea f. navarina Selys.
Herr Schmack lässt einen Kasten mit exotischen und paläarktischcn Odonaten zirkulieren; darunter ähneln einige nordamerikanische Arten den europäischen ausserordentlich. Ausser prächtig gefärbten Arten fallen besonders einige Riesenexemplare von exotischen Ägrioniden auf.
Herr W an ach teilt mit, dass er Raupen von Smerinthus po- pidi aus einem Gelege, die alle innerhalb 24 Stunden geschlüpft waren, in einem sehr geräumigen Raupenhause aufzieht, stets mit sehr reichlichem Futter versieht; trotzdem entwickeln sie sich sehr ungleich; die kleinsten Exemplare haben weniger als ein Drittel der Liinge und Dicke der grössten. Ein junges Räupchen wurde gelegent- lich von einer mit Futterzweigen eingeschleppten Blattwanze {Pentatoma sp. ?, Jugendform) ausgesogen.
Herr Dadd erwähnt, dass da« British Museum eine Zwillingsraupe von Sm. popidi besitzt: Der Hinterleib ist einfach, der Kopf und Tliorax mit den vorderen Fusspaaren doppelt; die Gabelungsstelle liegt etwa in der Mitte. Nach der Grösse der Raupe muss sie schon mehrere Häutungen durchgemacht haben. Ferner teilt er mit, dass auch er frühzeitige Vorbereitungen zur Üeberwinterung von Raupen, namentlich Geometriden, beobachtet hat; solche von Geometra ver- naria Hb. nehmen bereits seit Ende August auch das frischeste Futter nicht mehr an und sind merklich eingeschrumpft. Er vermutet, dass
für das Jahr 1908. (27)
CS eine Lebensbedingung für die Tiere sei, dass sie, um die Winter- fröste ertragen zu können, Wasser verlieren müssen ; je konzentrierter die Körperflüssigkeit ist, desto tiefer liege vermutlich ihr Gefrierpunkt.
Herr Heinrich hat dasselbe bei Hemithea strigata Müll, beobachtet, die leicht zu überwintern sei, wenn man sie im Freien hält und dafür sorgt, dass die Raupen sich mit ihren Afterfüssen an Zweige anheften können. Auch bei Eulenraupen scheine ein Ein- schrumpfen vor der Ueberwinterung Stattzufinden.
Herr Peters dorff bemerkt, dass das aber nicht bei allen Spccies stattfindet, bei Macroth. rubi z. B. nicht. Bei Gaslrop. quercifolia L. dagegen hat Herr Da-dd auch ein Schrumpfen beobachtet.
Sitzung vom 24. September.
Herr Neuschild legt eine Ausbeute von Colias aurorina v. heldreichi Stgr. vom Peloponnes vor mit einer schönen Reihe von Färbungsformen, und bemerkt dazu, dass er keine wesentlichen Unter- schiede mit subsp. libanotica Ld. aus Kleinasien hat feststellen können, was Herr Stichel bestätigt.
Herr Dadd hat bei Friedrichroda in Thüringen Lycaena damon Schiff", und L. hylas Esp. gefangen, von letzterer Art nur 8 QP. Die Q Q. von L. damon, die er in der Schweiz erbeutet hatte, waren alle schwarz; bei den Thüringer Stücken sind die hellen Flecke auf den Hinterflügeln mindestens angedeutet, und eins ist blau angeflogen. Ausserdem fing er einige schöne Variante Stücke: ein albinotisches Q von Epinephele jurtina L. (forma semialba Hsd., Taf. I, Fig. 8), eine Melitaea aurelia Nick, mit teilweise weii^slicher Grundfarbe (Taf. I, Fig. 12), ein cf von Coenonympha arcania L. mit je zwei deutlichen Augenflecken auf der Oberseite der Hinterflügel, einen (f von Lycaena corydon Poda, bei dem nur die Randflecke auf der Unterseite vorhanden sind, während alle übrigen schwarzen B' lecke fehlen (Taf. I, Fig. 10), und endlich einen Chrysophanus hippo- thoe L. mit zu schwarzen Strichen zusammengeflossenen Punkten auf der Unterseite. Zu diesem etwas verkrüppelten Stück bemerkt Herr Heinrich, dass ein solches Zusammenfliessen der Punkte nach seinen Erfahrungen viel häufiger bei Krüppeln als bei normalen Stücken vorkomme.
Herr Wanach legt ein Espenblatt vor, auf dessen Unterseite ein Schmetterlingsei, nach Herrn Dadds Meinung von Gastrop. populi- folia Esp., angeheftet war, und 10 aus diesem Ei geschlüpfte Scelio- ninen (Hym.), 1 cf und 9 QQ. Herr Dadd erwähnt, dass Tutt aus Eiern von Macr. rubri L. nur durchschnittlich 3 bis 4 W^espen er- halten hat.
Herr Blume zeigt einige Zwergexemplare von Catocala sponsa L., Herr Schmack einen Kasten mit paläarktischen Cicindeliden und Carabiden.
Herr Hänel berichtet, dass er eine Aporophyla hdidenta f. sedi Gn. gefangen.
Herr Stichel, der zurzeit mit der Revision der Eryciniden beschäftigt ist, berichtet über myrmecophile Raupen aus dieser Gruppe. Guppy beschreibt in den Transactions of the Entomol. Society of London, 1904, die Lebensweise dreier Eryciniden aus Trinidad, die zu
(28) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins
den Gattungen 2heope (unseni Lycaenen naiiestchend) und Nymphi- dium gehören. Die Raupe von Theope eudocia frisst Kakaoblätter, die sie znsamnienrolU, und wird von Ameisen, die Kartonnester an der Kakaopflanze bauen und die schneckenförmige Raupe ,, melken", gegen Feinde durch energische Abwehr verteidigt. Die Raupe trägt auf dem ersten Segment hinter dem Kopf einen Büschel von Aus- wüchsen, deren Funktion noch unbekannt ist, und auf dem letzten Segment eine hornige Platte mit zwei Warzen, an denen die Ameisen lecken. Die ebenfalls schneckenförmige Raupe von JSymphidiuin molpe hat hinter dem Kopf Hörner, und ein ähnliches Analsegment wie die vorige, lebt an Cassia, und wird von einzeln lebenden Ameisen beschützt, die mit ihren riesigen Mandibeln nach nahenden Feinden schnappen.
Herr H ä n e 1 hat 4 Raupen von Notodonta phoebe Siebert an Zitterpappel gefunden; dabei beobachtete er, wie ein von Blattläusen dicht bedeckter Ast von Wespen, Fliegen, Pyr. atalanta, Pol. C-album usw, umschwärmt wurde, die den Blattlaushonig sogen.
Herr Heinrich fordert auf, im Hinweis auf das schöne albinotische Ep.jurtina Q. des Herrn Dadd, nächstens aberrative Stücke, beson- ders dieser Art, aus den Sammlungen der Vereinsmitglieder mitzubringen.
Sitzung vom 1. Oktober.
Herr Petersdorff hat einige Aberrationen von Epinephele jurtina L- mitgebracht, die er 1901 in der Nachbarschaft der Porta Westphalica erbeutet hat; besonders auffällig ist darunter ein Stück mit weissen, eingestreuten Flecken. Ferner legt er zwei bei Berlin gefangene und zwei aus Regensburg erhaltene Stücke von Satyrus statilinus Hufn. vor.
Herr Heinrich zeigt ebenfalls aberrative Satyriden, von Ep. jurtina ein P ans der Rheiuprovinz mit teilweise weisser Binde auf den Vorderflügeln, und ein sehr interessantes cf, gefangen am 11. Juni 1895 bei Stolp i. Pomm. Auf den Vorderflügeln läuft parallel dem Vorderrande, ca. 1 mm davon entfernt, ein in der Mitte des Auges beginnender, ca. 10 mm langer, knochenähnlich geformter, darunter im Hintcrwinkel der Vorderflügel ein viereckiger heller Fleck. Die Hinter- flügol zeigen die Grundfarbe nur noch am Rande, wo sie ca. 2 mm breit stehen geblieben ist; der übrige Teil ist aufgehellt, nur an der Wurzel und auf den Rippen dunkel bestäubt. Die Zeichnung ist voll- kommen symmetrisch, auf der Unterseite ziemlich normal; nur die hellen Stellen der Oberseite scheinen schwach durch. Ferner legt er ein am 24. Juni 190G am Königssee bei Berchtesgaden gefangenes ^jüArtW<0/;ws hyperanius L. Q vor, das auf beiden Flügelpaaren oben und unten keinerlei Pigment zeigt; nur die Augen sind oben schwach, unten deut- lich entwickelt. Auch zeigen die Adern unten einen hellbraunen Anflug. Das Stück ist etwas verkrüppelt und wurde am einsamen Obersee im Fluge erbeutet; es liegt somit ein reines Naturprodukt vor. Ferner zeigt er ein Coenonympha pamphilus L. cf f. marginata Rühl, am 9. August 1908 von ihm in Rüdersdorf gefangen, und spricht die Ver- mutung aus, dass für die Entwicklung dieser Form Kalkboden beson- ders gunstig, wenn nicht Bedingung sei, da auch die andern von ihm erbeuteten Stücke dieser Form in der Schweiz und am Rhein auf
für das Jahr 1908. (29)
Kalkboden gefangen seien. Die Form ist von Barte) und Ilerz nicht aufgeführt, also für das Berliner Gebiet neu.
Herr Stichel zeigt einen südamerikanischen Papilio, verniutlicli P. glaucolaus Bates, vielleicht aus Columbien stammend, den er in der Berl. Entom. Zeitschr. ausführlich besprechen wird.') Das Stück macht den Eindruck einer ausserordentlich geschickten Fälschung, die aber vollkommen ausgeschlossen ist. Auf der Unterseite des linken Vorderflügels findet sich nämlich ein vom Thorax nach dem Hinterrande verlaufender Streifen, der eine fast genaue Kopie der Zeichnung der Hinterflügelunterseite darstellt, wo der entsprechende Streifen aber nahe dem Hinterrande von der Flügelwurzel nach hinten verläuft.
lieber das Vorkommen von Sat. statilinus bemerkt Herr Heinrich, dass die Art bei Berlin selten, auf den Dünen östlich von Swinemünde aber im Juli und August 1896 massenhaft aufgetreten ist. Herr Petersdorff hält ihr Vorkommen am Müggelsee für nicht gar zu selten. Herr Spat zier macht darauf aufmerksam, dass diese und viele andere Arten zuweilen massenhaft an einem Orte erscheinen, um wieder auf eine Reihe von Jahren fast ganz zu verschwinden. Herr Stichel erinnert sich, das 5. statilinus vor mehreren Jahren im Grunewald zwischen Paulsborn und dem Jagdschloss Grunewald recht zahlreich war; Herr Rangnow hat ihn vereinzelt bei Reinickendorf gefangen. Da aber in den letzten Jahren keine Stücke mehr bei Berlin gefangen sind, scheint die Art hier allmählich zu verschwinden.
Herr W an ach bittet im Auftrage von Herrn Auel (Potsdam) um Mitteilung von Beobachtungen über die Frasszeit der Nonnenraupen. Die in der Literatur verbreitete Angabe, dass die Raupe sich Ende Juni oder Anfang Juli verpuppte, wird für sehr ungenau erklärt; noch im August sind Raupen beobachtet worden.
Herr Bischoff sen. hat in Misdroy noch bis zum 26. August fressende Raupen gefunden und ist der Meinung, dass diese einer zweiten Generation angehören. Im Laubwalde seien vorwiegend dunkle, im Nadelwalde fast nur helle Falter aufgetreten; daraus schliesst er auf einen färbenden Einfluss von Blattbestandteilen, ähnlich wie bei Arclia caia L. Melanose durch Fütterung der Raupen mit Nussblättern erzielt worden sei.
Der Annahme einer zweiten Generation von Lym. monacha L. wird im allgemeinen widersprochen; jedoch führt Herr Rangnow an, dass eine zuverlässige Beobachtung einer zweiten Generation von Stilpnotia Salicis L. bekannt sei.
Herr Peter sd 0 r ff erklärt die durch Nussfütterung von A. caia- Raupen erzielte Melanose für eine Fabel; der Versuch ist ihm total misslungen.
Herr Heinrich hat sich Eier der hellen Form schicken lassen, die Raupen nach Vorschrift mit Schneebeere gefüttert, und zwar einige sehr helle Falter erhalten, fast ganz ohne die schwarzen Flecken auf den Hinterflügeln; jedoch waren keineswegs alle hell, und es fragt sich, ob hier ein Einfluss des Futters oder einfach Vererbung des Albinismus vorliege.
Auch Herr Glaser hat A. caia-Raupen mit Nuss, Petersilie und
1) Vergl. Berl. Ent. Zeitschr. Vol. 53, p. 198.
(30) Sitzungsberichte des Bertiner Entomologischen Vereins
anderem Futter erzogen, aber ohne das erwartete Resultat; durch fort- gesetzte Inzucht bis zur 8. Generation jedoch erhielt er schliesslich dunkle aberrative Stücke, obwohl die Raupen mit Blumenkohl, dem durchaus keine färbende Wirkung zugeschrieben wird, gefüttert wurden,')
Herr Dadd erwähnt, dass Standfuss durchaus negative Resultate erzielt hat und die Wirkung der Futterpflanze auf die Färbung der Falter für ausgeschlossen hält; nur von Callimorpha dominula L. erhielt er aberrative Stücke, als er die Futterpflanze in Salzwasser stellte, sonst aber in keinem einzigen Falle.
Herr Petersdorff weist darauf hin, dass die sonst überall nur sehr vereinzelt auftretende dunkle Form von Aglia tau L. bei Mühl- hausen in Thüringen in einem auf Kalkboden stehenden Buchenwald häufig vorkommt. Von mehreren Seiten wird hervorgehoben, dass man gerade hieraus auf einen Einfluss des Raupenfutters schliessen könnte; die Frage ist also noch keineswegs entschieden.
Sitzung vom 8. Oktober.
Herr Schmack lässt 2 99 von Odontocheilopteryx acaciae aus ünterägypten (nahe verwandt mit Megasoma repanda) zirkulieren.
Herr Spat zier hat im Sommer Raupen von Vanessa urticae L zwischen Doppelfenstern, wo die Temperatur zeitweise 42" erreichte, gezogen, und mehrere schöne Aberrationen erhalten; er zeigt davon 2 Stücke der Form ichnusoides Sclys und eins, das er für atrebatensis B. hält.
Herr Esselbach hat 3 bei Reinickendorf-Schönholz gefangene Stücke von Sat. statilinus und ein ausserordentlich helles Stück von der Ostsee mitgebracht.
Herr Wanach erinnert an ein, von ihm vor einem Jahr im Verein vorgelegtes, ebenso auffällig helles Stück von Sat. semele aus Borkum.
Eine recht unerfreuliche Ueberraschung erfuhren einige Herren, die ihre Tauschsachen vor einer Woche dem Vereinsschrank anvertraut hatten; eine i^ 5? -schar von Monomorium pharaonis L. war da ein- gedrungen und hatte u. a. in einem Kasten mit Kleinschmetterlingcn, der in Packpapier eingeschlagen und umschnürt war, arge V^erwüsfungen augerichtet und gerade die wertvollsten Stücke zerfressen; auch in einem Käferkasten hatten sie das beste Stück, ein Agomim longiventre Mannh. in 4 Teile zerlegt: neben dem noch an der Nadel sitzenden Mittelkörper lag der Kopf, der Tiiorax und die Vcntralplatte des Ab- domens; durch Zusanienkleben konnte dieses Stück immerhin noch repariert werden. Seit einer längeren Reihe von Jahren waren diese Ameisen in dem Lokal nicht mehr beobachtet worden bis auf einen einzigen am 16. Jan. d. J. gefangenen ^ (vergl. Sitzungsbericht vom 28. Jan.).
Sitzung vom 15. Oktober.
Herr Wanach hat eine vor einigen Tagen gefangene LiOCUSta viridissima L. 9 lebend mitgebracht, die ganz gelbbraun gefärbt ist, ohne die geringste Spur von Grün. Eine so extreme Färbung erwähnt weder Fröhlich (Odonaten und Orthopteren Deutschlands, Jena 1903) noch Tümpel (Geradflügler Mitteleuropas, Gotha 1907); die von
1) Vergl. Berl. Ent. Zeitschr. Vol. 53 p. 289.
für das Jahr 1908. (31)
letzterem gegebenen biologischen vSehildeningen bedürfen ausserdem einiger Berichtigungen. Loc. viridissima benutzt die Flügel keines- wegs nur als Fallschirm (1. c. S. 188), sondern fliegt oft mit flatterndem Flügelschlag, ähnlich manchen Schmetterlingen, weite Strecken, sogar in stark aufsteigender Flugbahn. Im Gegensatz zu Tümpels Angabe, die letzte Häutung finde Ende Juli und Anfang August statt, hat W. in diesem Jahre bei Potsdam schon Ende Juni vollkommen entwickelte Stücke fliegen gesehen, was allerdings vielleicht eine durch die abnorm warme Witterung des Juni verursachte Ausnahmeerscheinung sein mag. Das vorgelegte Tier hatte, in ein grosses Raupenhaus gesperrt, nach zwei ohne Nahrungsaufnahme verbrachten Tagen eine am Boden liegende frische Puppe von Dasychira pudibunda L. angefressen.
Herr Stichel erwähnt, dass von Mantis religiosa L. ebenfalls braune Stücke vorkommen, und zwar gleichzeitig mit grünen; dasselbe hat Herr W au ach bei Diocippus niorosus beobachtet und ist sogar der Meinung, dass mehrere anfangs grüne, später braun gewordene Stücke seiner Zucht nachher wieder stärker grün wurden; eine Täuschung ist nicht wahrscheinlich, aber immerhin möglich, da die Exemplare nicht gekennzeichnet wurden.
Herr Bischoff sen. hatte im Frühjahr ein Gelege von Mantis religiosa aus Tirol mitgebracht und einen Zuchtversuch angestellt; trotz günstigster Lebensbedingungen wurden die Tiere, die übrigens alle ohne Ausnahme rein braun waren, höchstens 25 mm lang und gingen ein, ohne sich vollständig zu entwickeln. Die hin und wieder zu findende Angabe, Chlorophj'll und der grüne Farbstoft' der Orthop- teren seien identisch, weist Herr Bisch off als irrtümlich zurück; Herr W an ach erwähnt die Aehnlichkeit, freilich nicht Identität der Absorptionsspektra beider Farbstoffe.
Herr Petersdorff erinnert sich, als Knabe cfcf von Locusta viridissima mit Mohrrüben gefüttert zu haben, und hält die vegetabi lisclie Nahrung für die normale.
Herr Hänel hat am 14. Okt. in Spandau ein Exemplar von Colias edusa T. gefangen, das ihm allerdings wieder entwischt ist. Dicht bei einer grossen Fabrikanlage fand er Raupen von Drepana falcataria L. stark berusste Blätter fressend, und fast ausnahmslos krank, mit schwärz- lichen Flecken; nur eine gesunde Raupe war darunter, und diese sass auf einem reinen Blatt. Bei Nauen fing er 5 9 9 von I^emonia dumi L.; 4 davon legten ca. 200 Eier ab, die teils reihenförmig an- einander, teils ringförmig um einen Zweig geklebt wurden.
Herr Bischoff sen. vermutet, dass die erwähnten Blätter nicht durch Russ, sondern durch eine Pilzkrankheit geschwärzt seien, doch hält Herr Hänel seine Meinung aufrecht. In diesem Falle meint Herr Dr. Bischoff, die Raupen wären nicht krank, sondern nur ihre Stigmen durch Russ geschwärzt gewesen.
Herr Petersdorff berichtet, dass von Hadena geminea Tr., wovon die Herren Heinrich und Dadd im vorigen Jahre eine grosse Anzahl, in diesem dagegen nichts gefangen, Mitte Juli ca. 30 Stück an einer Bogenlampe in Gross-Lichterfelde erbeutet wurden. Bei Pauls- born sind, wie Herr Heinrich erfahren, 5 Stück gefangen; Herr Stichel berichtet, dass die Falter am Intensivgaslicht beim Bahnhof Papestrasse beobachtet wurden.
(32) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins
Herr Glaser hat Hybridisationsversnche mit Smerinthus populi L. und ocellata L. angestellt; die Copnla populi cf X ocellata Q war in 3 Fällen resultatlos, indem alle Raupen sehr bald eingingen. Aus einer Copula ocellata cf X populi Q erhiel er aus - :! der Eier Kaupen am 29. Mai, wovon er einen Teil fortgab. Von 22 zurück- behaltenen Raiipon verpuppten sich 9, und es schlüpften (28. Juli) 5 Falter, wovon zwei gezeigt werden; der eine hat das gewöhnliche Aussehen und hält ungefiilir die Mitte zwischen beiden Eltern; ein Stück aber sieht ganz aus wie ein sehr heller, strohgelber Smer. po- puli, ohne die geringste Andeutung von Augenflecken auf den Hinter- flügeln.
Herr Rangnow erinnert sich eines Falles, wo aus überwinterten Hybridenpuppen lauter Falter vom Aussehen des Smer. populi, nur schwach rosa überhaucht, schlüpften. Ferner legt er eine schöne Aberration von Araschnia levana cjen. aest. prorsa L. vor (Taf. I, Fig. 13); vor 2 Jahren hatte er 9 Raupen bei Finkenkrug gefunden, die sich bald verpuppten und alle solche Falter ergaben, wie das vor- gelegte Stück: die weisse Binde auf den Vorderflügeln ist zu einer Reihe von weissen Flecken eingeschrumpft, auf den Hinterflügeln da- gegen ist das Weiss weit über den normalen Bereich ausgedehnt. Die Unterseile ist durchweg abnorm hell, das Braun stark violettrötlieh, und es fehlen die feinen weissen Linien des Typus.
Herr Glaser warnt vor dem Ueberwintern der Puppen in Sand, worin sie sehr leicht schimmeln, wenn er mit Raupenexkrementen ver- mischt ist. Herr Rangnow cmpfielt die von Völker in Jena in der Internat. Entom. Zeitschr. beschriebene Methode der Ueberwinterung in Leinwand, womit auch er selbst vorzügliche Erfolge erzielt hat. Herr Peters der ff warnt vor Verwendung neuer Leinwand, die wegen ihrer Appretur zu wenig hygroskopisch ist; nur gebrauchte Leinwand ist zweckmässig.
Herr Huwe hat gute Erfolge beim Ueberwintern der Puppen in ausgekochtem, auf ürahtgaze über einer Schale mit Wasser aus- gebreitetem Moos erzielt. Von Dilina tiliae L. erhielt er durch Treiben der Puppen fast nur die Form ^dmi Bart.; die Wirkung des Treibens stimmt danach mit der eines südlichen Klimas überein. Ferner zeigt er eine Anzahl seltener Parnassier aus seiner Sammlung, und zwar: Parnassius charltonius charltonius Gray Q. und forma deckerti Verity Q, P. epaphus sikkimensis Elwes cf Q, P. epaphus nanchanicus Anstaut cf, P. jacquemonti tibetanus Rühl cf Q , P. sczechenyi Friv. o" Q, P- delpliius cardinal Grum.-Grsh. c/, P. delphius styx Stgr., und weist auf die Unterschiede der enger ver- wandten Arten und Formen hin. Auch legt er 2 Paare des echten P. apollo albus Reb. u. Rog. aus Schlesien (Warmbrunn) vor, die eine stattliche, an die Subspccies sibiricus Nord, erinnernde Grösse aufweisen.
Herr Schmack legt eine reiche, interessante Kollektion von Bockkäfern zur Ansicht vor, und Herr Bischoff sen. erklärt sich zu eini;.^en erläuternden Bemerkungen bereit. Die Käfer gehören vor- wiegend der Gattung Dorcadion an, welche unter den Bockkäfern in ihrer Lebensweise eine eigenartige Gruppe bilden. Man nennt die Käfer im allgemeinen „Erdböcke", weil sie meistens auf der Erde,
für das Jahr 1908. (33)
auf Wegen, zwischen Steinen und auf Feldern träge umherkriechen und bei trübem Wetter sich unter Steinen verstecken. Ueber die Ent- wicklung ist wenig bekannt. Von einigen weiss man, dass die Larven in Wurzeln niederer Pflanzen leben, vielleicht sogar in Graswurzeln. Die Gattung Dorcadion zählt wohl von allen paläarktischen Bockkäfer- Gattungen die meisten Arten, welche jedoch für Europa vorwiegend den Südländern angehören. In Deutschland haben wir Dorcadion fidiginator L. und Z>. atrum Bach, zuweilen im Harz und in Thüringen häufig, wohl dieselbe Art, nur in behaarter oder haarfreier Form; ferner in Süddeutschland D. pedestre Poda {rufipes T.) und 1). fidvum Scop. Die Käfer sind meist mit einem zarten schuppigen Haarkleid ausgestattet, das sie jedoch selbst leicht abstossen. Bei frischen Exemplaren bildet die Verteilung der Haare oft schöne Zeich- nungen, Kreuze, Binden, Flecke, welche sich zuweilen so verlieren, dass man andere Arten vor sich zu haben glaubt, um so mehr, als bei den Geschlechtern selbst die Zeichnung oft wechselt. Die hier vor- gezeigten schönen Exemplare sind vorwiegend südliche Species, aus Spanien, Klein-Asien und der Mittelmeerregion. Die sonst noch von Herrn Schmack vorgelegten Bockkäfer sind der Gattung Dorcadion verwandt und Arten der Gattungen Lamia, Morimus, Monohammus und nahestehende Formen. Auch diese Käfer sind meist träge, zum Teil wohl nächtliche Tiere, welche im Moder von Baumstümpfen leben und in Deutschland nur mit wenigen Arten vertreten sind.
Sitzung vom 22. Oktober.
Herr Stichel referiert über einen Aufsatz im Entomologist (1900) von Knaggs über die Microlepidopterengattung Scoparia Hw., deren Arten schwer zu unterscheiden sind. Ein zickzackförmiges Querband auf den Vorderflügeln zeigt ungefähr die Form eines menschlichen Profils, und auch Kopfhaar und Auge sind in der Zeichnung angedeutet; zur Unterscheidung einiger Arten gibt nun Knaggs ein Bild, das einen Boxermatch darstellt, dessen Teilnehmer die Profilzeichnung der verschiedenen Arten zeigen.
Ein Kuriosum anderer Art teilt Herr Huwe mit. Bei der Zucht von Actias selene aus Indien war ihm eine Raupe entflohen; er fand sie nach 3 Tagen unter dem Klavier eingesponnen an einer Postkarte, die sie mit ihrem Gespinst zu einer Rinne zusammengekrümmt hatte. Herr Huwe hat zur Fortsetzung seiner Parnassier-Demonstrationen eine Reihe von delphv.is-F ormen, jede meist durch mehrere Stücke oder Paare vertreten, zur Stelle gebracht. Es sind dies ausser 2 Paaren des typischen Parn. delphius delphius Eversmann, der bisher nur im dsungarischen Alatau (Tarbagatai) erbeutet worden ist, noch eine Anzahl (fcf und Q Q des Subspecies Parn. delphius ilhistris Grum- Grshimailow aus Ferghana, darunter I Paar mit verbundenen Ozellen und 1 Stück mit schwarzen Ozellen (forma caeca Dönitz), sowie der Subspecies Parn. delphius albidus Honrath und dessen Formen marginata, boettcheri, pura, semicaeca, denigrata und ruhropicta Huwe, von denen die letzteren beiden die seltensten sind. Vortragender legt von diesen 6 Formen die Originaltypen vor und gibt ihre Merk- male au. Dabei hält er für erwähuenswert, dass als forma piira im Handel und Wandel fälschlich Stücke kursieren, bei denen nicht der
C
(34) Sitzung sherichte des Berliner Entomologischen Vereins
Hinterrandsfleck, sondern die Submargiiial-Fleckenbinde der Vorderflügel fehlt, wie dies bei der f. marginata vielfach der Fall ist. Auch weist er auf die als konstant anzusehenden Unterschiede der Subspecies Parn. delph. illustris und alhulus untereinander und dem typischen deiphius delphius gegenüber hin. Endlich zeigt Redner im Anschlüsse an seine neuliche Vorführung älterer Stücke des echten schlesiscben Parn. apollo albus Kebel und Rogcnhofer 2 Paare dieser Subspecies aus dem benachbarten Mähren und gedenkt dabei des merkwürdigen Uni- standes, dass Hunderte von Exemplaren dieser Rasse, die ihm in den letzten Jahren frisch gefangen und unausgesucht zugegangen sind, keine irgendwie bemerkenswerten Abweichungen in Färbung und Zeichnung aufwiesen, abgesehen davon, dass die Ozellen innen zum Teil einfarbig rot, zum Teil, zumal die hinteren, weiss gekernt waren. Ein cf sah genau wie der andere, ein 9 wie das andere aus. Die (fcf sind sehr weiss, die Q Q erheblich dunkler; die hinteren Ozellen der Hinter- flügel sind sehr gross und fast stets oval geformt. Auch die gezackte, schwärzliche Submarginalbinde der Vorderflügel, die besonders bei den Q Q. sehr charakteristisch geformt ist, tritt bei allen Exemplaren des- selben Geschlechts fast ganz gleich auf, obschon gerade ihre Anlage förmlich zum Variieren herauszufordern scheint. Auch die echten schlesischen Stücke, die ebenso wie die mährischen Exemplare von beträchtlicher Grösse sind, stimmen untereinander — soweit Vortragender solche zu Gesicht bekommen hat — in bemerkenswerter Weise überein. Redner glaubt aus dieser ungewöhnlich geringen Variabilität schliessen zu sollen, dass wir Parn. apollo albiis als die eigentliche Urform unseres apollo und seine Heimat als das Zentrum zu betrachten haben, von dem aus er sich, mit zunehmender Entfernung je nach den klima- tischen Verhältnissen variierend, nach dem übrigen Europa und nach Asien ausgebreitet haben mag.
Herr Stichel legt ein Exemplar von Pseudopontia paradoxa Feld, aus dem tropischen Westafrika vor. Der Autor und andere Systeraatiker (Staudinger, Schatz) stellten die im Habitus etwas an Leptidia sinapis L. erinnernde Art zu den Pieriden. Butler bezweifelt in seiner Revision der Pieriden diese Zugehörigkeit und bezeichnet die Art als „moth". Seinem Urteil schloss sich neuerdings Kirby an, der die merkwürdige Art als Vertreter einer eigenen Familie der Pseudo- pontiidae zwischen den Chalcosiidae {Erasmia Hope, Chalcosia Hübn. etc.) und Epicopiidae {Epicopeia Westw. etc.) einreiht, worin er nach Ansicht des Referenten Recht zu haben scheint.
Herr Rangnow legt ein Pärchen einer schönen Argynnis-A.vi aus Lappland mit stark verbreiterter schwarzer Zeichnung vor und bittet um Bestimmung. Herr Stichel hält die Stücke für eine abnorm grosse und dunkle Form von A. selene Schifi"., oder eine dieser nahe- stehende neue Art; auch Herr Ziegler ist geneigt, die Stücke hierher zu stellen, doch besitzt er von Arg. pales arsilache ein abnorm kleines Stück aus Lappland. Herr Rangnow bestätigt aber, dass die lappländischen Formen mitteleuropäischer Arten sehr häufig, wenn nicht vorwiegend grösser sind als die hiesigen. Ferner zeigt er ein sehr ver- dunkeltes Paar von Lasiocampa quercus L. aus Brandenburg a. d. H.; das Q erinnert mit seiner fast verloschenen Binde etwas an Macro- thylacia ruhi L., und auch die Raupen sollen denen dieser Art ähnlich
für das Jahr 1908. (35)
gewesen sein. Herr Stichel weist darauf hin, dass dunkle Aberrationen neben ab. callunae Palmer in England schon lange in Moorgegenden bekannt sind; er hält die vorliegenden Stücke für die Form olivaceo- fasciata Cock.; die f. olivacea Tutt. ist sehr ähnlich, nur ist nicht nur die Binde, sondern die ganze Oberseite olivgrau überflogen.
Auch in dieser Sitzung zeigte Herr Schmack eine grössere Kollektion seltenerer Coleopteren, vorwiegend aus dem Kaukasusgebiet vor. Auf Wunsch erklärte sich Herr Bisch off sen. bereit, dem vor- liegenden Material einige erläuternde Beiworte zu geben.
Die in zum Teil reichlicher Anzahl, auch zum Kauf angebotenen Käfer stammen zum grössten Teil aus der Kaukasusgegend und den angrenzenden Ländern und sind Vertreter recht verschiedener Familien. Von seltenen Carabiden ist Antisphodriis navaricus hervorzuheben, zur Gruppe der lichtscheuen, meist Höhlen oder dunkle Räume, Keller etc. bewohnenden Sphodrus- oder Pristony clmsarten gehörig. Eigent- liche Carabusarten sind mit einer seltenen Varietät des Carabus splendens und unter andern auch mit dem sehr seltenen Carabus vorax, ferner Carabus Katharinae, ab. subkatharinae vertreten. Unter mehreren anderen Carabiden ist Pterostichus (Adelosia) anachoreta bemerkenswert.
Sehr schöne Exemplare von Physetops giganteus, wohl des grössten der palaearktischen Staphyliniden, sind hervorzuheben. Der Käfer überragt in der Grösse noch unsere stattlichsten Exemplare von Ocypus olens, dem er sonst in der Form am nächsten steht. Nur sind die Physetops-Arieu meist tiefschwarz glänzend, während Ocypus olens bräunlich sammtschwarz und matt ist. Aus anderen Familien liegen Lampyris orientalis vom Kaukasus, von Bockkäfern schön tiefblaue Agapanthia-Arten, L,eptura tonsa und das schön gezeichnete Dorcadion dimidiatum aus dem südlichen Sibirien vor.
Von Buprestiden ist als charakteristische Gattung des südrussischen Gebietes Cyphosoma sibiricum F. in zahlreichen Exemplaren ver- treten. Von Ijucaniden sind Lokalformen des Sinodendron zur Stelle, kaum von unserem Sinodendron cylindricwn zu unterscheiden, und von hamelUcomiern eine Reihe von Species der Rhizotrogus- Amphimallus-Geotrogus-GTuppe, unseren sogenannten Junikäfern, einzelne den deutschen Arten äusserlich sehr ähnlich, andere namentlich unter den Geotrogus- Avien von besonders charakteristischer Form, so der Geotrogus araneipes, welcher bei seinen sehr langen dornigen Beinen mit dem Namen „Spinnenfuss" recht treflfend bezeichnet ist.
Die sonst noch vorliegenden Käfer sind von reinem Spezialisten- interesse und bieten nicht genügenden Anlass zu allgemeinerer Be- sprechung.
Sitzung vom 29. Oktober. Herr Ziegier legt, anknüpfend an Herrn Stichels Mitteilung in der vorigen Sitzung, aus seiner Sammlung eine Reihe von Arten der Galtung Scoparia Hw. vor, und zwar Sc. centuriella Schiff, aus Schlesien, Sc. ambigxialis Tr. und dubitalis Hb. ans Deutschland, perplexella Zett. aus Wippach, manifestella H.-S. aus Kosen, valesialis Dup. vom Riesengebirge, truncicolella St., sudetica Z. aus den Alpen, murana Curt., laetella Z. und crataegella Hb. aus Deutschland,
c*
(36) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins
und bemerkt dazu, dass eine sehr rege Phantasie erforderlich ist, um in die Vorderflügelzeichnung ein Profil hineinzudeuten; die grossen Schwierigkeiten der Bestimmung der Arten dieser Gattung sind durch V. Heinemann gehoben, der in seinem Werk „Die Schmetterlinge Deutsch- lands und der Schweiz", IL Abt. Bd. I. Heft IT. S. 20 ff., genaue Unterscheidungsmerkmale gibt.
Herr Dadd legt von der Gattung Erehia Dalm. die Formen ligea L., euryale Esp., adyte Hb., ocellaris Stgr. und euryaloides Tgstr., vor. Staudinger stellt adyte als Varietät zu ligea und ocellaris und euryaloides zu euryale. Herr Dadd hat ligea in vielen Gebirgs- gegenden Deutschlands in geringer Höhe gefangen J über 8 — 900 m Höhe wird sie durch euryale ersetzt. Im vorigen Jahre fing er adyte bei Zermatt und bei Pont-Resina, wo sie ausserordentlich häufig war. Von Herrn Esselbach erhielt er ocellaris von St. Martino di Carozza, wo sie häufig unter adyte geflogen sei, und fand nachträglich unter den eigenen Stücken von Pont-Resina ein zwar etwas weniger schwarzes Stück als die von St. Martino, das aber auch zu ocellaris zu gehören scheint, und eins, das unzweifelhaft euryaloides ist. — E. euryale soll sich dadurch von ligea unterscheiden, dass die Augenflecke der Vorderflügel kleine Pupillen besitzen, dass die Tiere kleiner sind, und dass auf der Unterseite der Hinterflügel der bei ligea so deutliche weisse Fleck ganz oder fast ganz fehlt. Doch hat Herr Dadd ein euryale P mit deutlichen Pupillen, ferner aus Friedrichroda in Thü- ringen ligea ohne Pupillen auf der Oberseite, etwas kleiner als die typischen, aber mit dem ligea eigentümlichen weissen Fleck, also Ueber- gangsformen von ligea zu euryale. Ferner haben beide Formen stets 4 Augenflecke auf der Oberseite der Vorderflügel, adyte und ocellaris nur 3; schliesslich fliegen ocellaris und euryaloides zusammen mit adyte, und diese 3 Formen sind anscheinend alle hochalpin, woraus zu schliessen wäre, dass sie alle als Formen einer einzigen Art zu be- trachten sind, solange kein Gegenbeweis erbracht wird. Herr Dadd ist weiter überzeugt, dass euryale nur eine in grösseren Höhen fliegende Form von ligea, und die 3 vorigen hochalpiue Formen derselben Art sind; wenn schon eine Trennung in 2 Arten erfolgen soll, würde er eher euryale mit ligea zusammenziehen und ocellaris und euryaloides mit adyte. Bei einem Besuch in London erfuhr er, dass dort schon lange adyte zu euryale gestellt und die Zusammengehörigkeit von adyte, ocellaris und euryaloides anerkannt wird.
Herr Dadd zeigt ferner eine Reihe vOn Lycaena corydon Poda von Berlin, Thüringen, England, der Schweiz, Südfrankreich und Italien, darunter auch die Formen apennlna Z. vom Sabinergebirge und res- niceki von den Alpes maritimes, und macht auf den grossen Unter- schied der in Thüringen, England und der Schweiz verbreiteten typischen Form von der Berliner Rasse aufmerksam. Da alle von ihm bei Berlin gefangenen und auch die von Herrn Zobel aus Osterode (Ostpreussen) mitgebrachten Stücke zu dieser auffälligen Form gehören, benennt sie Herr Dadd „horussia" . Die cfcf sind wesentlich grösser als die typischen, der schwarze Rand der Vordeiflügel ist w'esentlich breiter, nimmt fast Vn der Flügelfläche ein, so dass das Tier einen dunkleren Eindruck macht, obwohl das Blau ganz gleich dem der typischen Form ist. Die 9 Q sind oben von den typischen nicht verschieden: die Unterseite
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aber ist bei beiden Geschlechtern von borussia bedeutend dunklir als bei den typischen corydon; die c/c/" sind etwas braun, die Q Q. sogar dunkelbraun. Wenn zwar auch typische corydon mit brauner Unterseite vorkommen, fällt bei Nebeneinanderstellung grosser Reihen beider Formen die bedeutend dunklere Färbung der horussia sofort auf.
Ferner zeigt Herr Dadd 4 Falter, die vielleicht Hybriden sind. Eine bei Airolo am 28. Juni 1907 gefangene Lycaena corydon X bellargus (?) ist grösser als hellargus, etwa von der normalen Grösse von corydon', die blaue Färbung liegt in der Mitte zwischen den beiden Arten. Sonst ähnelt das Stück auf der Ober- und Unterseite mehr corydon, erinnert an die Formen hispana und poloniis. Es flog zu- gleich mit vielen bellargus, während corydon damals ganz fehlte und nach Mitteilung von Mr. Tutt erst Ende Juli und Anfang August dort zahlreich auftrat. Da hispana und polonus aus der Schweiz überhaupt nicht bekannt sind, und schon wegen der frühen Flugzeit, hält Herr Dadd es für ausgeschlossen, dass es sich um eine richtige Form von corydon handle. Ein ganz ähnliches Stück hat Mr. Tutt einmal bei Cuxion im Mai gefangen, erst für bellajyus, später für hybr. bellargus X corydon gehalten. Bekanntlich kommt bellargus fast überall in 2 Generationen vor, .Mai — Juni und August — September; corydon nur in einer Form von Mitte Juli bis August und teilweise September. Bei der grossen Aehnlichkeit der Q Q wäre daher eine Kreuzung sehr möglich. — Eine bei Oberstdorf erbeutete Colias hatte Herr Dadd als abweichende hyale seiner Sammlung eingereiht; Herr Baron V. Resnicek aber hielt das Stück für eine hybr. hyale X palaeno. Es unterscheidet sich von der typischen hyale nur wenig; die schwarze Zeichnung ist etwas stärker, und die Form der Hinferfliigel neigt stärker zu palaeno. — Eine im Juni bei Spandau gefangene Pieris hielt Herr Dadd anfangs für die Sommergeneration napaeae Esp , doch zeigt sie grosse Aehnlichkeit mit rapae. Auf der Oberseite sind von den schwarzen Rippen nur Andeutungen am Rande sowohl der Vorder- ais auch der Hinterflügel vorhanden, und die Unterseite der Hinter- flügel sieht ganz wie bei rapae aus, nur findet sich an den Rippen ein ganz schwacher Anflug von schwarzer Bestäubung. Herr Dadd hält das Stück daher für hybr. rapae X napi. — Ein anfangs für einen Hybriden Coenonympha pamphilus X satyrion gehaltenes Stück hält er jetzt für eine sehr abweichende Form von pamphilus. —
Herr Heinrich bemerkt zu dem Hybriden palaeno X hyale, dass er ein c/* besitzt, das vielleicht auch ein Hybride dieser beiden Arten ist. Dass Erebia euryale und ligea eine .Art seien, erscheint ihm unwahrscheinlich, weil von beiden sehr verschiedene Höhenformen existieren; um die Frage zu entscheiden, müssten jedenfalls die früheren Stände berücksichtigt werden.
Herr Riesen teilt Beobachtungen über die Begattung von Perla marginata Panz. mit, die er im Bodetal im Harz in grosser Menge gesehen hat. Das cf sitzt dabei, abweichend von den meisten anderen Insekten, neben dem Q, bald rechts, bald links, und legt die 3 Beine der einen Seite auf den Rücken des Q . Bei sehr vorsichtiger Berührung trennt sich das Paar nicht, sondern klettert ein kleines Stück aufwärts, das (f mit wesentlich kleineren Schritten als das Q. Bei stärkerer Störung trennt sich das Paar sofort, so dass es nicht gelingt, sie in copula zu töten und zu präparieren.
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Verabredetermassen haben die Herren Huwe und Stichel eine Anzahl Formen von Parnassius mnemosyne L. aus ihren Sammlungen mitgebracht
Herr Huwe legt Exemplare beider Geschlechter vom Harz, aus Schlesien, Mähren, Böhmen, Niederösterreich, Oberbayern (Berchtes- gaden), aus Schweden (Schonen), Russland (Kiew), Persien und Turkestan vor. Durch Grösse, gestreckten Flügelsohnitt, helle Färbung bei ge- ringerer Ausdehnung der schwarzen Vorderflügelflecke fallen besonders die leider nur im männlichen Geschlecht vorhandenen Exemplare aus Schweden auf, während die Stücke aus Kiew, abgesehen etwa von ihrem etwas rundlicheren Flügelschnitt, von denen aus Niederösterreich nicht wesentlich verschieden sind.
Die Q. Q von Berchtesgaden sind meist von geringer Grösse und neigen stark zum Melanismus. Sic gehören zur Subspecies hartmanni Standfuss. Mit den weiblichen Berchtesgadener Exemplaren stimmen Q. 9 aus Schlesien, die Vortragender von W. Niepelt in Zirlau erhielt, fast genau überein, so dass solche ebenfalls zur Subspecies (und zu- gleich wohl forma aherrativa) hartmanni zu ziehen sein dürften. Redner zeigt ausser einem solchen Q. noch ein besonders grosses und stark gezeichnetes hartmanni-Q aus Oberbayern, ein 5 der forma melaina Honrath (ganz schwarz) und eine Zwischenform, bei der die Vfl. schwarz, die Hfl. in der Wurzelhälfte heller gefärbt sind.
Zu der in 2 Paaren vorgelegten Subspecies P. mnemosyne nubi- losus Christoph aus Persien, deren cfcf besonders hell sind, während die Q Q meist dunkler angelegt sind, leiten ebenfalls vorgezeigte Exem- plare einer Form aus dem europäischen Südrussland hinüber, die im dunklen Apexteil der Vfl. bereits die für die Subspecies nuhilosus — wie auch für die Subspecies giganteus Stdgr, — charakteristischen hellen Fleckenbinden aufweisen.
Es folgen mehrere Paare der Subspecies giganteus Stdgr. vom Alexandergebirge, vom Sultan-Hazretgebirge und vom Thianschan (Djitim- tar) und aus dem europäischen Südrusslaud. Letztere sind zwar kleiner und von weniger rundlichem Flügelschnitt als die typischen giganteus, zeigen aber sonst alle Merkmale der Subspecies giganteus — beson- ders starke Flecke der Vfl. und Hfl., breiten glasigen Randteil der Vfl. mit heller Fleckbinde inmitten — , so dass sie wohl zu dieser Subspecies gezogen werden müssen.
Endlich sorgt Herr Huwe noch für Abwechslung nach dem Schwarz- weiss der mnemosyne-Forxnen, indem er Exemplare der bunteren Pam. nordmanni nordmanni M(5netries o^P, von P. clarius p]versm. nebst forma dentata Aust. cfQ. und ein cf der zitronengelben P. eversmanni eversmanni Men. vorführt.
In einem den Ausführungen Herrn H u wes ähnlichen Sinne äussert sich Herr Stichel unter Vorlage eines Kastens seiner Sammlung mit zahlreichen Vertretern von Pam. mnemosyne aus Oesterreich, Süd- Russland (Saratow), Steiermark, dem Unter-Harz, den bayrischen Alpen und aus Turkestan. Es sei augenscheinlich, dass sich die Art in Lokali- täten mit gleichen oder ähnlichen Lebensbedingungen, klimatischen Verhältnissen etc. in übereinstimmenden Entwickelungsrichlungen aus- bildet, ohne dass man von konsolidierten Unterarten reden kann. Es liegt hier ein ähnliches Verhältnis vor wie bei Pieris napi hryoniae.
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einer Höhenform, die sich an mehr oder weniger isolierten, zum Teil erheblich voneinander entfernten Lokalitäten wiederholt. Bei der weit- gehenden Variabilität einer solchen Gemeinschaft von Individuen, bei denen man reihenweise Uebergänge von der niedrigsten bis zur äussersten Variationsstufe von Exemplaren ans fast allen Gegenden des Fluggebietes zusammenstellen und diese untereinander ohne erkennbare Grenze rangieren kann, ist es nicht möglich eine bestimmte Form als Unterart zu diagnostizieren, man muss das Verbreitungsgebiet unter Annahme einer erweiterten Reihe von Kennzeichen (die auch kombiniert auftreten) festsetzen und es bleibt dann dem einzelnen unbenommen aus Utilitäts- rücksichten weitere Namen für Zustandsformen innerhalb dieser weiter begrenzten systematischen Einheit einzuführen. In der Annahme, dass Linn^s Original Papilio (Beliconius) mnemosyne, dessen Diagnose auf Stücke aus Finland begründet ist, eine Sonderrasee repräsentiert, die als nomenklatorischer Typus mit Parn. unnemosyne mnemosyne zu bezeichnen ist, variiert die Art des südlichen europäischen Kon- tinents hauptsächlich nach 2 Richtungen, als deren typische Vertreter anzunehmen sind:
a, P. mnemosyne hartnianni Stdfss. Melanotische Entwickelung
anfangend mit partieller grauer Bestäubung, fortschreitend mit Verstärkung der schwarzen Ultrazellflecke zu bindenartiger Form, bis zum völlig glasig schwarzen Extremzustand, forma melaina Honr. (= umbratilis Frühst.), die in nicht unter- schiedlicher Weise nnabhängig von der Lokalität im Bereich der Unterart auftritt.
b. P. mnemosyne athene Stich. Albinotische Richtung, mit Bildung
weisser Flecke im Distalfeld des Vorderflügels und Reduktion der schwarzen Flecke.
An a schliessen sich Individuen aus Schlesien {silesiacus Frühst.), dem Harz (bisher dem Schicksal einer Taufe entgangen), verschiedenen Alpengebieten,') den Pyrenäen {P. m. verneianus Frühst. [= pyrenaica Verit] + turatii Frühst. [= pyrenaica Tur.]) an, von denen etliche vielleicht als Zustandsformen erhalten bleiben können, so:
Forma silesiaca Frühst, für Q Q aus Schlesien, bei denen in der geschwärzten Zelle des Vorderflügels helle Querstreifen neben den schwarzen Flecken stehen (Taf. I, Fig. 6). ((fcf sind von Harzer Stücken, Russen und Böhmen nicht zu unterscheiden.)
Dazu mögen für auffällige Formen neu eingeführt werden:
Forma taeniata Stich. (Taf. I, Fig. 4). Die ultracellulare Be- stäubung als ganz oder fast ganz geschlossene Querbinde aus- gebildet, die Costalflecke mit Hinterrandfleck verbindet und namentlich scharf im Hinterflügel ausgeprägt ist: Nr. 118, 869, 873 i. c. Stichel, Bayer. Alpen, nahe Salzburg.
Forma arenaria Stich. (Taf. I, Fig. 5). (Kombination mit f. taeniata, aber auch selbstständig in cf und Q). Distalsaum des Hintertiügels mit deutlicher Mondfleckenbinde: (/Nr. 114, 865; Q Nr. 117, 868, 870 i. c. Stichel, wie vor.
J) Wegen der Benennungen vgl. Fruhstorfer: Int. Entomol. Zeitschr. Guben II, p. 18 (1908) und Ent. Zeitschr. Stuttgart XXII, p. 12.
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Der Forma taeniata sich zu nähern scheint turatii Frühst. (= pyrenaica Tur., Natural. Sicil. XX, p. 15), nach den Abbildungen ist die Entvvickelung der Binde aber so gering, wie sie sich bei bayerischen Stücken ganz gewöhnlich findet. Schon Fangstellen in den bayerischen Alpen, die kaum 1 V2 geogr. Meilen von einander entfernt liegen, liefern Individuen-Serien, aus denen man in dieser Richtung verschiedene „Unterarten" heraussortieren könnte.
An b schliessen sich die Individuen der südlichsten Gegenden des Fluggebietes an, so solche aus Süd-Frankreich, Italien; auch in Steier- mark (bei Judenburg) fliegen sehr weisse Stücke mit kleinen schwarzen Flecken und weissen Makeln im Glasrand. Als Extrem dieser Ent- wickelungsrichtung ist:
Forma nebrodensis Turati aus Sizilien (Madonie-Gruppe) anzu- sehen, bei der diese weissen Makeln bindenartig miteinander znsammenfliessen, ein Charakter, der aber nicht beständig zu sein scheint und nachsubsp. nubil 0 so s Christ aus Asienhinneigt.
Als weitere Hezeichnungen neueren Datums für Zustandsformen dieser Richtung könnte man vielleicht acceptieren:
Forma d era ac u 1 ata Frühst, mit stark verkleinerten Zellflecken, hie und da im Verbreitungsgebiet, im besonderen in Ungarn, Mähren.
Forma intacta Krul.^), ganz ohne schwarze Bestäubung am Zell- ende des Hinterflügels.
Alle übrigen, als Unterarten aufgestellte Bezeichnungen dürften dem Schicksal der Annullierung verfallen, so insbesondere subsp. nieso- leucus Frühst., die nur auf die Landkarte begründet ist. In einen ähnlichen Fehler ist Vortragender auch schon bei Aufstellung von Parn. apoilo geminus verfallen, als Bezeichnung der Alpenform. Als Früh st orfer diese Kollektiveinheit nach höchst unbeständigen und problematischen Merkmalen aufteilte, wurde aber der Name unter Bei- gabe einer allerdings nur relativ brauchbaren Diagnose auf einen Typus aus dem Berner Oberland (Seitz, Grossschmett. I, p. 24, 36) fixiert.-)
1) Vergi. Soc. entom. XXIII, 1908, p. 2. Krulikowsky gibt dort in einer Fussnote an, dass P. stubbendorfii Meu. durch P. immaculatus Meu. praeoccupiert ist. Ich habe dieselbe irrige Angabe gelegentlich meiner Synopsis der Parnassiae für Seitz beiBlwes, P. zool. Soc. Lond. 1881, p. 46 gelesen. Au zitierter Stelle: Bull. Ac. Imp. Sciences St.-Petersb. V Nr. 17 (1847) ist die erwähnte Abhand- lung „Sur quelques papill. du Siberie, recueillis p ar le Dr. Stubbendorf- zwar abgedruckt (p. 262), aber der Beschreibung des vermeintlichen Parn. mnemosyne (-= stubbendorfii) keine Benennung bei- gefügt. Anlass zu der Einführung des Namens var. immaculata scheint Herrich-Schäffer gegeben zu haben, der im Index Vol. 1, p. 22, 1856, bei Doritis stubbendorfii als Synonym immacxdatus mit gleichem Literatur- Hinweis und mit ? aufführt. F. stiibbendorfii (1849) behält nach wie vor Giltigkeit. - Stichel.
-) In Berges Schmetterlingsbuch, 9. Aufl., p. 7_ ist der Name (jemhius mit I^nrecht von Rebel eingezogen. Es dürfte nicht in Abrede zu stellen sein, dass der schwedische Apollo, der den Arttypus vorstellt, eine andere Kasse ist als sein schweizerischer Vetter aus dem ßerner Oberland! Im übrigen kann ich der von Eebel erfolgten Einziehung einiger anderer Namen für Apollo-Rassen nur beipflichten.
— Stichel.
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Der Vortragende lässt dann im Anscliluss hieran einige Photo- graphicen von früher vorgezeigten Raritäten kursieren, niimiich:
Parnass. "phoebus sacerdos Stich. Hermiiphrodit vom St. Bernhard (Taf. I, Fig. 1). Rechter Hinterflügel weiblich mit verbundenen Augenflecken (forma Cardinalis Oberth.), rechter Vorderflügel männlich mit verzerrter Kontur der Distalsaumbiude. Linker Hinterflügel halb männlich (vorn), halb weiblich (hinton), mit einer zwischen hinterer Radialis und vorderem Medianast ein- geschalteten überzähligen Ader und rücklaufendem Aderfragment in der Zelle. Besitzer: Herr Jul. Kricheldorf, Berlin. (Vergl. Sitz.-Ber. für 1907, Bd. 53, p. 23). Parn. phoebiis sacerdos Stich., forma aberr. (Taf. I, Fig. 2) aus der Gegend von Snlden (Ortlergebiet, Tirol) mit verloschenen Augenflecken des Hinterflügels, die nur durch eine schwache Ansammlung grauer Staubschuppen markiert sind. Besitzer und Fänger: Herr Hänel.
Diese Aberration stellt ein interessantes Gegenstück der auf gleicher Tafel dargestellten Apollo-Form dar (vergl. Fig. 7). Parn. discoholus Stgr., monströs. (Taf. I, Fig. 3) ans dem Tian- schan (Naryn), die vom Besitzer, Herrn Jul. Kricheldorf als gynandromorphe Bildung aufgefasst wird (vergl. Sitz.-Berl. 1907, wie oben). Parn. apollo carpathicus Reb. u. Rog., forma anom. (Taf. I, Fig. 7) aus den Karpathen, anscheinend eine krankhafte Ano- malie in der Entwickelungsrichtung der forma philippsi Schulz. Oberseite dünn beschuppt, namentlich im vorderen Teil des Hinterflügels. Vorderer Augenfleck ziemlich dicht rot, der schwarze King nur in einzelnen zerstreuten Schuppen erhalten, das Rot des hinteren Augenfleckes etwas zerstäubt (mit Weiss durchsetzt) ohne Berandung, Hinterrandfleck zerstäubt schwarz. Auf der Unterseite nur die beiden vorderen Wurzelflecke deutlich rot, diese in und hinter der Zelle stark rückgebildet, mit schwarzen Atomen überstäubt. Vorderer Augenfleck kräftig rot, mit sehr zerstäubtem schwarzem Ring, hinterer Augenfleck mit grossem weisslichem Kern, der rot angehaucht ist, aussen stärker als im Zentrum, die schwarze Berandung etwas stärker als oben. In den zerstäubten Analflecken ein leichter röt- licher Anflug. Im Besitz des Herrn J. Hyckel in Ratibor, von einem Wiener Händler erworben. Herr Dadd hat zwei Raupen von Caradrina amhiffica F. mit- gebracht; sie erfordern sehr wenig sorgfältige Behandlung, fressen fast alles, selbst faulendes Futter. Bei der Rückkehr von einer lOtägigcn Reise fand er 30 Raupen, die allen ihnen gegebenen Löwenzahn längst aufgefressen hatten, in einer braunen Jauche vor, doch erholten sich 24 davon vollständig.
Herr Heinrich hat am 25. Okt. in Finkenkrug e'we Orthosia geködert, die er nach der Flugzeit für laevis Hb. hielt; auch in früheren Jahren fing er vereinzelt Tiere derselben Art im Herbst am Köder. Drei davon werden mit vorgezeigt. Bei näherer Untersuchung ist er aber zur Ueberzeugung gelangt, dass alle diese vier in den Monaten September und Oktober bei Berlin gefangenen Tiere echte ruticiäa Esp.
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der roten Form sind, welche Art demnach nicht nur Im Frühjahr fliegt. Dass sie in 2 Generationen vorkomme, nimmt Vortragender nicht an, sondern dass nur einzelne frühzeitig verpuppte Exemplare sich bei günstiger Witterung schon im Herbst zur Imago entwickeln, während die Mehrzahl erst im nächsten Frühjahr schlüpft.
Herr Hamann legte eine Anzahl von Hymenopteren vor, welche Eum grössfen Teil bei Schtnetterlingszüchtungen aus Puppen ausge- schlüpft waren, und ersuchte um nähere Angaben über diese Insekten.
Herr Bise hoff sen. erklärte sich sofort zu einigen Mitteilungen bereit, um so mehr, als gerade diese Insektengruppe für die .Mehrzahl der anwesenden Herren als i^epidoptercnsammler besonderes Interesse hätte. Herr Bischoff führte zunächst aus, dass unter den vorgelegten Hymenopteren einige seien, welche zu der Entwicklung von Schmetter- lingen nicht in Beziehung stehen, so ein sehr schönes, auffallend grosses Q von Sirex juvencus, die stahlblaue Holzwespe, ferner eine Blatt- wespe Tenthredo (Allantus) zonata. Auch 2 Sandwespen Ammophila sabidosa und Psamniophila viatica füttern zwar ihre Larven mit Schmetterlingsraupen welche sie durch Stiche lähmen und in ihr Nest schleppen, entwickeln sich jedoch nicht selbst in der Schmetterlingspuppe.
Unter den eigentlichen Parasiten sind die Gattungen Trogus mit den Arten lutorius und exaltatorins vertreten, ferner Ichneumon pisorius, 1. fuscipennis und /. cetsiae aus Cehia gezüchtet. In schönen Exemplaren sind aus Papilio machaon und Vanessa atlanta Dinotomus lapidator und Amhlyteles castigator vertreten. Reich- lich und in verschiedenen Species finden sich die Sichelschlupfwespen Ophion, Anomalon, Campoplex und Banchus.
Von PimpUnen sind häufig Pimpla instigator iu grossen und kleinen Exemplaren vorhanden. Ferner mehrere Exemplare von Ephi- altes manifestator mit mächtigen Legeröhren. Letztere Schlupfwespe macht meistens Jagd auf Käferlarven und sucht mit dem langen Lege- stachel in den Gängen vorwiegend nach Bockkäferlarven, in denen sich das Insekt entwickelt.
Herr Bisch off erwähnte dann noch eine eigentümliche Beobach- tung über gesellschaftliches Zusammenhalten von Trogus lutorius in Gefahr. Er hatte Gelegenheit, einmal zwei dieser schönen grossen Schlupfwespen nebeneinander fliegend zu fangen und nadelte sie schnell im Koscher. Dieselben standen in der off'enen Schachtel am Waldwege, als ihn plötzlich eine ganze Zahl von Individuen desselben Insektes förmlich überfielen. Es blieb ihm nichts übrig, als so schnell wie mög- lich wegzufangen, was ihn umschwirrle, um schliesslich die unheimlichen Andringliiige los zu werden und in die Flucht zu schlagen.
Herr Rangnow hat ein Pimpla Q. beobachtet, wie es ein mit einem dünnen Holzhäutclien verschlossenes Bohrloch mit den Fühlern betastete und darauf seinen Legestachel hineinsenkte. Er bestätigt, dass Orthosia ridicilla bei der Zucht oft bereits im Herbst schlüpft.
Herr Heinrich hat eine am 28. Okt. im Freien geschlüpfte Plusia gamma gefangen; Herr Rangnow berichtet, dass er sogar im Dezember den Falter aus im November gesammelten Raupen er- hallen habe, und Herr Dadd meint, dass gamma überhaupt zu jeder Jahreszeit in allen Entwicklungsstadien zu finden sei.
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Sitzung vom 5. November.
Herr Walter hält einen ungemein fesselnden Vortrag über die Insekten in der Mythologie und Volkssnge, worin er dank seiner ein- gehenden Studien auf dem Gebiet der Völkerkunde eine Menge von wohl nur wenigen Entomologen bekannten Beziehungen zwischen In- sekten und dem Vorstellungsleben der Völker erläutert. Da der Vor- trag in extenso veröffentlicht werden soll, sei hier nur hervorgehoben, dass der Scarabäus der alten Aegypter ursprünglich nur das Wappen- tier eines einzelnen Stammes, nicht des ganzen aegyptischen Volkes war; dass die altgriechischc Darstellung der Psyche als Schmetterling ein Seitenstück im Glauben der Japaner hat, beim Tode eines Kindes fliege seine Seele in Gestalt eines Schmetterlings davon; dass die sich an den Hörselbcrg knüpfenden Sagen mit dem Summen von Mücken- schwärmen in einer langgestreckten Höhle dieses Berges, dem Hörsel- loch, in ursächlichem Zusammenhang stehen.
Herr Auel legt eine umfangreiche Tarbenreihe von Lymantria monacha vor. Zu biologisch-statistischen Zwecken hat er im letzten Sommer über 2000 Stück gesammelt; dabei erbeutete er von der ganz dunklen f. atra, von der er im vorigen Jahre kein cf gefunden hatte, in diesem Jahre mehrere. Besonders interessant ist eine vollkommen symmetrisch gut entwickelte Abnormität mit schmalen, merkwürdig ausge- schweiften Flügeln, gefangen 14. August bei Potsdam (Taf. I, Fig. 11).
Herr Heinrich bemerkte dazu, dass er ?chon im vorigen Jahre atra-cfcf in Anzahl bei Fangschleuse an der Oberspree beobachtet und 2 reine Stücke gefangen habe. Ferner legt er sein in voriger Sitzung im Anschluss an den Vortrag des Herrn Dadd erwähntes pa- laeno ähnliches <f von Colias hyale vor. Die Ansicht des Herrn Dadd, da.-'s es sich um einen Hybriden hyale X palaeno handele, teilt er nicht; die im Katalog von Staudinger als eingezogene ab. uhli aufgeführte Form zeigt die charakteristische Unterseite von hyale, wohin sie auch nach dem Flügelschnitt gehört. Beigefügt hat er noch einige hyale-cfcf aus verschiedenen Gegenden, um die grosse Variabilität der Art zu zeigen, die aber nicht immer zu feststehenden Lokalvarietäteu führt; zwei sehr auffallend verschiedene, nach entgegengesetzten Rich- tungen abgeänderte Stücke hatte er auf einem und demselben Kleefelde gefangen.
Herr Huwe legt mehrere Paare von ihm im letzten Sommer hier mit Eiche gezogener Hybriden Antherea pernyt cf X roylei Q nebst Paaren beider Arten zum Vergleich vor. Alle Hybriden sind erheblich stärker als die Eltern, von der Grösse sehr kräftiger A. mylitta. Sie sind in beiden Geschlechtern in Grösse, Färbung, Zeichnung und Flügelschnitt weit ähnlicher A. roylei als pernyi. Es hat sich also nicht der Vater, sondern die Mutter mehr zur Geltung gebracht. Die Kokons, von denen mehrere nebst solchen von A. pernyi und roylei gezeigt werden, neigen auch etwas mehr zu roylei hin, da sie hell weisslich-gelb, sehr gross und aussen mit einer vom inneren festen Kokon abstehenden, papierartig knisternden dünneren Hülle umgeben sind, die allerdings hier und da unterbrochen erscheint. Die Raupen waren ausserordentlich gross und neigten vermöge der 2—3 gold- glänzenden Fleckenpaare an den Seiten der vorderen Segmente auch mehr zur Raupe von roylei als zu pernyi.
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Herr W an ach hat ein ihm lebend aus Varone bei Riva zuge- schicktes Pärchen von Mantis religiosa L. mitgebracht; die Tiere hatten nach der zweitägigen Reise eine grosse Menge Fliegen verzehrt, frassen aber nun seit mehr als 24 Stunden nichts, nehmen aber mindestens einmal täglich Wasser an; ein am Finger hängender Tropfen wird von den sonst lebhaft mit den Fangbeinen umhertastenden Tieren langsam in ganz ruhiger Haltung aufgesogen, wobei sich die Palpen lebhaft in dem Tropfen bewegen. Die Fangbeine werden, im Gegensatz zu Tümpels Schilderung, beim Klettern regelmässig benutzt. Zweimal wurde beobach!et, wie das Q, eine in dem einen Fangbeine gehaltene Fliege verzeiirend, mit dem anderen eine zweite sich nähernde Fliege fing.
Herr Bischoff jun. machte im Anschhiss an den Vortrag des Herrn Walter noch einige ergänzende Bemerkungen. So wies er auf die Bezeichnung eines Sternbildes als das des Skorpiones hin. Er er- wähnte die Sage von Tithonus, dem zwar von Zeus ewiges Leben, aber nicht ewige Jugend zugesichert war, und der immer mehr zusammen- schrumpfte, bis er zur Cicade wurde. Ferner gedachte er noch des heiligen Pillendrehers, der ausser den im Vortrag erwähnten Eigen- schaften auch noch ein Symbol der Auferstehung darstellen soll. In Ergänzung dessen, was über die Spinnen gesagt war, erinnerte er an die Sage vom Altweibersommer und an einen alten Volksspruch: Spinne am Morgen bringt Unglück und Sorgen usw. — Was die Verwendung der Insekten in der Heilkunde anbelangt, die auch kurz von Herrn Walter gestreift wurde, führte Herr B. noch als andere Heilmittel an: den erdigen Kokon des Rosenkäfers, den man in Ameisenhaufen findet, den sogen. „Ameisenstein", und einen Rüsselkäfer, Hhinocyilus antio- dontalgicus Gerb., dessen Name ja schon auf die Verwendung des Käfers gegen Zahnsehmerz hinweist.
Ferner hatte Herr B. eine Anzahl von Käfern, die aus Wespen - und Bienennestern stammten, mitgebracht. Es handelte sich dabei um Käfer aus den Gattungen: Meloe\ Sitaris, JRhipiphorus, Metoecus^ Macrosiagon, Trichodes. Ausserdem zeigte er den aus Hornissen- nestern stammenden seltenen Velleius dilatatus F., der auch in der Larvenform vorhanden war, und noch von gelegentlichen Mitbewohnern des Wespen- resp. Bienennestes Cryptophagus badillS Strm. und Dermestes lardarius L.
Näher ging er auf die eigentümliche Metamorphose von Meloe und Sitaris, sowie auf die schmarotzende Lebensweise der Rhipiphoriden ein. Die Meloearten oder Maiwürmer sind durch ihr eigentümliches Aussehen, die kurzen Flügeldecken, den aufgedunsenen Hinterleib und ferner durch ihren scharfen Saft hinreichend bekannt. Auch ihre Hypermetamorphose findet sich in allen Werken über Coleopteren angegeben, so dass hier auf eine nähere Angabe verzichtet sei. Weniger bekannt dürfte die Lebensweise der Larven der Rhipiphoriden sein. Diese Käfer sind aus- gezeichnet durch ihre namentlich beim cT" auffällig ausgebildeten fächer- förmigen Fühler, die ihnen auch ihren Namen ,, Fächerträger" eingebracht haben. Unter den vorgezeigten Exemplaren befand sich ein Q. einer südeuropäischen Rhipiphoride, Rhipiphorus (Myodites) subdipterus Bosc, das in seinem Aeusseren einer Blattwespe, etwa einer Athalia, täuschend ähnlich sieht. — lieber die Larve unseres bekanntesten Wespen-Schmarotzers, Metoecus paradooßus L., weiss man einiges
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Nähere. Sie lebt in den Nestern der Wespen, und zwar im Innern der Wespenlarven, die dabei an den Rückensefrmenten stark anschwellen. Später durchbricht sie die LarvenhatU von innen nach aussen und saugt sich nun in Gestalt einer Made am vierten Segment der Larve fest. Noch einmal häutet sie sich, saugt den Wirt vollständig aus und verpuppt sich dann in der Zelle.
Auch über die Larve von VelleiuS dilatatus F., einer seltenen grossen Staphylinide, war Herr B. in der Lage aus eigenen Beobachtungen Mitteilung zu machen. Er hatte die Larve in einem Hornissennest, das in einer Lehmwand angelegt war, gefangen. Es wird von manchen Seiten behauptet, dass der Velleius nur in sol chen Hornissennestern zu finden sei, die in alten Bäumen, besonders Eichen, gebaut wären. Dies ist nach den Beobachtungen des Herrn B. also nicht der Fall. Die von ihm erbeutete Larve mass anfangs nur wenige Millimeter. Doch solange er sie noch mit Hornissenbrut versorgen konnte, wuchs sie schnell heran. Sie drang von oben oder seitlich in die Zellen ein und biss die Hornissenlarven tot und verzehrte sie auch teilweise. Deckelte man Zellen auf, in denen schon die Pnppe ruhte, so ging die Larve von oben gegen die Puppe vor und biss gewöhnlich zuerst die Fühler an. Sie schien sich auch vom Kot der Larven zu nähren. Als die Hornissen- brut nun mit der Zeit ausgekrochen war und keine lebenden Larven mehr zu beschaffen waren, ging die Käferlarve leider ein. — I3er auffallend breite Käfer ist durch stark gesägte Fühler ausgezeichnet und leicht kenntlich. Im System steht er neben der grossen Gattung Quedius. Im gleichen Nest wie die Velleiuslarve war auch ein Cryptophagus hadilis Strm. gefangen worden.
Zum Schluss zeigte Herr B. noch ein Präparat vor, das aus Lissabon stammte. Es enthielt den Trichodes ammios F. als Feind der Wander- heuschrecken. Die Larve dieses Käfers, die der unseres Trichodes apiarius L. ähnlich sieht, lebt in den Erdröhren, in die von den Wanderheuschrecken die Eier abgelegt werden, und wird also durch Vertilgen der Eier nützlich.
Herr Schmack ist der Ansicht, dass der Volksspruch: ,, Spinne am Morgen u. s. w." sich nicht von den Arachnoiden herleitet, sondern von der früheren Beschäftigung der Frauen, das Spinnrad morgens bzw. bei Tageslicht zum Broderwerb, abends zum Vergnügen zu benutzen.
Herr Glaser zeigt eine Keihe interessanter, I9Ü1 gezogenen Hybriden von Pygaera pigra <f X cartlda Q. Die Entwicklung war verhältnis- mässig schnell verlaufen, die Copula erfolgte im Juli und die Falter schlüpften schon Ende Oktober.
Herr Gaul lässt ein chinesisches Buch aus dem 18. Jahrhundert zirkulieren, das prächtige farbige Abbildungen von Pflanzen und Insekten, besonders Faltern, enthält, die aber nicht naturgetreu dargestellt, sondern stilisiert sind.
Sitzung vom 12. November. Herr Dadd legt mehrere Stücke von Argynnis ino Rott. aus Finkenkrug vor, daneben ein schöne Aberration mit zusammengeflossenen Punktreihen der Vorder- und Hinterflügel, die sonst Striche bilden, wie bei manchen Lyc aena- Arten ; ferner ein aberratives cf mit unregel- mässigen schwarzen Punkten, die so aussehen, als wären sie aus einer Pfefferbüchse über die ganzen Flügel gestreut.
(46) Sitzungsberichte des Berliner Entomotogischen Vereins
Herr Rangnow hat das früher bespiocliene, im Dezember aus einer im November gefundenen Raupe entwickelte Stück von PLiisia gamma mitgebracht. Es ist verhältnismässig klein. Ferner legt er eine aberrative Taeniocampa gothica L. mit einem weissgelben Längs- streifen im Saumfelde vor.
Herr Bisch off jun. hatte eine Reihe von Chrysiden, unsern farben- prächtigsten Hymenopteren, den Goldwespen, mitgebracht. Die Tiere stammten aus Misdroy und Finkenkrug, mit Ausnahme von drei mehr südlichen Arten, Parnopes grandior Fall., Stilbum cyanurum Forst, und Euchroeus purpuratus F. Unter den Misdroy'er Exemplaren befand sich auch eine in Norddeutschland seltene Art, Chrysis analis Spin., die durch den schönen blauen Rand des letzten Segmentes aus- gezeichnet ist. — Die Chrysiden führen eine durchaus schmarotzende Lebensweise bei anderen Hymenopteren z. B. bei Odyuerus, Osmia und Bemhew. Die Gattung Cleptes lebt bei Blattwespen.
Die Arten fliegen am zahlreichsten im Juli in der prallen Mittags- sonne an alten Holzzäunen und an Sandböschungen besonders an Wald- rändern. Da die Chrysiden ziemlich flügge Tiere sind, so gehört schon einiges Geschick dazu, sie mit dem Fangglas direkt von der Wand abzunehmen.
Eigentümlich ist das Kugelvermögen der Chrysiden, die sich nämlich in der Gefahr zusammenzurollen vermögen, indem sie den unterseits stark ausgehöhlten Hinterleib gegen den Thorax klappen.
Sitzung vom 19. November.
Herr Ziegler legt eine Reihe Aberrationen von Epinephele jicr- tina L. vor: ein Q vom Kullen in Südschweden mit drei schmalen Flecken auf den Vorderflügeln, Q Q mit grossen gelben Flecken auf den Vorderflügeln, die Uebergänge zur subsp. hispulla Hb. darstellen, 5 Q dieser Varietät aus Süddeutschland, Südfirol, aus Andalusien ein Q. mit besonders breiten gelben Binden auf der Oberseite; ein Paar subsp. foriunata Alpheraki aus Tenerifl"a, von besonderer Grösse. Das d" zeigt drei schwache Flecke auf den Vorderflügeln, das Q. vorwiegend gelbe Färbung der Oberseite. V^on der kleinen Lokalrasse aus der Türkei telmessia Z. hat das cf auch drei gelbe Flecke auf den Vorder- flügeln. Ferner eine Anzahl albinotischcr Aberrationen (ab. semialba Bruand), darunter ein cf mit weisslichen gabelartigen Flecken auf den Vorderflügeln, und weisslichen Hinterflügeln mit braunem Rand; ein Q von hispulla mit breiten weissgelben Fleckenbinden der Oberseite, und noch mehrere Q Q mit elfenbein- bis milchweissen Flecken auf den Vorderflügeln. Da diese weiblichen albinotischen Falter fast alle auf dem kalkhaltigen Gelände zwischen Sondershausen und Heringen erbeutet sind und dort besonders zahlreich flogen, so vermutet Herr Ziegler, dass die ßeschaff'enheit des Bodens auf die helle Färbung von Einfluss war.
Herr W^ichgraf macht darauf aufmerksam, dass weisse unregel- mässige Flecke zuweilen in der Giftflasche entstehen; bei den vorgelegten Stücken waren sie aber schon im Leben vorhanden und sind bis auf eine einzige Ausnahme völlig symmetrisch.
Herr Rangnow legt 2 von ihm bei Berlin 1907 und 1908 erbeulete Stücke von Cymatophora or f. albingensis (beschrieben und abgebildet in der Ent. Zeitschr. No. 31 vom 31. Okt. 1908 aus Hamburg- Altona)
für das Jahr 1908. (47)
vor; er fand sie in der Tegeler Frorst auf mit Heidekraut unter Kiefern und Espen bewachsenem Boden.
Herr Wanaeli legt im Anscliluss an die letzthin von Herrn Dadd geäusserte, schon von Spuler (Band I S. 39) ausgespochene Ansiciit, dass Maniola euryale Esp. und ligea L. keine getrennten Arten sein dürften, 5 am 26. Juli 1906 am Nordabhang des Brockens gefangene sehr verschieden gezeichnete Stücke von M. ligea vor. Das Stück mit den am stärksten entwickelten Augenflecken zeigt starke, zum Teil in die Länge gezogene weisse Kerne im (von vorn aus gezählt) 1., 2. und 4. Fleck der Vorderflügel und im 2., 3. und 4. der Hinterflügel. Bei dem am schwächsten gefleckten fehlen die weissen Kerne ganz, und der
1. schwarze Fleck auf den Hinlerflügein fehlt vollständig, während der
2. links kaum angedeutet und auch rechts sehr klein ist. Bei einem anderen fehlt auf den Hinterflügeln der 1. Fleck ganz und nur der 4. ist weissgekernt; auf den Vorderflügeln sind der 1., 2. und 4. Fleck gekernt, der 3. aber fehlt rechts völlig und ist nur links als schwaches Pünktchen angedeutet. Auch die weisse Zeichnung der Hinterflügel- unterseite ist sehr verschieden stark entwickelt, bei 2 Stücken nur in Spuren vorhanden; ein anderes Stück zeigt in der Mitte zwischen dieser weissen unterbrochenen Binde und der Flügelwurzel eine ungefähr konzentrisch dazu verlaufende, ganz dünn weiss bestäubte zweite Binde. Auf der Unterseite sind im allgemeinen die schwarzen Flecke und namentlich ihre weissen Kerne viel stärker ausgeprägt und zum Teil auch da vorhanden, wo sie oben ganz fehlen.
Herr Schmack legt zwei Stücke von Papilio homerus aus Jamaika vor; dieser grösste Papilio gilt als sehr selten, vermutlich nur weil er sehr schwer zu fangen ist.
Herr Bisch off jun. legt von ihm aus Blattläusen gezogene Schmarotzerwespen aus der Gattung Aphidius (Unterfam. AphidUnae der Braconiden) vor, deren Lebensweise besonders interessant ist. Wie schon der Namen andeutet, leben diese Hymenopteren in Blattläusen, deren Aussehen sich dabei wesentlich ändert. Die angestochene Blatt- laus, in deren Innerm die Larve schmarotzt, schwillt stark an, kriecht nicht mehr umher und bekommt ein glasiges Aussehen. Wenn der Aphidius zum Auskriechen reif ist, so beisst er auf dem Kücken seines Wirtes ein kreisrundes Loch aus, das mit dem zugehörigen Deckel noch verbunden bleibt. Dann drückt der Aphidius mit seinem Kopf den Deckel auf und kriecht hervor. Bemerkenswert ist noch das Vor- kommen eines Schmarotzers zweiten Grades in den Blattläusen. Es ist dies eine kleine Cynipide aus der Gattung Allotria, die jedenfalls in dem Aphidius in der Blattlaus schmarotzt.
Herr Blume legt ein grosses, sehr regelmässig kreuzförmiges Gespinst von Euproctis chrysorrhoea L. vor.
Herr Hänel hat lebende Puppen mitgebracht von Acronycta alni L., cuspis Hb. und leporina L. in abgestorbenen Erlenästen, die unmittelbar neben den Stämmen lagen. Die Puppe von A. alni ist hellrot, die von A. Clispis dunkelbraun, von A. leporina hellbraun. An den deutlich bemerkbaren Schlupflöchern in den abgestorbenen Aesten ist das Vorhandensein der Puppen leicht erkennbar; sie liegen ca. 6 bis 10 cm vom Schlupfloch entfernt in einem Frassgang, nur in morschen Aesten, nie in gesundem Holz. A. alni scheint in diesem .Tahre ziemlich häufig zu sein.
(48) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins
Hi'i-r Huwe leprt eine Reihe Falter von Parnassius apollo geminus Stichel (und rubldus Frühst.) vom Brenner in beiden Geschlechtern vor und demonstriert daran, wie sehr die einzelnen Individuen aus einer und derselben Lokalität oft in Grösse wie in Zeichnung voneinander abweichen, und wie misslich es danach häufig erscheint, die Kennzeichen von Lokalrassen festzulegen.
Von den vorgezeigten Faltern stimmen z. B. einige mit Stücken anderer Lokalrassen, wie P.apoUo albus, carpathiciis, liburnicus Rebel und Rogenhofer, vinningensis Stichel und siciliae Oberthür ziemlich genau überein.
Sitzung vom 26. November.
Herr Walter macht darauf aufmerksam, das die paläarktischen Grosssclimctterlinge von Seitz in „ca. 100 Lieferungen"' erscheinen sollen; es sei aber reichsgesetzlich bestimmt, dass bei Lieferungswerken von vornherein eine ganz bestimmte Anzahl von Liefenmgen festgelegt werden muss, und die Subskribenten hätten das Recht, kostenlose Nachlieferung aller über das zuerst festgesetzte Mass hinausgehenden Liefenmgen zu verlangen. Die unverhältnismässig umfangreichen Schlusslieferungen von Spuler zeigen, wie solche Dinge legal zu regeln sind.
Herr Ziegler legt mit Bezugnahme auf den Vortrag von Herrn Dadd eine Anzahl Maniola ligea L. vom Harz, aus Marienbad in Böhmen und aus dem Pustertal in Südtirol vor, worunter einzelne drei, andere vier, und 2 9 Q aus dem Pustertal sogar fünf Augenflecke auf den Vorderflügeln haben. Bei den (fcf fehlen zum Teil die weissen Kerne der Augenflecke. Bei einem melanotischen (f aus dem Pustertal ist die rotgelbe Binde der Vorderflügel aufgelöst in einen die beiden vorderen Augen und einen davon getrennten, das dritte Auge um- schliessenden rotgelben Ring, so dass dieses Stück einen Uebergang zur forma ocellaris Stgr. bildet, die sonst als Form von M. euryale Esp. galt. Diese Erscheinung spricht für die Annahme, dass ligea und euryale Lokalrassen derselben Art sind. Ferner liegt von f. adyte Hbn. ein Paar aus Bergün am Albula vor, und ein auffallend abnormes cf, auf dessen rechtem Vorderflügel der zweite Augenfleck nicht senk- recht hinter dem ersten, sondern mehr distalwärts steht; ferner ein Paar von euryale Esp. aus dem Riesengebirge und ein Paar von f. ocellaris Stgr. aus Südtirol. Die Aehnlichkeit von ligea, euryale und den Uebergängen veranlasst auch Herrn Ziegler, sie für Formen einer einzigen Art zu halten.
Herr Dadd erwähnt, dass Färbungsunterschiede der Raupen, wie sie nacli älteren Beschreibungen zwischen euryale und ligea vorhanden sein sollen, allein keinen ausreichenden Grund für die Artentrennung abgeben ; so z. B. sei die bei uns graue Raupe von Catocala promissa Esp. in England prächtig grün gefärbt, ähnlich der Flügelfärbung von Uichonia aprilina L. Die früheren Stände der Catocalen bieten manches Interessante; die Eier von C. sponsa L. unterscheiden sich durch ihre glatte Oberfläche von allen anderen Catocala-Kxern, die durch Rippen ausgezeichnet sind; nur bei den Eiern von C. dilecta Hb. hat er auch mit IGfacher Vergrösserung keineSkulptur wahrgenommen, wonach also sponsa und dilecta als sehr nahe verwandt anzusehen sind. Andererseits sind die Eier von C. conjuncta Esp. und pro-
für das Jahr 1908. / (49)
missa Esp. voneinander sehr verschieden trotz der grossen Aehnlich- keit der Falter.
Herr Blume zeigt eine biologische Zusammenstellung von Aglia tau L., worunter ein Q statt der weissen eine gelbe Färbung des T- flecks zeigt, und die (fcf teils stark ausgeprägte, teils ganz sehwach angedeutete Randbinden auf den Vorderfliigeln zeigen.
Herr Stichel veranlasst eine Kontroverse über topographische Bezeichnungen, lehnt energisch die noch immer vielbenutzten Bezeich- nungen „Ober-" und „Unterflügel" statt Vorder- und Hinterflügel bei Schmetterlingen ab; auch die Bezeichnung des Distalrandcs als „Aussen- rand"oder der Wurzelhälfte als „innere" Hälfte lässt er nicht gelten, weil „aussen" und „innen" Begriffe sind, die die Lage eines Punktes in Be- ziehung zu einer Fläche oder einem Körper bezeichnen. Innen ist das, was innerhalb einer Figur oder eines Körpers, aussen ist das, was ausser- halb derselben liegt. Die Ausdrücke lassen sich nur auf Teile von Zeichnungselemcnten auf der Flügelfläche (z. B. Augen: inneb blau, aussen schwarz umzogen) anwenden. Für die dem Körper des Schmetter- lings nahe liegenden Teile des Flügels ist in der wissenschaftlichen Literatur der Ausdruck „proximal", für die entfernt liegenden Teile das Wort „distal" eingeführt, beide Worte können in sinngemässer Zusammensetzung gebraucht werden : Proximalfeld, Distalrand etc. Ebenso ist „oben* und „unten" bei Bezeichnung der Lage von Zeich- nungselementen im Flügel zu vermeiden, weil im Sinne des Wortes mit Ober- und Unterseite identisch. Dafür ist zu setzen: „vorn" und
' „hinten". Eine präzise Ausdrucksweise liegt nicht nur im Interesse der Einheitlichkeit, sondern namentlich im Interesse des leichteren und richtigen Verständnisses, was der am besten zu würdigen weiss, der
■ die willkürlichen und zweideutigen Ausdrücke (namentlich in fremd- sprachlicher Literatur) als unliebsame Beigaben empfunden hat, bei
'denen man zuweilen auf's Raten angewiesen ist!
Herr Essclbach zeigt folgende Falter: Papilio machaon sphyrus Hb., grosses Exemplar von über 8V2 cm Flügelspannung aus dem Kilikischen Taurus mit den charakteristischen Merkmalen: ganz breit gebänderten Flügeln und sehr grossen -blauen Flecken in den Binden der Hinterflügel. Die Queräste der Hinterflügelmittelzelle sind direkt mit d*m Distalrande verbunden. Thais rumina L.: zwei Stücke, ein (/ aus Spanien, ein Q aus Marokko; bei letzterem sind die schwarzen Flecke ganz ausnehmend gross rot gekernt. Thais rumina f. canteneri Stgr., zwei QQ, davon das eine tief orange, mit sehr schmalen schwarzen Binden, aber ebenso grossen roten Flecken wie das vorbezeichnete Thais rumina Q ; gezogen aus spanischen Puppen. Analog zu diesem canteneri 9 zeigt er ausser noch zur Vergleichung mitgebrachten typischen polyxena und „var. " cassandra Hb.: ein aberratives Q. von 'Ih. polyxena, das dasselbe tiefe Orangegelb besitzt, wie die canteneri. Es ist viel intensiver gefärbt als Thais polyxena f. ochracea Stdgr., Patria leider unbekannt, soll in Oesterreich, speziell in Wiens Umgebung, vorkommen.
Herr Glaser legt interessante Zwergformen von Dasychira pudibunda L. vor, die ein ähnliches Grössenverhältnis darstellen wie zwischen Vanessa io L. und f. ioides 0. Es sind Tiere einer 2. Generation, deren Ureltern in copula an einem Buchenstamm ia-Sellin
d
(60) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins
im Juli 1899 gefunden wurden. Von den Puppen schlüpfte eine Anzahl schon im Juli, und alle Tiere zeichneten sich durch minimale Grösse aus. Unter den normal gefärbten Tieren befanden sich auch einige f. concolor Stgr., obwohl die Eltern reine pudibunda waren — ein Rückschlag auf die Ureitern.
Herr Stichel bringt Grütznersche Doppelnadeln in empfehlende Erinnerung und lässt Proben umlaufen.
Sitzung vom 3. Dezember.
Herr Ziegler hat mit Rücksicht darauf, das die Fauna des Grune- walds bei Berlin durch zunehmende Bebauung immer mehr gefährdet wird, eine Anzahl von bisher im Grunewald erbeuteten oder aus dort gefundenen Raupen gezüchteten Rhopaloceren und Heteroceren zu- sammengestellt, darunter namentlich die in den Mooren vorkommenden: hycaena optilete Knoch , Argynnis pales arsilache Esp., Coeno- nympha tiphon Rott.. Heteropterus morpheus Pall., Celaena haworthi Curt., J^ylina lambda somniculosa Hering, Erastria decep- toria Scop.
Herr Heinricli zeigt nach einem Ueberblick über Land und Leute in der sächsischen Schweiz und Marienbad einen Teil seiner diesjährigen, daselbst in der Zeit vom 8. bis 30. Juni gefangenen Aus- beute, und zwar die Tagfalter und Spanner. Bemerkenswert sind darunter Zwergformen von Chrysophanus hippothoe Rott. mit von unten auf die Oberseite durchschlagenden schwarzen Punkten; ferner die f. montana Meyer-D. von Lycaena semiargus Rott. und sehr djnkelblauschwarze c/c/ dieser Art. In grosser Menge fing er Maniola medusa F. Auffällig ist ein Albino von Argynnis adippe L. (f. An besseren Spannern wurden gefangen: Anaitis praeformata Hb., JLygris reticidata F., die f. siragidata Hb. von Larentia variata Schiff., Lar. suffumata Hb., pomoeriaria Ev., viitata Bkh., rivata Hb., transversata Thnb., molluginaia Hb., afßnitata Stph., capi- tata H. S., silaceata Hb., Phibalapteryx tersata Schiff., Setniothisa alternaria Hb., S. signaria Hb. in Anzahl, ßoarmia angularia Thnb., Pachycnemia hippocastanaria Hb., Gnophos ambiguata Dup., ein sehr dunkles Stück von Phasiane clathrata L.
Herr Prof. Dr. Spormann (Stralsund), der sich mit einer Bear- beitung der Lepidopterenfauna Vorpommerns beschäftigt, hat bei Herrn Heinrich, angeregt durch den Sitzungsbericht vom L Oktober, wegen des Vorkommens von Sat. statilinus bei Swinemünde angefragt und um sonstige für seine Arbeit in Betracht kommende Mitteilungen gebeten.
Herr Dadd berichtet, dass er Borarmia angidaria, wovon Herr Heinrich nur ein Stück erbeutet hat, schon an vielen Orten vergeblich zu erlangen versucht hat; in England scheine die Art ganz verschwunden zu sein. Herr Ziegier hat das Tier früher im Tiergarten gefangen und erinnert sich, dass Herz es bei Spandau gefunden habe.
Herr Schmack legt eine Auslese seltener exotischer Prachtstücke vor, darunter Papilio veiovis Hew. von Celebes, P. epenetus, Heli- conius plesseni und notabilis aus Ecuador, Euchloron megaera L. aus Usambra, Ornithoptera paradisea Stgr. nebst Abbildungen seiner Raupe.
für das Jahr 1908. (51)
Herr Rangnow zeigt einige Falter aus Corfu, darunter Colias ediisa F. mit tiefschwarzer Binde, und einen ihm unbekannten Biston, um dessen Bestimmung er bittet; ferner eine Anzahl der seltenen Larentia serraria Z., die er in Lappland gefangen, mit einer auf- fälligen Aberration (Taf. I, Fig. 9) (jetzt im Besitze des Herrn Stichel).
Sitzung vom 10. Dezember. Herr Riesen hat eine Auswahl von seltenen Geometriden aus seiner Sammlung mitgebracht, und zwar: Eucliloris plusiaria B. (Andalusien), Acidalia concinnaria Dup. (Andalusien). Codonia (Ephyra) albiocetlaria Hb. (Frankreich), Hamnodes danüowi Ersch. (Chaiigai), Odezia tihiale Esp. (Baiern), Siona decussata Bkli. (Un- garn), Larentia sagittata F. (Tirol), Tephroclystia insigniata Hb. (Graudenz), Orthostixis textilis v. seriaria Motsch. (Amur),' Epir- rhantis diversata SchiflF. ^ pulverata Thnb. (Regensburg), Cistidia couaggaria Gn. (Amur), Bapta clarissa Butl. (Amur), Metrocampa honoraria Schiff. (Frankreich), Eumera regina Stgr. (Dalmatien), Angerona serrata Brem. (Amur), Urapteryoi luteiceps Feld. (Amur), ein in Treptow gefangenes Stück von Hibernia leucophaearia ab. mernlaria Weym., dessen Bestimmung kürzlich von Herrn Dampf (Königsberg) verifiziert wurde, Biston alpinus Sulz. (Alpen), Gnophos sartata Tr. (Frankreich), Psodos alticolaria Mn. (Schweiz), Pha- siane scutularia Dup. (Süd Frankreich), Aspilates acuminaria Ev. (Issyk-Kul).
Herr Speiser (Sierakowitz) legt 6 Arten der Fliegengattung Diopsis L. aus Deutsch-Ost-Afrika vor; die Gattung ist durch etwa 18 Arten in Afrika und eine in Nordamerika vertreten und dadurch ausgezeichnet, dass die Augen am Ende langer schlanker, horizontal zur Seite gestreckter Stiele sitzen. Die vorliegenden Tiere sind von Dr. Schröder im Steppengrase mit dem Streifnetz erbeutet worden. Auf der Naturforscherversammlnng 1894 wurde berichtet, dass diese Fliegen im Dämmerlicht unter überhängendem Gebüsch dicht über dem Wasserspiegel von Bächen schweben; dabei ist behauptet worden, die in Ceylon heimische Diopsis ferruginea käme auch in Deutsch-Ost- afrika vor, doch dürfte es sich höchstwahrscheinlich um D. fumipennis Westw. gehandelt haben.
Herr Heinrich zeigte die Eulen und Spinner seiner diesjährigen Sommerausbeute in der Sächsischen Schweiz und Marienbad ; bemerkens- wert sind darunter: Pterogon proserpina Fall., Panthea coenohita Esp., Craniophora ligustri F., Petitampa arcuosa Hw., Ciicidlia prenanthis B., Plusia pidchrina Hw., Bomolocha fontis ab. terri- cularis Hb., Procris (Ino) globulariae Hb. (?), Anthrocera (Zy- gaena) achilleae Esp. in einer von den Berliner Stücken abweichenden Form; der Aussenrandfleck ist kleiner und nierenförmig gekrümmt. Ferner Hepialus humili L. cfcf und in der Farbe der Zeichnung von hell bis rosenrot und rehbraun variierende Q. Q . Zwei Stücke von Bylophila prasinana L. wurden über grünen Blättern ohne sonstige Feuchtigkeitsquelle aufgeweicht und haben ihre grüne Farbe dadurch tadellos erhalten.
d*
(52) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins
Sitzung vom 17. Dezember.
Herr Huwe hat laut Verabredung eine Anzahl Vertreter des Genus Acheroniia Hbn. aus seiner Sammlung mitgebracht, und zwar cfcf und Q Q. von A. atropos L., lachesis Fabr. {= satanas Boisd.), styx styco Westw, und styoo crathis Rothsch. u. J. (^ medusa Butl.). Vortragender legt die charakteristischen Unterschiede der einzelnen Species und Subspecies dar, spricht über ihre Verbreitung und weist auf einige bemerkenswerte Aberrationen hin, die er mit den übrigen Faltern vorzeigt. Zu erwähnen sind ausser frischen ungarisclien atropos vom Herbst 1908 mehrere Aberrationen davon mit fehlender Mittel- binde der Hfl., mit graubraunen statt orangegelben Hinterflü- geln und mit seidig hellgrau glänzenden statt schwarzen Hinterleibs ringen und kaum wahrnehmbaj-em Mittelstreif des Hinterleibs, ferner ein Stück mit verschwommen gezeich- neten, in der Hauptsache rostroten Vorderflügcln und Hinter- flügeln ohne Mittelbinde, das beglaubigtermassen in Honduras gefangen worden ist, mehrere Exemplare von A. lachesis aus Java, Borneo, Sikkim, Celebes, darunter die forma a^ra Huwe mit ver- dunkelten Hinterflügeln, und endlich mehrere Exemplare von A. styx styx aus Vorderindien und styx crathis aus Java, Borneo, Lombok, Celebes und Japan. Von A. lachesis ist auch ein einseitig aberrierender cf aus Java bemerkenswert, dessen rechter Hfl. keine Mittel binde und dessen rechter Vfl. im Apex viel sam mtartiges Seh warzbraun zeigt, während die ganze linke Hälfte normal gezeichnet ist.
Herr Closs legt folgende bemerkenswerten Stücke vor; 1. ein Acherontia atropos (f aus Böhmen mit asymmetrisch gezeichneten Hinterflügeln: der linke ist normal, beim rechten die innere Binde ganz schwach und verwischt. 2. ein A. atropos cf aus Ungarn, dessen Vorderflügel stark blau bestäubt sind, fast ohne die rotgelben Binden; der X förmige helle Fleck zwischen der dritten und vierten Aussenrandrippe fehlt; die Totenkopfzeichnung ist so dunkel, dass man sie kaum erkennen kann, und hinten mit einer feinen blauen Linie begrenzt, wie sie für subsp. styx Westw. charakteristisch ist. Auch der Hinterleib ist sehr dunkel. 3. ein A. atropos Q. aus Wien mit radial verwischter Zeichnung der Vorderflügel, deren normal rotgelbe Zeichnung braungrau ist und ganz schwach hervortritt. Die Hinter- flügel haben mattgraue statt der braunschwarzen Binden; die innere ist ganz schwach und dünn, ein hellgrauer gerader Strich. Die blaue Längsstrieme des Hinterleibes ist sehr breit, die schwarzen Ringe ganz dünn, die sonst gelben Seitenflecke braungrau. 4. Ach. lachesis f. atra Huwe Q. aus Sumatra mit ganz schwarz bestäubten Vorderflügeln, ohne weissen Mittelpunkt, ohne rostbraune Zeichnung; nur die hell gelbgraue Zeichnung ist in sehr reduziertem Umfange vorhanden. Auf den Hinterflügeln sind die 2 schwarzen Binden und das schwarze Wurzelfeld vom Vorderrand aus zusammengeflossen, so dass nur am Innenrand gelbe Ansätze übrig bleiben; der weisse Fleck zwischen den 2 Binden am Innenrand ist vorhanden, der bläulich bestäubte augen- artige Fleck auf der äusseren Binde sehr schwach.
Herr Huwe bemerkt zu der von Herrn Closs bemängelten Nomen- klatur in Staudingers Preisverzeichnissen, dass darin mehr Rücksicht
'■ ' für das Jahr 1908. (53)
auf den allgemeinen Brauch genommen wird, als auf Wissenschaftlich- keit, worin die Verzeichnisse von Herrn. Rolle auf wesentlich höherer Stufe stehen.
Auch Herr Esselbach hat 4 Stücke von Ach. atropos aus Mecklenburg mitgebracht, wovon bei zweien die Proximalbinde der Hinterflügel fast verloschen ist, während bei einem dritten links beide,' rechts nur eine Binde vorhanden ist.
Herr Jachnn legt zwei Stücke vor, eins ganz ohne Proximalbinde auf den Hinterflügeln, und ein sehr kleines aus Afrika mit sehr feurig gefärbten Vorderflügeln.
Herr Spat zier fragt, ob ein Piepen, wie es Ach. atropos bei Beunruhigung ertönen lässt, auch von den auswärtigen Acheronlien bekannt sei. Herr Huwe erwiedert, dass die Biologie der aus- ländischen Arten noch enorme Lücken aufweist, selbst von den ver hältnismässig besser bekannten indischen Arten sind z. B. die Raui^en noch ganz unbekannt. Nach Fruhstorfer soll auch Ach. lachesis einen knisternden Laut erzeugen.
Ueber das Vorkommen \o\\Ach. atropos erwähnt Herr Heinrich einen Fund im Korden Rügens, Herr Blume einen bei Warnemünde. Herr Glaser hat hier 1880 ein Paar in copula auf Jasmin gefunden. In grossen Mengen tritt die Art nach Herrn Esselbach zeitweise im unteren Engadin auf; Herr Bischoff sen. teilt mit, Dr. Hermes habe in Rovigno 30 Stück zwischen Doppelfenstern, wo sich wilde Bienen angesiedelt halten, gefangen. Herr Huwe ist der Ansicht, dass die hiesiegen Stücke meist aus Ungarn zugeflogen sind, wo die Art massenhaft auftritt. Bei der Zucht ex ovo hat er die Räupchen ofi'en auf einem Bogen Papier mit hochgebogenen Rändern gehalten, die sie nicht überklettern; auch die Raupen zirpen, wenigstens im Jugendstadium. Unter 7 hier gezogenen Weibchen fehlte bei 6 der Eierstock und war nur bei einem vorhanden. Er berichtet ferner, dass sogar von Choerocampa celerio L. bei Bremen 5 Raupen gefunden seien, Herr Esselbach, dass Raupen von Daphnis nerii L. bei Berlin in der Hasenheide, Herr Petersdorff, dass solche in Riga an Oleanderbäuraen gefunden seien. Er hat in Mühlhausen i. Th. beob- achtet, wie Sphinx convolvuli L. um Sonnenuntergang in der bekannten Weise schwebend an Tabaksblüten sog. Auch Herr Closs hat diese Art an einem Ort, wo sie vorher nicht beobchtet war, in grossen Scharen an Tabaksblüten hcranschwirren sehen. Die Falter schwärmen nach Herrn Wichgraf in Transvaal auch an Geisblatt.
Herr Heinrich zeigt ein bei Marienbad gefangenes Q von Chryso- phanus hippothoe L. mit asymmetrischen Hinterflügeln. Der linke ist auf der Unterseite normal gezeichnet, während beim rechten die marginale Punktreihe bis auf zwei susammengeflossene Punkte am Hinterwinkel verschwunden ist. Die Oberseite zeigt nur eine geringe Verschiedenheit der gelben Binde, die rechts weniger ausgeprägt ist als links.
Herr Stichel legt einige Vertreter des Genus Hades Westw. (Familie Riodinidae Grote = Erycinidae Swains., Subf. Nemeo- biinae Bates: Hinterflügel ohne Basalader [Basalnerv]) vor, von dem bisher nur 2 Arten bekannt sind: H. noctuta Westw., ganz schwarz mit weissen Fransen, namentlich aus Colombia und Panama (Stücke
(54) Sitzungsberichte des Berliner EntomologiscJien Vereins
aus Dugaba am Vulkan Chixiqui weiden gezeigt) und H. hecamede Hew. aus Ecuador. Die Abbildung von Hewitson passt annähernd auf ein vorgelegtes Stück der Sammlung Grose-Smith, London, ohne Fund- ortangabe, aber bei diesem ist der rote Fleck des Vorderflügels bedeutend grösser; er reicht vorn bis nahe zum Zellende, berührt ausserhalb der Zelle noch den vorderen Medianast, und endet näher dem Distalrande derart, dass er auf dem hinteren Medianast einen spitzen Zahn bildet, der sich bis auf 2 mm dem Flügelrande nähert, Dagegen reicht er proximal in der Zelle nicht bis zur Flügelwurzel, wie bei //. hecamede typ., sondern lässt das Wurzelfeld der Zelle frei, indem die hintere Begrenzung eine gerade, zu dem hinleren Medianast fjist parallele Linie bildet, die die Zelle schräg schneidet. Der ganze Fleck hat dadurch eine charakteristische, verschiedene Lage. Im Hinterflügel ist der bläuliche Anflug vorn etwas eingeschränkt. Trotz der augenfälligen Unterschiede hält Herr St. diese Form aber nicht für eine Sonderart, sondern nennt sie
Hades hecamede haematites, nov. subsp. Im Gegensatz hierzu hat das ferner vorgelegte cf aus dem oberen Pastazzatal (Ecuador) einen stark reduzierten Vorderflügelfleck, der an der Flügelwurzel beginnt und sich wischartig beiderseits des hinteren Medianastes fortsetzt, aber schmäler und kürzer bleibt als bei der typischen Form. Im Hinterflügel ist die Hinterrandzone ohne blauen Auflug, im übrigen ist dieser jedoch weiter nach vorn ausgedehnt und intensiver. Beim 9 hingegen ist die tief ziegelrote Vorderflügelzone be- deutend vergrössert ; sie erreicht hinten fast den Flügelrand und ist auch distal bis hart an den Rand ausgedehnt. Auch diese Form, die ihm in 3 übereinstimmenden Pärchen aus der Sammlung Niepelt, Zirlau, vorlag, scheint sich als besondere Unterart konsolidiert zu haben, so dass Herr Stichel sie
Hades hecamede avicula, nov. subsp. nennt. Typen in coli. Niepelt und Stichel. Ein typisches, d. h. mit der Abbildung von Hewitson, Taf. Erycinidae Fig. 1 (1870) überein- stimmendes 9 aus der Umgegend von Loja (Ecuador) legt er zum Vergleich vor. Ausser geringerer Grösse zeigt der Vorderflügelfleck auch fahle gelbrote Färbung.
für das Jahr 1908. (55)
Erklärung der Tafel I.
Seite
Fig. 1. Parnass'tus phoehns sacerdos '$>i\c\\..,'^Qrm^Tß\\Y. {A\)
„ 2. „ „ „ form, aberr. (41)
„ 3. „ discohohis Stdg.. monstr. . . (41)
„ 4. „ mnemosyne hartmanni, forma
taeniata Stich, p . . (39) it '-'• II II II I,
arenaria Stich. 9
(kombiniert mit taeniata) (39) II C. „ „ , forma
sitesiaca Frühst., 9 . (39) ,7. , apolto carpathicus Stich., forma
anomala (41)
„ 8. Epinephele jurtina forma semialba Bsd. 9 • • • (27)
„ 9. harentia serraria form, aberr (51)
„ 10. Lycaena corydon Pod. form, aberr. (Unterseite) (f (27)
„ 11. Lymantria monacha, monströs. 9 (43)
„ 12. Melitaea auretia Nick., forma aberr. cf . . . . (27) „ 13. Araschnia levana gen. aest. prorsa, aberr. cf . • (32)
Vereinsangelegenheiten I.
Als Mitglieder wurden aufgenoininen:
1909. Herr Otto Richter, Realgymnasiallehrer, Stettin-Grünhof,
Pölitzerstr. 78a. „ „ Otto Leonhard, Blasewitz ,b. Dresden, Residenzstr. 47.
„ „ H. I. Hemm erling, Dr. med., Aachen, ßahnhofstr. 28.
„ „ H. Aloys Conrads, P., Ges. d. weissen Väter, Neu-
wied-Ukerewe, Post Muaiisa, D. 0. Afr.
Als korporatives MitgHed wurde aufgenommen : 1909, Der Entomologische Verein für Essen und Umgegend, per Adr. Herr Felix Vollmering, Schriftführer, Essen a. d. Ruhr, West, Heerenstr. 14.
Ausgetreten sind die Herren: El w es, (Colesborne). Igel, (Bühl).
Adressen Veränderung :
Herr Dr. med. C. Siebert wohnt jetzt: Charlottenburg, Harden- bergstr. 25"-
[Berl. Entom. Zeitschrift, Band UV, Jahrgang 1909].
Vorarbeiten zu einer Revision der Riodinidae Grote (Erycinidae Swains.) (Lep. Rhop.j.
Von H. Stichel.
IL')
9. Mesosemia Hübner. Aus dieser artenreichen Gattung in ihrem heutigen Umfange eliminiere ich als koordinierte Einheiten;
1. Teratophthaliiia n. gen., Typus Diophthaima phelina Feld.
2. Perophtlialma Westw., „ Mesosemia tenera Westw. .3. Mesopthalma Westw., „ „ idotea „
4. Leueochimona n. gen., „ Papilio philemon Cr.
5. Semomesia Westw., „ Papilio croesus F.,
deren Unterscheidungscharaktere teilweise im Geäder (No. 2, .3), teilweise in Fuss- und Palpenbildung liegen.
Die Hauptmasse der dann übrig bleibenden Arten, die durch eine Anzahl neuer Arten und Formen wieder vermehrt wird, weist in allen Charakteren .- Habitus, Zeichnung, Färbung und Morphologie soviel Verschiedenheiten mit so viel verschiedenen Kombinationen auf, dass einheitliche Grundsätze zur Analysierung von Gruppen (Schalt- einheiten) kaum aufzustellen sind. Palpen, Beine, Geäder, zum Teil auch die Komponenten des männlichen Copulationsapparates, bieten so viel Divergenz bei den Arten, wie auch Variabilität innerhalb der Artreihen, ja selbst der Individuen, dass die Gruppenkreise ziemlich weit gezogen werden müssen und auch dann mitunter nur relativen Wert haben.
Was im besonderen das Geäder betrifft, so unterliegt das Sub-
costal- und Radial-System, damit zusammenhängend die Bildung der
Discocellulares und der ganzen Zelle einer weitgehenden Variabilität,
bis zu bestimmten Grenzen sogar bei ein und derselben Art.
Als Normalzustand kann angenommen werden:
Vorderflügel: Vordere Discocellularis (V D C) vorhanden, aber
kurz; Zelle lang, distal ziemlich gerade abgeschnitten. Hinter flügel: Vordere und mittlere Discocellularis (M D C) etwa von gleicher Länge; Zelle lang, distal an der hinteren Ecke etwas vorgeschoben.
1) Teil I vergl. Berl. ent. Zeit., vol. 53, 1908, p. 254. (1909).
1
2 B. Stichel:
Nun treten aber nebenbei folgende Fälle auf: Vorderflügel: VDC fehlt, MDC und VR laufen in einem Punkt aus.
VDC fehlt, V R auf eine kurze Strecke mit S C verwachsen, MDC aus V R abgezweigt.
MDC und H D C (hintere) stark bogenförmig in die Zelle einspringend.
H D C mehr oder weniger distal vortretend, Zelle verkürzt. Hinterflügel: VDC länger als MDC. VDC rudimentär oder ganz fehlend. V R und MDC entspringen aus einem Punkt. H D C verlängert, distalwärts vorgeschoben, Zelle verkürzt. Alle diese Fälle treten in verschiedenen Kombinationen unter- einander auf. Bei etwas Elastizität der Auffassung kann man aus diesen Kombinationen 3 grössere Sektionen konstruieren:
I. Zellen beider Flügel lang, distal mit wenig oder garnicht vorgeschobener hinterer Ecke. VDC des Hinterflügels (mit seltenen Ausnahmen) deutlich ausgebildet, etwa so lang wie MDC. Beispiele: M. nina, melaene, philocles. n. Zelle des Vorderflügels lang, die distale hintere Ecke wenig oder garnicht vortretend. Zelle des Hinterflügels verkürzt, die hintere Ecke vortretend, VDC fehlt oder ist stark verkümmert. S C bildet mit V R eine lange Gabel.
Beispiele: M. ama, telegone, grandis. Hl. Zelle beider Flügel verkürzt, Discocellulares des Vorder- flügels bogenförmig in die Zelle einspringend, beide Zellecken, namentlich aber die hintere, distalwärts vortretend. Hintere Ecke der Hinter- flügelzelle stark vorspringend, VDC verkümmert oder deutlich entwickelt.
Beispiele: AI. ub^ica, eiimene, acuta.
Auf diese 3 Sektionen lassen sich die bekannten Arten auch bezüglich ihrer äusserlichen Merkmale, weiter gruppiert in engeren Artreihen, in ziemlich befriedigender Weise verteilen.
Als Typus der Galtung wird jetzt vielfach M. croesus behandelt, weil Röber (Staudinger u. Schatz, Exot. Schmett. H) diese Art als Haupt-Vertreter behandelt. Das muss aber verworfen werden, weil der Gattungstypus 1875 von Scudder bestimmt ist (Historical Sketch pp: Proc. Amer. Ak. Boston X), nämlich: Papilio philocles L. Die Gattungsmerkmale werden dadurch wesentlich andere, weil M. croesus und die anschliessenden Arten eine bereits von Westwood unter eigenem
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Namen, Semomesia^), geführte Einheit bilden, wenngleich das Geäder keine grundsätzlichen Abweichungen bietet, es sei denn, dass dasselbe durch die eigentümlich abgerundete und verbreiterte Form des m<änn- lichen Hinterflügels stark verzerrt ist.
lieber einzelne Arten mögen folgende Betrachtungen Interesse verdienen.
M. epliyne Cr. {ephynes F.) kann nur vermutungsweise rekognosziert werden. Es ist möglich, dass Bates (Journ. Linn. Soc. IX, 1868) und Herrich-Schäffer (C. El. Ver. Kegensburg, v. 22, 1868) recht haben, wenn sie die Art mit M. misipsa Hew. identifizieren, noch besser aber scheint mir AI. metura Hew. darauf zu passen. Allein, wenn auch die Abbildungen Cramers recht drastisch, so sind doch die charakteristischen Züge zumeist kenntlich getroffen und da bei dem Bilde von „Ephyne" der Verlauf der Querbinden (namentlich auf der Unterseite) durchaus nicht mit der Charakterzeichnung der beiden genannten Arten über- einstimmt, so entschliesse ich mich vorerst zu einer gesonderten Behandlung der beiden Hewitsonschen Arten. Es kommt nun noch zur Identifikation eine neben M. metura in Surinam heimische, dieser äusserst ähnliche Art in Betracht, die aber auch eine andere Lage der Querbinden und einen auf der Oberseite vollkommen schwarzen Augenfleck hat, die deswegen auch ausscheidet und neu zu benennen bleibt. Vielleicht bescheert mir die Zukunft ausreichendes Material, um die Ephyne-Frage definitiv zu lösen.
M. nina Herbst und
M. fonnosa Westw. halte ich für identisch, wenngleich die Bilder beider Autoren nicht genau übereinstimmen. Bei dem Bild von M. nina läuft die breite Distalbinde (hinten verschmälert) mit der proximal folgenden Linie zusammen, bei dem Bild von fonnosa nicht, bei nina ist ausserdem der Augenfleck des Vorderflügels deutlicher gelb geringt. Wenngleich das Zusammenlaufen der Querbinden bei anderen Arten ein zweifellos spezifischer Charakter ist, so scheint der Fall aber hier auf ungenauer Wiedergabe der Vorlage von formosa zu beruhen, zumal das Bild in dem mir vorliegenden Exemplar der „Genera of diurnal Lepi- doptera" rechts anders ist wie links, es fehlt dort eine konzentrische Mittellinie. — Das stark dimorphe Q. der Art ist nirgends erwähnt. Es ist bräunlich, mit dunkleren Linien und Streifen, wie beim ^f^ auf der Unterseite; auf dem Hinterflügel ist die distale Saumzone mehr oder weniger weisslich aufgehellt: 4 Q Q coli, m., Surinam.
J) Vergl. Seite 23. 1*
4 H. Stichel:
M. maeotis Hew.
ist von Bates (Journ. Linn. Soc. Lond., v. 9) und K irby (Cat diurn. Lep.) unrichtiger Weise als Q von M. cippus registriert, ein Fehler, den Mengel gewissenhaft übernommen hat. Es ist das Q einer von M. cip]ms gänzlich verschiedenen Art, die im cf prächtig lasur- blau ist. Sehr charakteristisch ist die Stellung des 2. und 3. Ilinterflügelstreifens (vom Distalrand aus), die einen Kreisabschnitt markieren. Die Zeichnung des (f entspricht im übrigen derjenigen des Q, nur dass sie bei diesem schwarz auf blauem Grunde ist: 2 cfcf, 2 Q Q coli, m., Surinam.
M. thetys Godman & Salvin ist nach der sehr kurzen Diagnose nicht sicher zu rekognoszieren. Ich behandele sie als Unterart von M. hesperina Btl., fürchte aber, dass sie mit M. calypso Bates identisch ist, deren Feststellung eben- falls auf Schwierigkeiten stösst. Ich wende diesen Namen auf eine Art an, die ich in einem Stück aus Pebas besitze (No. 2634). Dasselbe unterscheidet sich von der nahe verwandten M. hesperina Godm. & Salv. u. a. sehr leicht dadurch, dass die feine Submarginal- linie der Hinterflügelunterseite im mittleren Medianzwischenraum zu einem klecksartigen Fleck verdickt ist. In Ecuador erscheint diese Art mit ganz hell lasurblauer Grundfarbe und etwas verbreitertem dunklen Distalsaum, dieselbe wurde mir von Herrn Grose-Smith mit der Bestimmung „cyanira" Staudinger geschickt, ich führe sie als
M. calypso cyanira ein. In der Zeichnung stimmt sie fast genau mit der typischen Unterart überein, wenngleich die klecksartige Verdickung der Sub- marginallinie der Hinterflügelunterseite nicht so auffällig ist. Die bei calypso typ. sehr feine distale Marginallinie ist etwas verstärkt und im Vorderflügel läuft der folgende Querstreif mit diesem Saum hinten zusammen. Vorderflügellänge 17 mm. Typus, 1 c/, i. c. Grose-Smith, London.
In der Zeichnung sehr ähnlich ist
M. syimephis nov. sp. Grundfarbe graubraun. Vorderflügel mit schwarzem Zellfleck, darin ein sehr kleiner weisser Punkt. Nächst diesem Fleck eine etwas wellige dunkelbraune Linie, die proximal an der Mediana einsetzt, sich vorn um den Fleck legt, hinten in schmalem Bogen umwendet und etwas weiter proximal als der Ausgangspunkt an der Mediana endet; im hinteren Teil dieser elliptischen Form dunkle, zipfel- förmige Schattierung; nächstdem beiderseits je eine feinere Linie; diese
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Linien konvergieren vorn ohne sich zu berühren und stehen hinten fast senkrecht auf dem Flügelrande. Im distalen Flügelfeld eine dunkel schat- tierte Querbinde, die vorn etwas breiter und nach der Flügelmitte ge- krümmt ist, sodann eine vorn wellige Submarginallinie und.eine dunkle Randlinie. — Hinterflügel mit einem dunklen, schwarz gekernten Zellfleck inmitten einer bräunlichen Querbinde; proximal und distal von dieser laufen je zwei gerade schwarzbraune Querstreifen, distal noch 2 gekrümmte Streifen und eine Linie^unmittelbar am Rande.— Unterseite heller, die Binden und Streifen schärfer markiert, Zellfleck des Vorderflügels mit gelblichem Ring, der fein schwarz umzogen ist, die folgende elliptische Umrahmung breiter, hinten nicht geschlossen, dagegen der hinzugetretene feine Rand des Fleckes nach hinten zipfelförmig fortgesetzt. Im Hinterflügel die Discalbinde von zwei welligen Linien begrenzt, der nächst dem Distalrande laufende Sub- marginalstreif an den Adern eingekerbt, die Saumlinie verstärkt. — cf. Vorderflügellänge 16 mm, Typus i. coli, m., No. 2700, westl. Matto-Grosso.
M. coea Hübn.
M. traga Hew. sind spezifisch nicht trenufähig, stammen aber aus verschiedenen Lokalitäten: Surinam bzw. Amazonas und weisen gewisse kleine Unterschiede auf, so dass sie als nebengeordnete Unterarten aner- kannt werden können. Zwei sehr ähnliche Arten aus Surinam er- wiesen sich als neu:
M. scotiiia nov. sp. Oberseite: Dunkelbraun, Vorderflügel wie bei M. coea Hbn., nur der gelbe Ring um den Zellfleck sehr trübe, die nächstlaufende, vorn den Fleck halb umschliessende Linie dicker, im Apicalfeld fehlt die bei coea durch weissliche Bestäubung markierte Zickzacklinie. Hinterflügel in der proximalen Hälfte dunkelbraun, das P'eld etwas wellig begrenzt, es folgt ein massig breiter Schattenstreif und eine feinere, etwas wellige scharfe schwarzbraune Linie, beide in ziemlich gerader Richtung; von hier an wird der Flügel weisslich; in diesem Feld verläuft ein vorn schwach, im weiteren Verlauf undeutlicher aufgetragener, etwas gekrümmter und ein weiterer, auch nur schwacher, aber stärker gebogener Schattenstreif; der Distalrand ist grau gesäumt, Fransen weiss. — Unterseite bräunlich. Im Vorderflügel erscheint eine undeutliche Submarginallinie, die folgende Schattenbinde hinten wesentlich verschmälert; zwei Querlinien nächst dem Zellfleck stärker als bei M. coea, gerade aufsteigend, vorn schärfer gekrümmt; die
6 H. Stichel:
übrige Zeichnung ohne wesentliche Unterschiede. Hinterflügel mit einem undeutlichen Querstrich nahe der Wurzel, 4 stärkeren, fast gerade laufenden Qnerstreifen, von denen die mittleren als Grenz- linien einer bindenartigen l'läche erscheinen, die am Zellende einen kleinen dunklen länglichen Fleck in braunem Ring enthält; distal folgt eine scharfe Querlinie, dicht an dieser ein undeutlicherer breiterer und ein unterbrochener schmälerer Schattenstreif, letzterer auf weisslichem Grunde; Saum bräunlich, Fransen weiss, wie oben. — Antennen schwarzbraun, ventral an den Gliedern weisslich abgesetzt. Vorderflügellänge 16 mm, Typus 1 cf No. 2382 i. c. m., Surinam.
M. laceruata nov. spec. Kleiner als M. coea, sonst dieser sehr ähnlich, aber in einer grösseren Reihe übereinstimmend abweichend wie folgt: cf. Apex des Vorderflügels stumpfer. Auf der Oberseite ist der erste auf das dunkle Wurzelfeld im weissen Teil folgende Querstreif in der hinteren Hälfte undeutlich, der zweite nur vorn als kurzer Zapfen erhalten ebenso wie der Submarginalfleck. — Unterseite: Die zu beiden Seiten des Zellfleckes gelegenen Linien sind um eine verringert, die äussere der beiden distal verlaufenden Linien legt sich vorn in scharfem Bogen um den Zellfleck, endet aber am Vorderrand und ist hinten etwas einwärts gebogen; ihr folgt eine etwas feinere Linie, die unweit der ersten am Vorderrand einsetzt, durch den gelben Ring des Zell- fleckes läuft, sich hinten an der Submediana umwendet und vorn an der Subcostalis verschwindet. Der Raum in der so gebildeten Ellipse hinter der Zelle ist fleckartig dunkelbraun schattiert; zwischen der letzteren Linie und dem Zellfleck erscheint proximal in der Zelle noch ein feiner ßogen in dem gelben Zellring, im ganzen also zwei Linien, während bei M. coea dort deren 3 vorhanden sind; hinter der Mediana tritt proximal von der die Ellipse bildenden Linie noch ein kurzer Querstreif auf. Im Hinterflügel liegt eine dunkler schattierte, von zwei Querlinien begrenzte Mittelbinde, die den länglichen Zell- fleck einschliesst, es folgen proximal und distal je zwei ganz leicht wellige Querstreifen, während bei J^l . coea deren je 3 deutlich markiert sind; im Distalfeld ist kein wesentlicher Unterschied, nur der bei M. coea manchmal in Flecke aufgelöste Submarginalstreif ist völlig geschlossen und deutlich. — Beim 9, welches heller braun ist, sind dieselben Unterschiede in der Zeichnung, namentlich also die Verringerung der Querlinien, vorhanden, so dass die Annahme einer Zeitform von M. coea nicht wahrscheinlich ist. — Antennen wie bei dieser Art. Vorderflügellänge 9 — 10 mm, Typen 4 cfcf No. 2383-86, 2 g 9 No. 2387,88 i. c. m., Surinam.
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M. metope Hew.
Von dieser Art, welche ich in Anzahl aus Surinam besitze, finde ich keine Angaben über das Q.. Es ähnelt ungemein demjenigen von M. coea Hbn., ist aber leicht kenntlich an den stark welligen Quer- streifen, namentlich der Hinterflügel, welche dort ausserdem näher an den Apex gehen, also eine schrägere Lage haben; ferner ist die dunkle Submarginallinie des Vorderflügels vorn stärker gegen die folgende braune Schattenbinde gekrümmt: Nach 5 Q 9 No. 2336—40 coli. m. aus Surinam. — Unterschiede der Guayanatiere gegen solche aus Amazonas (Massauary, coli. Stdgr.), welche Rassenbildung begründen könnten, vermag ich nicht festzustellen.
M. zanoa Hew. Diese anscheinend seltene Art liegt mir in einem Pärchen aus der Sammlung Grose-Smith, London und 1 d" Coli. Niepelt, Zirlau (ober. Pastazza), vor. Das Q , welches unbestimmt war, ist bisher in der Literatur nicht erwähnt: Oberseite graubraun, am Ende der Zelle des Vorderflügels der gewöhnliche schwarze Eleck mit 3 weissen Punkten, eingeschlossen von 2 elliptischen feineu schwarzbraunen Linien, von denen die äussere hinten offen bleibt, die innere geschlossen ist. lieber die Distalhälfte des Flügels zieht eine breite, hinten verschmälerte weisse Binde, Saum dunkelbraun. Hinterflügel mit 3 welligen Querlinien über die Mitte, einem undeutlichen Zellpunkt und einigen weiteren von unten schwach durchscheinenden Querstreifen. Saum schwarzbraun, proximal anschliessend, nahe dem Apex, der Anfang einer weissen Binde, die sich in der Flügelmitte in der Grundfarbe verliert. Auf der Unter- seite, welche für die Zugehörigkeit ausschlaggebend ist, die Grundfarbe fahler, die Linien schärfer, der Zellfleck in einem trübgelben Ring, hinter ihm ein braun schattierter Zipfel. Ln Hinterflügel eine nicht sehr deutliche dunkler schattierte Querbinde, in deren Mitte der schwarze Zellfleck liegt, und im proximalen Teil zwei ebenfalls nur schwach markierte Querlinien. Sonst wie oben. Vorderflügellänge 17 mm, Ecuador.
M. philocles egaliella Bates ist, wie Bates richtig bei der Urbeschreibung sagt, eine philodes-'Rasse aus dem westlichen Amazonas. Trotzdem der Autor die gute Abbildung von Hewitson, Mesosemia VH, fig. 61—63, zitiert, bringt Staudinger, Exot. Schmett, I t. 88, eine ganz andere Art als egahella zur Darstellung, nämlich die später benannte M. jeziela Butl. — Mengel, Cat. Erycin., kopiert getreulich den Fehler. Die Abbildung des 9, flg. 61 bei Hewitson, entspricht nicht ganz einem weiblichen Stück
8 B. Stichel:
der Sammlung des Berliner Museums, vom Rio Tonantins, No. 3955, welches aus geographischen Rücksichten hierher zu zählen ist, zumal das zugehörige cf mit fig. 62, G3 übereinstimmt. Es hat eine unscharf begrenzte, der submarginalen Schattenbinde proximal folgende weisse bindenartige Aufhellung quer über die ganze Flügelbreite, es stammt aus der alten Maassenschen Sammlung und ist als M. hettina bezettelt. Der Name mag als Bezeichnung der Zustandsform erhalten bleiben:
M. philocles egabella forma Q. hettina (Maassen i. Ms.) m.
M. thymetus Cr.
ist eine Art, die nach dem etwas zu drastischen Bilde Cramers nur vermutungsweise wiedererkannt werden kann. Zu Hilfe kommt hierbei der Umstand, dass von den ähnlichen Arten, die in Frage kommen können, soweit mir bekannt, nur eine in Guayana vorkommt, auf diese soll also der Name Anwendung finden. Zweifellos ist das Verbreitungsgebiet der Art ein grösseres als die Kataloge angeben. Bates sagt (Journ. Linn. Soc. Zool. IX p. 418): Surinam. Amazonas; Mengel (1. c.) beschränkt sich auf Surinam, Grose-Smith sandte mir 2 cfcf aus Cayenne, so dass als Heimat der typischen Form Guayana und Amazonas anzunehmen ist. — Ich besitze ein Q aus Bolivien (Mapiri), welches ich nicht anders als an diese Art anschliessen kann, es unterscheidet sich aber dadurch ziemlich auffällig von den mir bekanten männlichen Stücken, dass die ganze hintere Hälfte der weissen Querbinde des Hinterflügels grau beschattet ist und in diesem Schatten markiert sich ein dunklerer Querstreif, dessen Ansatz ja auch bei den Guayana-Stücken bemerkbar ist. Da ausserdem der dunkle Saumteil des Vorderflügels am Hinterwinkel verschmälert ist, so nehme ich, auch mit Rücksicht auf die Lokalität, die Konsolidierung einer Subspecies an, welche ich
M. thymetus umbrosa
nenne. Typus: 1 Q No. 2612 i. c. m., Bolivia: Mapiri-Gebiet. —
M. tliyiiietiua Btl. ist zunächst eine Mischart. Das Q ist charakteristisch gekennzeichnet durch die blauen Pupillen des Zellfleckes im Vorderflügel und den bläulich-grauen Nebelstreif im dunklen Saum des Hinterflügels und gehört nach diesen Merkmalen zu M. trilineata Btl.; das Bild (Lep. exot., t. .32 f. G) stimmt absolut mit 2 Stücken meiner Sammlung dieser Art, die wir dem Genus Semomesia Wstw. zuteilen müssen, aus Bolivia (La Paz) und Amazonas (Pebas) überein. lieber die Zugehörigkeit des cf bin ich mir nicht ganz klar, es ist möglich,
Revision der JRiodinidae Grote. 9
dass es sich um den Repräsentanten einer columbischen Unterart von M. thymetus handelt, wenngleich mir namentlich die Linien- Zeichnung in dem Bilde zu grob, auch die Flügelform etwas abweichend erscheint. Was Staudinger (Exot. Schmett. t. 88) als thymetina abbildet, ist J\L jvdiciolis Bt]., eine ganz verschiedene Art!
Unter dem Namen thymetus kursieren ausserdem noch etliche andere ähnliche Arten, von denen ich folgende als neu beschreibe:
M. subtilis nov. sp. Durch folgende Charaktere von M. thymetus unterschieden : Die weisse Binde beider Flügel breiter; im Vorderflügel reicht sie proxi- mal bis an die konzentrischen Ringe des Mittelfeldes, distal bis an den Hinterwinkel; im Hinterflügel ist sie vorn gegen die Mitte des Vorderrandes verbreitert, die Querlinien des Mittelfeldes stehen also steiler. Distal von dem Zellfleck des Vorderfiügels laufen 3 sehr feine, etwas wellige Linien, sie bilden Ellipsen, die hinten mehr oder weniger zusammenlaufen oder stark konvergieren, vorn bis auf die innerste offen bleiben; ausserdem liegt hinter dem Fleck eine durch dunklere Begrenzung markierte zipfelartige Schattierung so dass dort 4 konzentrische Ellipsen vorhanden sind (bei M. thymetina nur de- ren 8); Distal verliert sich die äusserste Ringlinie an der Mediana, in der Zelle liegen 3 Linien, bei der Vergleichsart 2, sämtliche Li- nien dort stärker. Auch die Querlinien des Hinterflügels sind bei jy. Subtilis feiner und ihr Anfang liegt, wie schon erwähnt, vorn näher an der Vorderrandmitte. Vorderflügellängo 14 --15 mm, Typen 1 (/, 2 Q 9, No. 2609 — 11 i. c. ni., Peru, Cuzco; hierzu passend 1 cf aus Bolivien: La Paz.
M. materna nov. sp. Aehnlich der vorigen Art. Grundfarbe fahl rauchbraun, Saum- feld etwas dunkler. Die weisse Binde des Vorderflügels vorn wesent- lich schmaler (3 mm) als hinten (7 mm), im Hinterflügel vorn in gleicher Breite einsetzend und schmal nahe dem Hinterwinkel en- digend, im ganzen wie bei M. zonalis Godm. Salv., aber viel breiter. Um den schwarzen Zellfleck des Vorderflügels zwei feine dunkle Li- nien, denen sich hinter der Zelle eine dritte, innere, zugesellt; die Linien bilden dort geschlossene, etwas wellige Ellipsen und in der inneren dieser Figuren liegt noch ein schattierter Zipfel, anschliessend an den Zellfleck, der drei silberweisse Punkte trägt und undeutlich gelb geringt ist. Proximal von dem Fleck verschwindet die äussere der konzentrischen Linien an der Mediana, so dass in der Zelle nur 2 Linien liegen. Hinterflügel in der Wurzelhälfte bräunlich, am
10 n. Stichel:
Zelleude ein schwärzliches, hell umringtes, braun umzogenes Fleck- chen inmitten einer dunkler schattierten Querbinde. Proximal von dieser o ungewisse, distal 3 deutlichere Querlinien, letztere etwas wellig, schon teilweise in dem weissen Flügelteil gelegen. Distalrandmehr oder weniger mit ungewisser Begrenzung und nach vorn verschmä- lert schwarzbraun gesäumt, meist verschwindet die Bestäubung am vorderen Viertel des Randes ohne den Apex zu erreichen; in der weissen Zone liegt ein kurzer, vom Hinterwinkel ausgehender Schatten- streif. — Unterseite wie oben, die dunklen Stellen fahler, die Linien schärfer, namentlich die des Hinterflügels; dort der braune Distal- saum breiter. Typen 3 o'c/, No.' 901, 02, 2360 i. c. m., Bolivia: La Paz, Farinas.
Nahe M. latizonata Btl.. ausweislich einer mir nach dem Typus durch Herrn Dr. Heron (v. Brit. Museum) freundlichst angefertigten Skizze von dieser aber dadurch verschieden, dass der graue Schatten distal von den konzentrischen Linien des Vorderflügels fehlt, und dass die Linien im Mittelfelde des Hioterflügels steiler stehen, d.h. näher der Flügelwurzel anfangen.
M. impedita nov. sp. cf. Aehnlich M. zonalis^ Godm. u. Salv., die weisse Binde des Vorderflügels schmaler, vorn stärker basalwärts gekrümmt, die äussere distale der konzentrisch-elliptischen Linien um den Zellfleck hinten mit der entsprechenden proximalen stark konvergierend; im Hinterflügel die Querstreifen im Mittelfeld etwas wellig, das folgende Feld bis zum graubraunen Saum fast ganz weiss, nur am Hinter- winkel ein kurzer feiner Schattenstreif. Das Saumfeld breiter ver- dunkelt, oben in demselben Masse wie bei M. zonalis auf der Unter- seite. — 9 grösser als das qf, die weisse Binde des Vorderflügels verhältnismässig breiter, vorn nur wenig verschmälert, der äussere Ring um den Zellfleck hinten geschlossen; hinter dem letzteren, um- rahmt von der inneren konzentrischen Linie, eine auffälligere fleck- artig verdichtete Schattierung. Im Hinterflügel die Mittelbinde kräftiger, der Punkt darin am Zellende gross, deutlich, die Binde nach beiden Seiten dort bauchartig erweitert; im weissen Feld fehlt der Schattenstreif am Ilinterwinkel. Unterseite fahler graubraun, die Umgebung des Fleckes in der Zelle des Vorderflügels gelblich, im hinteren Teile des Medianfeldes 3 deutliche elliptische Linien, in deren Mitte ein schwarzbrauner Fleck. Im Hinterflügel die Quer- streifen schärfer als oben, man zählt zwischen der graubraunen Mittelbinde und Thorax deren 3 vollkommene und eine unvoll- kommene nächst der Wurzel, ebenso zwischen Binde und dem weissen
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Feld 3 etwas wellige Streifen. Saumfcld dunkel graubraun wie beim c/". — Vorderflügellänge: cf 15, 9 20 mm. Typen: 1 cf, Amazonas: Itaituba i. c. Staudgr. (Mus. Berol.), 1 Q Amazonas, i. c. J. Röber, Dresden.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das Q zu dem cf gehört, weil es auffällig grösser und die weisse Querbinde des Vorderflügels etwas anders geformt ist, auch sind die dunklen Flecke im Mittelfelde des Vorderflügels hinter der Zelle etwas auffällig, dennoch glaube ich in der Wahl der Vereinigung nicht fehl zu greifen.
Aus der Tenebricosa-Givxx'^'^e sind bis jetzt .S Arten beschrieben:
M. tenebricosa Hew. selbst ist schwer wieder zu erkennen, weil Hewitson nur eine Be- schreibung gegeben hat und diese, wie fast alle anderen des Autors, ungenügend ist. Ich besitze 1 c/ aus dem Gebiet des Maripi im östl. Bolivia, auf welches die Beschreibung anwendbar ist und nehme, mangels anderer Möglichkeit an, dass es sich um eine dem Original gleiche oder annähernd gleiche Form handelt, eine Abbildung werde ich in „Genera Insectorum" folgen lassen. In der Voraussetzung, dass diese Wahl richtig ist, fällt
M. anica Druce, die gut abgebildet ist, spezifisch mit tenebricosa zusammen, sie unterscheidet sich von der typischen Form nur durch Vermehrung des Weiss in beiden Flügeln; die Binde des Vorderflügels, die bei tenebricosa hinten braun überstäubt ist, verbleibt hier bis zum Ende rein weiss, im Hinterflügel tritt die bei der typischen Form nur auf der Unterseite weiss gefärbte Binde hier auch oben auf, aber etwas unvollkommen, und sie wird von einem dunklen Schattenstreif durch- zogen. Ich besitze diese Form aus Süd-Peru (Pozuzo) und Bolivia (La Paz und Mapiri), der Name könnte hiernach nur als Bezeichnung einer Zustandsform erhalten bleiben. Da die lokale Trennung aber immer- hin die Möglichkeit einer Rassenbildung mit gewissen aus der Diagnose der typischen Form nicht erkennbaren Unterschieden zulässt, werde ich beide vorerst als neben geordnete Unterarten behandeln. — Endlich
M. judicialis Btl., ein Name, den ich nach der Beschreibung und mit Rücksicht auf die Lokalität mit Sicherheit auf eine Reihe Mesosemia meiner Sammlung aus Süd-Peru (Pozuzo) anwenden kann. — 5 Stücke aus Bolivia (La Paz) haben gewisse, wenn auch nicht bedeutende, so doch konstante Unterschiede, so dass mir eine Spaltung der Art angemessen er- scheint; ich teile:
12 H. Stichel:
a. M. judicialis judicialis, Süd-Peru (=^ M. ihy- metina Staudgr. (non Btl.), Exot. Schmett. t. 88).
b. M. judicialis testis nov. subsp.
Durchweg kleiner als die typische Unterart, die weisse Binde breiter, namentlich beim Q, die Querlinien des Hinterflügels beim c/ feiner, auf der Unterseite teilweise von dem Weiss der Binde, wel- ches auch die Grundfarbe im Discus ersetzt, ausgelöscht, beim Q stärker wellig. Vorderflügellänge 17-20 mm. Typen 2 cfcf, 3 $Q, No. 2351 - 52, 2357—59 i. c. m., Bolivia, Yungas d. 1. Paz. - Weiter schliesst sich an:
c. M. judicialis latissima {M. Zaffssm« Stgr. in MS.) nov. subsp.,
die sich durch noch grössere Verbreitung der weissen Binde zu einer breiten^ Mittelfläche auf beiden Flügeln kenntlich mächt. Im Vorder- flügel reicht das Weiss proximal bis zur Begrenzungslinie des Zell- fleckes, verschmälert sich aber vorn derart, dass das Apicalfeld in gleicher Breite schwarzbraun bleibt wie bei der typischen Unterart. Im Hinterflügel ist der dunkle Saum verschmälert und die distalen Querlinien ausgelöscht, so dass die Grenze des braungrauen Proxi- malfeldes vom Vorderrand durch die vordere ZeUecke bis etwa zum distalen Drittel des Hinterrandes zieht. Die Form scheint sich nach dem Material der Staudingerschen Sammlung als Unterart konsolidiert zu haben, es kommen jedoch Uebergänge zur vorigen vor. Vorder- flügellänge ca. 19 mm, Typus 1 cf No. 2627, Bolivia (Rio Songo) i. c. m. Hieran schliessen sich nun noch einige unbenannte Formen, deren Gliederung ich bei dem mir zu Gebote stehenden, immer noch nicht ganz ausreichenden Material nur provisorisch vornehmen kann, ich beschreibe sie wie folgt:
M. uymphareiia nov. sp. rf. Oberseite graubraun, Saumfeld dunkler. Vorderflügel mit grossem rundem schwarzem Endzellfleck mit 3 weissen Punkten, der Fleck trübe ockergelb geringt und von einer ziemlich dicken schwärzen Linie umzogen; diese setzt sich hinten fort, bildet eine Ellipse und schliesst einen breiten halbeiförmigen, dunkel schattierten Fleck ein. Im distalen Feld läuft eine schwach gekrümmte weisse Querbinde, vorn schmaler (1 — 1,5 mm), hinten breiter (2,5 mm;. Diese Binde setzt sich auf dem Hinterflügel verbreitert - fort (4 mm) und endet wiederum verschmälert (2 mm) nahe dem Hinterwinkel am Hinter- rand ; sie wird dort von einem dicken braunen Streif durchzogen, der
Revision der Riodinidae Grote. 13
sich genau in ihrer Mitte hält und den Vorderrand nicht ganz erreicht. Proximal von der weissen Binde laufen zwei schmal weiss getrennte dicke Querlinien, im Wurzelfeld scheinen weitere Linien der Unterseite schwach durch und am Ende der Zelle steht ein ungewisser dunkler Fleck. Die weisse Binde auf beiden Tlügeln scharf begrenzt. — Unterseite fahl graubraun, in dem trübe gelblichen Ring des Zellfleckes im Vorderflügel erscheint noch eine zweite, sehr feine dunkle Linie; auch hinter der Zelle laufen jederseits des braunen Eifleckes zwei braune Linien, von denen sich aber nur die inneren hinten schliessen. Hinterflügel im Discalfeld mit weisslicher Grund- farbe; über die Mitte läuft eine graubraun bestäubte Querbinde mit einem schwarzen Mittelfleck, proximal von ihr zwei vollkommene und eine unvollständige, distal (ausser der braunen Grenze der Binde) 2 weitere starke Linien; der Mittelstreif in der weissen Binde an den Adern eingekerbt. — Vorderflügellänge 20 mm, Typus: (f No. 2842 c. m., Franz. Guayana (Arouany. 22. 7. 82, Sahlke leg.).
M. naiadella nov. sp. '
Aehnlich der vorigen Art, die weisse Vorderflügelbinde vorn stärker proximalwärts gekrümmt, gegen die Flügelmitte in einen mehr oder weniger deutlichen grauen Schatten übergehend, auch im Hinterflügel die weisse Binde und mit ihr die proximal anschliessenden Linien des Mittelfeldes stärker gekrümmt, namentlich beim Q. Auf der Unterseite ist der Zellfleck des Vorderflügels, wie oben, nur von einer deutlichen Linie umzogen (? individuell), im Hinterflügel ist das graubraune, distal mit weissen Atomen durchsetzte Proximal- feld vorn viel breiter, die Querlinien konvergieren also hier stärker, auch sind die nahe der weissen Binde laufenden Linien stark wellig. Q 9 sind breiter in der Flügelform, Apex des Vorderflügels stumpfer. Die Art zerfällt in 2 Unterarten:
a. M. naiadella naiadella nov. subsp.
Die Hinterflügelbinde rein weiss, in der Mitte geschnitten von einem mehr oder weniger deutlichen braunen Streif, der aber nie den Vorderrand berührt; der schmale Raum zwischen den Linien der Hinterflügelmitte meist rein weiss. Vorderflügellänge 20 mm. Typen 1 (/ 1 Q No. 2622, 2684: Peru (Marcapata, Pebas), 1 Q No. 2.341: Brit. Guayana (Matope, leg. R. Haensch) i. c. m.
b. M. naiadella dryadella nov. subsp.
Die weisse Hinterflügelbinde proximal von dem Mittelstreif, der selbst nur unscharf und rudimentär ist, bis nahe zum Vorderrand grau oder graubraun getrübt, ebenso wie die Grundfarbe zwischen
14 H. Stichel:
den Querlinien. — VorderHügellängc 20 — 22 mm, Typen: 2 cfcf No. 2343, 2490: Ecuador (Arcliidona, leg. R. Hacnsch; Macas). Das Exemplar aus Macas etwas intensiver schwarz, anscheinend weil frischer in der Erhaltung, als das braune Stück aus Archidona.
M. nerine nov. sp. Kleiner als die vorige Art, der vorhergehenden Unterart ähnlich, Die weisse Vorderflügelbinde stärker gekrümmt schärfer begrenzt, die Ellipse um den Zellflcck auffällig breiter. Im Hinterflügcl die weisse Binde infolge Verbreiterung des Proximalfeldes und des Sau- mes zu einem schmalen Streif, der hinten spitz zuläuft, zusammen- gedrängt; er wird von keinem weiteren dunklen Streif durchzogen, nur an der Proximalgrenze liegt etwas grobe braune Bestäubung. Auf der Unterseite wird der Zellfleck des Vorderflügels von zwei feinen schwarzen Linien (beim Q deutlicher als beim cf) umzogen, die sehr breit eirund, fast kreisförmig verlaufen. Im dunklen Proximalfeld des Hinterflügels, welches etwas weisslichgrau über- stäubt ist, liegt ein kleiner schwarzer Zellfleck, die proximal laufenden Querlinen sind ganz undeutlich und von den 3 distal laufenden, liegt die letzte etwa da, wo bei der vorigen Unterart der graubraune Schatten aufhört. Die Geschlechter sind im übrigen übereinstimmend gezeichnet, das Q ist nur etwas grösser und von breiterer Flügelform. — Vorderflügelläuge cf 16, Q 19 mm. Typen 1 cf No. 2625, 1 Q No. 2626 Bolivia (Mapiri) i. c. m.
M. sireiiia nov. sp. Ausserordentlich nahe verwandt mit M. tenehricosa anica Druce und wie folgt zu unterscheiden: Weisse Binde beider Tlügel breiter, im Vorderflügel vorn 2,.5 — 3, hinten bis 4,5 mm, manchmal an beiden Enden gleich breit und nur in der Mitte etwas erweitert; im Hinter- flügel dringt die weisse Farbe noch bis in den Raum zwischen den Querlinien vor, diese liegen steiler, d. h. ihr vorderes Ende näher zur Flügelwurzel ; ein Mittelstreif im Weiss ist manchmal vorhanden, zieht aber nicht durch die Mitte, sondern nahe der Distallinie entlang. Auf der Unterseite die weisse Binde des Vorderflügels proximal fast bis zum Zellfleck ausgedehnt, in leicht graubrauner Bestäubung begrenzt. Die weisse Binde des Hinterflügels entsprechend der Lage der Querlinien breiter, diese selbst von dem Weiss teilweise ausgelöscht. — Vorderflügellänge 21 — 22 mm. Typen \ cf \ Q No. 2345-46 Peru (Pozuzo), 1 cf No. 2353 Bolivia (La Paz), 1 (/ No. 2676 westl. Matto Grosso i. c. m. Mir ferner bekannt aus Peru (Pebas) i. c. v. Plessen, München.
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Von Äl. judicialis, die auch bei der Identifizierung in Frage kommt, unterschieden u. a. durch die schlankere Flügelform (nament- lich cf) und die Lage des Schattenstreifens im Weiss des Hinterflügels Bei M. judicialis ist ausserdem das Weiss breiter und die Linien des Hinterflügels liegen noch steiler.
M. friburgensis Schaus führe ich hier als »Art" auf, welche aus der Beschreibung nicht wiederzuerkennen ist. Leider ist es meinen Bemühungen nicht gelungen, ein Photogramm aus dem Unitet St. National Museum Washington, wo sich das Original befindet, zu erlangen.
M. epidius Hewitson besitze ich in typischen Stücken aus Niederländ.-Guayana. 1 P , welches ich mit der Vaterlandsangabe: ßolivia, La Paz erworben habe, ist etwas grösser (17, statt 15 mm Vorderfl. -Länge), weicht aber sonst kaum im geringsten von solchen aus Surinam ab. Wenn die Lokalitäts-Bezeichnung richtig ist, was leider nicht verbürgt werden kann, ist das Fluggebiet der prächtigen Art bis auf Bolivien ausgedehnt zu denken.
M. hypermegala nov. sp. nenne ich eine Art, die ich nur in einem weiblichen Stück kenne, nach welchem sie sich unmitelbar an M. epidius anschliesst. Das Stück unterscheidet sich von dem 9 dieser Art, ausser in der Grösse, wie folgt: Proximal vom Zellfleck des Vorderflügels laufen zwei an der Mediana etwas bogige Querstreifen (bei M. epidius verliert sich der eine an der Mediana). Zwischen der distalen Schattenbinde und dem dunklen Distalsaum fehlt auf beiden Flügeln die dunkle Linie, welche bei M. epidius im Hinterflügel in der Mitte zu einem schwärz- lichen Fleck verdickt ist. Die Zeichnung ist im allgemeinen gröber, was aber wohl mit dem Grössenunterschied zusammenhängt. — Vor- derflügellänge 25 mm, Type i. c. Stgr. Mus. Berol.: Colombia, Rio San Juan.
Nicht unmöglich ist es, dass es sich um eine mit epidius koordi- nierte Unterart handelt, mangels Kenntnis des c/ und mit Rücksicht dar- auf, dass bei den Arten der Gattung die Artunterschiede häufig recht feiner Natur sind, ziehe ich die Sonderstellung vor.
M. chionodes nov. spec. ist mir ebenfalls nur in einem weiblichen Exemplar zugänglich, es ist aber so auffällig, dass an den Artrechten kein Zweifel obwaltet, obgleich eine Verwandtschaft mit den vorigen nicht zu verkennen ist :
16 H. Stichel:
9 . Vorderflügel oben graubraun, das Mittelfeld hell ockergelb. Zellfleck des Vorderflügels gross, schwarz, mit einem dicken zentralen und zwei feinen distalen weissen Punkten. Den Fleck umziehen zwei elliptische braune Streifen, der innere vorn linienartig, beiderseits wellig, die hintere Verbindung unsicher schattiert; der äussere vorn weniger deutlich, seitlich ziemlich gerade, hinten divergierend und nicht ge- schlossen. Distal folgt eine hinten spitz zulaufende Schattenbinde, sodann eine undeutliche Linie und der hinten ebenfalls verschmälerte Distalsaum. Hinterflügel im Wurzelfeld graubraun und hell ocker- gelb, distal hiervon von weisser Grundfarbe; am Ende der Zelle ein brauner Fleck in gelblichem Hof, beiderseits läuft ein dunkler Quer- streif, zwischen ihnen etwas braune Scliattierung, so dass eine bin- denartige Zeichnung entsteht. Proximal hiervon: ein ockergelber Streif, eine dunkle Querlinie und ein schmales graubraunes Wurzel- feld; distal: eine breite weisse Fläche über deren Mitte ein brauner, welliger, teilweise nur schattenhaft erhaltener Querstreif läuft, nahe dem Rande ein nur vorn und hinten deutlich erhaltener Submarginal- streif, der Saum schmal braun mit ungewisser Begrenzung. — Unter- seite: Grundfarbe beider Flügel weisslich und ockergelb, Vorder- flügel mit ockergelbem Mittelfeld, die Zeichnung wie oben, aber schärfer. Hinterflügel im Wurzelfeld schmutzig weiss mit einem braunen Querstreif, über die Mitte eine braune Binde, die innen fahl ockergelb ausgefüllt ist und einen schwarzen Kern mit weissem Punkt trägt; im distal anschliessenden Feld laufen zwei bräunliche, teil- weise unscharfe Streifen, der Flügelsaum ist braungrau, durchzogen von einer Reihe unscharfer weisslicher Flecke. — Vorderflügellänge 19 mm. Typus: 1 9, coli. Staudgr,, Mus. Berol., Colombia: Rio San Juan.
M. bella Sharpe würde ich, wenn ich nicht ein 9 dieser Art besässe, ohne Zaudern als Unterart zu epidhis ziehen, aber die Unterschiede der Unter- seite, welche bella von dieser Art trennen, wiederholen sich in glei- cher Weise beim 9, begründen die Sonderstellung und beweisen zu- gleich, auf welche geringfügige Charaktere sich in dieser Gattung mancheSpecies gründen. — 9 -Oberseite hell graubraun mit rötlich-braun- grauer Zeichnung, die mit derjenigen der Unterseite des cf überein- stimmt, nur mit dem Unterschied, dass die Streifen etwas stärker sind, während die gesamte Zeichnung der Unterseite völlig gleich der des (f ist. Als Hauptunterschied gegen M. epidhis sind die feineren, welligen Mittellinien und die submarginale Fleckreihe des Hinterflügels anzusehen, auch ist dort der Raum zwischen der submarginalen
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Scbattenbinde und der nächsten Querlinie breiter, dieser liegt also näher mit der folgenden Linie zusammen. Das Pärchen meiner Sammlung stammt aus der Gegend von Matto-Grosso (westl. Brasil.).
M. mathania Schaus ist auch nur als $ bekannt. Ich besitze 2 Stücke aus Bolivia (La Paz), welche gut auf die (auch etwas knappe) Beschreibung passen und schätze, dass sie zu einem cf der epidius-^Qihe, gehören, das also blaue Grundfarbe haben wird. Ich weise der Art deshalb ihren Platz in dieser Gruppe an.
M. menoetes Hew. Hiervon besitze ich 2 5 9 aus Surinam (No. 2310) und Bolivia (Rio Songo) (No. 2640), welche eiuigorniassen auf Hewitsons fig. 56, 57 (Mesosemia VI) passen, zumal wenn man die Beschreibung zu Hilfe nimmt, laut vvelcher die Grundfarbe „undulated with light yellow" sein soll. Erwähnte beide Stücke sind oben und unten über und über fein gelb gestrichelt und die Rekognoszierung macht keine besonderen Schwierigkeiten. Anders verhält es sich mit dem (/; ich besitze ein Stück aus Pebas, welches unten fast genau mit jenen 9 9 übereinstimmt, das aber keineswegs auf die von Hewitson gegebene Charakteristik passt. M. menoetes cf soll „purple" sein. Ich ver- stehe darunter rotblau, ausserdem zeigt das (in der Farbe anscheinend verfehlte) Bild, fig, 58, eine deutliche Saumbinde und drei deutliche weisse Punkte im Zellfleck. Solcher Art gezeichnete und in der Farbe annähernd passende Stücke enthält die Staudinger-Sammlung aus Bolivia (Yungas) und Peru (Cuzco). Dagegen ist mein (/, wie auch einige übereinstimmende Exemplare in erwähnter Sammlung aus Pebas und Olivenga, soweit abweichend, dass ich diese Tiere als Repräsentanten einer anderen Art ansehe und als
M. mennonia nov. spec. einführe: cf Oberseite dunkel stahlblau, schwarz ist im Vorderflügel der runde Endzellfleck (mit einem weissen zentralen Pünktchen), zwei Querstreifen, je einer zu beiden Seiten des Fleckes, die vorn konvergieren und hinten eiförmig zusammenlaufen, eine dem distalen Streif nahe liegende Querbinde, die vorn etwas gegen die Flügelmitte gebogen ist; im Hinterflügel: ein Zellfleckchen, ein hier- von proximal laufender undeutlicher Querstreif, distal von dem Fleck zwei weitere Streifen, der ihm nächst liegende gerade, der andere etwas gekrümmt und hinten verschmälert. Alle Querstreifen nicht sehr scharf, bei schräger Beleuchtung besser erkennbar. — Unterseite graubraun; mit gelblichen Querstrichelchen. Zeichnung wie oben, aber dunkelbraun, der Zellfleck des Vorderflügels mit drei weissen
2
18 H. Stichel:
Punkten, hinter ihm eine Heckartige Schattierung, die Grenzlinien vorn vereinigt; im Hinterflügel der Zellfleck undeutlich, dagegen /wischen den beiden proximalen Streifen eine dunkel schattierte Binde. Auf beiden Flügeln tritt eine dicke Submarginallinie hinzu, die im Hintcrflügel in der Mitte fleckartig verstärkt ist.
Das vermutlich hierzu gehörige Q unterscheidet sich im wesent- lichen nur dadurch von M. menoetes, dass die seitlich des Zellfleckes liegenden Linien hinten zusammenlaufen, während sie bei jenem etwa senkrecht auf dem Hinterrand stehen. Unten ist die feine gelbe Strichelung bei tnennonia 9 spärlicher und auf die vorderen Flügel- teile beschränkt. Im übrigen ist dessen Zeichnung mit derjenigen des cf auf der Unterseite übereinstimmend, dunkelbraun auf grau- braunem Grunde. — Voi'derflügcllänge c/ 17, Q 16 — 18 mm. Typen: \ cf \. c. m. No. 2698, Pebas, cf P i. c. Mus. Berol. e. c. Staudinger : Pebas, S. Paulo de Olivenca.
M. ama Hew. ist trotz der recht mangelhaften Abbildung (Exot. Butt. Mesosemia X. f. 90, 91) mit ziemlicher Sicherheit als das Q. von
M. bifasciata Hew.
zu erkennen, von der Kirby, Handl). Lep. t. 38 f. 2 (1896), eine ebenso massige Abbildung gibt. Dr. Heron von!" British Museum hatte die Liebenswürdigkeit, mir eine noch dem Original angefertigte Skizze zu schicken, später sandte mir Grose-Smith noch ein Stück in natura, so dass die Identifizierung sichergestellt ist. Wenn man die beiden Tiere oben in Vergleich zieht, das braune Q und das stahlblaue cf, so ist es erklärlich, wie Hewitson sie für 2 Arten hielt, es liefert aber hier, wie in vielen anderen Fällen bei der Gattung, die Unterseite den Beweis der Zusammengehörigkeit. Eine nebengeordnete Unterart führe ich ein als
M. bifasciata glaucoma, nov. subsp. c/. Oberseite tief stahlblau, glänzend, Zeichnung wie bei der typischen Unterart, nur der im blauen Distalfelde beider Flügel liegende schwarze gebogene Streifen breiter, bindenartig, daher der Zwischenraum zwischen ihm und dem schwarzen Discalfeld verschmälert. Diese Binde auch auf der Unterseite des Vorderflügels ausgeprägt, dagegen fehlt dort der der typischen Unterart eigene weisse Streif. — 9. Unterscheidet sich von dem Q der typischen Unterart dadurch,
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dass auf beiden Flügeln der zwischen den dunklen Distalbinden liegende "weisse Streif fehlt. Distal von der den Zellfleck vorn umziehenden schwarzbraunen Linie folgt im Vorderflügel (wie beim cf) eine etwas gebogene dunkelbraune Schattenbinde und nahe dem verdunkelten schmalen Saum eine nicht sehr scharfe vorn gebogene Submarginallinie. Zeichnung des Hinterflügels wie beim o', den zwei Distalbinden gesellt sich aber noch ein Submarginalstreif zu. Unterseite in ähnlicher Weise gezeichnet, im Farbton fahler, im Distalfeld die Binden undeutlicher, ausser der hell begrenzten Mittellinie über die Hinterflügelmitte erscheint proximal noch ein verkürzter Streif und nahe der Wurzel stehen 2 dunkle Flecke. Vorderflügellänge c/ 20, Q 21—22 mm. Typen: 1 cf No. 2606, i. c. m., ßolivia (Coroico), cf 2 Mus. Berol., e. c. Staudgr.: Yungas. Eine sehr ähnliche Art ist
M. metuaiia Feld., dessen Original, 1 Q , mir vorliegt. Hierzu gehört höchstwahrscheinlich als c/: M. chalybaea Röb. Das Q unterscheidet sich von ama durch die schrägere Lage der weissen Vorderflügelbinde, die an mevania Q oder besser an asa Q (= frequens Btl.) erinnert, durch die stärker geeckten Hinterflügel und den dadurch bedingten stark gewinkelten Verlauf der Distallinien. In der Charakteristik dieser Zeichnung stimmt das cf {chalybaea, dessen Original mir Röber sandte) überein, d. h. die im Distalfeld des Vorderflügels liegende schwarze Binde ist vorn stärker gegen die Flügelmitte gekrümmt und im Hinterflügel ist der Abstand der gewinkelten Submarginalbinde gegen die Discalbinde augenfällig grösser. Die Unterschiede erscheinen ausreichend, eine specitische Verschiedenheit zu begründen. Bei der Rekognoszierung des Q zu 31. chalybaea Röb. kommt noch ein anderes Stück meiner Sammlung in Betracht, welches ich aber im besonderen wegen seines auffälligen Flügelschnittes und des abweichenden Verlaufs der den Zellfleck umziehenden Linie als Sonderart behandle. Es ist nicht unmöglich, dass es den columbischen Repräsentanten von M. hifasciata vorstellt:
M. suspiciosa n. sp.
9 . Vorderflügel mit fast sichelförmig vortretendem, spitzem Apex, Distalrand vorn konkav, in der Mitte stark konvex. Hinterflügel am Distalrand in der Mitte stark geeckt. Oberseite braun, Wurzel- feld dunkler, mit schwarzem Endzellfleck, in dem 3 weisse Funkte stehen und der trübe ockergelb umringt ist. Diesen Fleck umzieht eine dunkle Linie, sie beginnt proximal an der Mediana, wendet
2*
20 H. Stichel:
sicli vorn halbkreisförmig um bis zur hinteren Zellecke, dann tritt sie etwas distalvvärts vor und läuft ziemlich gerade zum Hinterrand. In 3 mm Entfernung distal läuft eine zweite dunkle Linie vom Vorderrand aus, parallel zur ersten. Der Raum, vorn bis zum mittleren Medianast ist weiss ausgefüllt (abgekürzte weisse Binde). Nahe der distalen Grenze dieser Binde eine Reihe sehr undeutlicher dunkler Strichfiecke, Flügelsaum schmal verdunkelt; im Proximalfeld des Flügels zwischen Mediana und Submediana ein kurzer dunkler Querstrich. — Hintcrflügel mit zwei deutlichen dunklen Querstreifen, der proximale (etwa über die Flügelmitte) schwach, der distale stärker gekrümmt. Distalsaum schmal verdunkelt, zwischen ihm und dem nächstfolgenden Querstreifen eine sehr undeutliche dunkle Linie. — Unterseite des Vorderflügels fast wie oben, etwas fahler im Farbton, Saumfeld zeichnungslos. Im Hinterflügel ein kleiner, seitlich weiss betupfter Zellfleck, proximal von ihm eine kurze dunkel- braune Linie, distal eine der Lage auf der Oberseite entsprechende Querlinie mit hellbrauner Grenze. Im Saumfeld eine sehr undeutlich schattierte gekrümmte Qucrlinie. Vorderfl. -Länge 20 mm. Typ.: 1 9 No. 3232 c. m., Colombia, 1800 m. Rio Aquatal, December.
Eine weitere sehr ähnliche Form, die auch nur in 1 Q vertreten ist und auch in diese Gruppe gehört, ist
M. (lestituta nov. sp. 9. Vorderflügel am Apex stumpf, Distalrand vorn ein wenig konkav, Hinterflügel am Distalrand schwach geeckt. Oberseite grau- braun. Den schwarzen Zellfleck des Vorderflügels, der sehr trübe ockergelb geringt ist und zwei weisse Punkte enthält, umzieht eine schwarzbraune Linie, die proximal an der Mediana einsetzt, sich dem Ring aussen anlegt und distal ohne nach dem Rande auszuspringen gerade zum Hinterrand läuft. Nahe dem Apex eine bis etwas über die Mitte der Flügelbreite laufende weisse Binde, etwa 2,5 mm breit, hinten zugespitzt. Sie wird distal von einem dunklen Streif begrenzt, der nahe dem Distalrand bis zum Hinterrand läuft; ein zweiter dunkler aber undeutlicherer Streif beginnt an der proximalen Seite der Binde am vorderen Medianast und läuft ebenfalls zum Hinterrand. Die Lage der Binde ähnlich wie bei M. asa Hew. Q (frequens Btl.). Im Proximalteil des Flügels ein kurzer Querstrich zwischen Mediana und Submediana. — Hinterflügel mit einem ebensolchen Querstrich, nahe der Wurzel, einem schwarzbraunem Zellfleckchen, einer in einiger Entfernung folgenden ebensolchen, heller begrenzten Querlinie und zwei parallelen, undeutlichen Submarginalstreifen. Unterseite wie oben, fahler im Farbton, die Querlinien schärfer abgehoben. —
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Vorderflügellänge 16 mm. Typus 1 Q No. 3233 c. m., Colombia, Rio Vitaco, 2500 m. Novbr.
In nähere Verwandschaft hierzu gehört
M. mehida Hew., zu der ich ein Q stelle, welches wie folgt beschaffen ist: Oberseite braun; Apicalfeld etwas dunkler, durchzogen von einer breiten, hinten spitzen weissen Schrägbinde bis nahe zum Hinterwinkel. Zelltieck gross, schwarz, ockergelb umringt, mit einem deutlichen und zwei kleineren weissenPunkten, die bei gewisser Beleuchtung blau schimmern, Hinter dem Fleck etwas dunkelbraune Schattierung mit schwärzlicher Begrenzung, die sich hinten in Form einer Ellipse schliesst, vorn schärfer und schmaler wird und sich halbkreisförmig um den Fleck legt. Beiderseits folgt noch je ein ungewisser schattierter Streif; von diesen reicht der proximale von Subcostalis bis Submediana, der distale ist etwas wellig und reicht von der Submediana zur Mitte der proximalen Grenze der weissen Binde. Hinterflügel über die Mitte mit einem dunklen geraden Doppelstreif, im Distalfeld zwei dunkelbraune gekrümmte Binden, Distalsaum ebenfalls dunkelbraun. — Unterseite heller, weisse Binde des Vorderflügels breiter, im Apical- feld ein weisslicher Querstreif, durchzogen von brauner Linie. Die weissen Punkte des Zellfleckes lebhaft blau schimmernd, der gelbe Ring deutlicher, die konzentrischen Streifen im Discalfeld schärfer. Im Hinterflügel ein schwarzes, längliches, rundes Zellfleckchen mit zwei weissen, blau schimmernden Punkten, in der Mitte einer quer laufenden bindenartigen Schattierung, die jederseits von 2 dunklen Linien begrenzt wird. Die im Distalfeld folgende dunkle Binde proximal stark bogig gekerbt, die einzelnen Bogen hell begrenzt; zwischen Distalsaum und dieser Kappenbinde ein heller Streif, der von dunkler, an den Adern unterbrochener Linie durchzogen wird. — Vorderflügellänge 19,5 mm. Typen 2 Q 2 i. Mus. Berol. e. c. Staudgr., Colombia: Rio San Juan.,
M. macrina Feld., liegt im Original vor mir und deckt sich mit M. yaporogosa Menge). Das Q ist unbekannt, dagegen gehört
M. mustela Hew. Q zu dem cf^ einer Unterart von M. macrina^ die sich teilt in
a. M. macrina macrina Feld., Colombia.
b. M. macrina mustela Hew., Ecuador.
22 H. Stichel:
Das (f dieser unterscheidet sich von dem der typischen Unter- art wie folgt: Der weisse Streifen im Distalfeld des Vorderflügels kürzer und schwächer, der den Zellfleck halbkreisförmig umziehende schwarze Strich dicker, weniger gekrümmt, also beiderseits etwas näher zum Fleck gelegen; der hinten an den weissen Streif anschliessende schwarze Strich länger nach vorn ausgezogen. Hinterflügel weniger eckig, die distale Querlinie dementsprechend weniger gewinkelt, fast parallel mit der proximal (etwa über die Flügelmitte) laufenden. Auf der Unterseite der weisse Streif des Vorderflügels bindenartig verlängert, wie bei dem cf der typischen Unterart gekrümmt bis zum Hinterrand ziehend, aber schmaler. Sonst ohne weitere wesentliche Abweichungen. Nach 1 </ der Sammlung H. Grose-Smith, London.
M. mamilia Hew.
ist nur im weiblichen Geschlecht bekannt, ich besitze ein cf: Im Vorderflügel fehlt die weisse Binde, an ihrer Stelle liegt ein gekrümmter, schmaler Streif der blauen Grundfarbe, proximal hiervon ein schwarzer, hinten stark verbreiterter und dort mit dem schwarzen Distalsaum zusammenhängender Streif, der vorn mit der den Zellfleck umziehenden Linie verschmolzen ist. Im Hinterflügel fehlt die discale Querlinie der schwarze Distalsaum und die Submarginalbiude sind schmaler. Unter- seite des Vorderflügels mit schmaler, proximal ungewiss begrenzter weisser Binde anstelle des blauen Streifs der Oberseite. Sonst wie das 2. 1 p]xemplar, Vorderflügellänge 21 mm, Ecuador: Sarayacu i. c. m. No. 2446.
M. meletia Feld. (Diophtatma m.) liegt im Originalpärchen vor mir.' Dass Q ist knapp 2 ram grösser als die Abbildung von J/. mevania Hew. (t. Mesosemia I f. 1, 2) und hat eine nur wenig schmalere weisse Vorderflügelbinde, stimmt aber in allen anderen Merkmalen damit überein, so dass ich Synonymie beider Arten festelle. Hewitson gibt vom (f seiner mevania keine Beschreibung, sondern sagt nur, dass es kleiner ist. Nun ist es möglich, dass er eine Mischform vor sich gehabt hat, denn neben der im $ abgebildeten fliegt eine andere, durchweg etwas kleinere sehr ähnliche Form, welche Felder irrtümlich für die echte mevania gehalten hat (vgl. Reise Novara 2 II p. 298). Das ist aber nebensächlich, denn der Name mevania ist durch die unverkennbare Abbildung des Q auf einen bestimmten Körper fixiert. Jene von Felder als mevania gedachte Form unterscheidet sich auft'ällig dadurch von der wahren M. mevania, dass die weisse
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Binde des Vorderflügels zum grösseren Teil auf der Grenze des blauen und schwarzen Flügelfeldes liegt und erst hinten etwas in das Schwarz einlenkt. Bei M. mevania hingegen liegt die verschmälerte weisse Binde ganz in dem schwarzen Distalfeld, dessen proximale Grenze unweit der Querlinien am Zellfleck hinzieht. Ich würde dieser Form Artrechte einräumen, es gibt aber Stücke aus südlicheren Gegenden (Peru), die eine Mittelstellung einnehmen und bei denen es nicht genau zu unterscheiden ist, welcher von beiden Formen sie angehören, deshalb ziehe ich vor, die namenlose als aberrative Zustandsform (Jahreszeitform?) zu behandeln. Wir haben dann:
M. mevania Hew. (= meletia Feld.)
a. M. mevania mevania Hew. = Colombia.
«. forma typica: Weisse Binde des Vorderflügels schmal, verläuft im Schwarz des Distalfeldes.
ß. „ niunda m. Weisse Binde breiter, fast in ganzer Länge auf der Grenze des Blau und Schwarz. (No. 2280, 81, 83 c. m.).
b. M. mevania mimallonis, nov. subsp. — Ecuador.
Weisse Binde wie bei niunda, aber viel schmaler, beim cf hinten verkürzt (zerstäubt), beim Q. bis zum Hinter- winkel.
Typen: 2 (f(f No. 2285, 248G i. c. m., Ecuador: Baiza, Macas.
c. M. mevania magnessa, nov. subsp. — Süd-Peru.
Weisse Binde wie bei der vorigen Unterart, aber breiter als bei forma mnnda, beim Q das schwarze Distalfeld ähnlich wie bei mevania typ. verbreitert, so dass die hintere Hälfte der spitz und ungewiss endigenden Binde im Schwarzen liegt. Vorderflügellänge c/ 24, Q 25 mm. Typ.: 1 c/ '^oH- Niepelt, S. 0. Peru; 1 9 No. 2286 c. m., S.-Peru: Pozuzo. Bei den mir zu Gebote stehenden weiblichen Stücken der Art
ist der schwarze Hinterflügelsaum durch einen hell schattierten
Streif der Länge nach geschnitten bei: M. mevania typ.,
voll schwarz bei:
M. m. forma munda, M. m. mimallonis u. M. m. magnessa.
24 H. Stichel:
M. loruhaina Hew.
ist von Staudinger (Exot. Schmett.) nicht richtig wiedergegeben. Die als cf auf Taf. 88 abgebildete Form ist ^--^-. candara Druce und das als Q. bezeichnete Tier gehört zu einer neuen Unterart von M. ulrica Cr. {(f ^-- uUio Hbn., titea Stoll. Q = rosina Cr., renatiis F.) aus Peru und westl. Amazonas. Das zu loruhama gehörige $ ist dem cf ähnlich, das Blau etwas durch Grau abgetönt, Vorder- tiügcl mit breiter weisser Binde. Die Art teilt sich:
a. M. loruhama loruhama Hew. — Ecuador.
«. Forma typica.
ß. „ adelphina nov. form. -^ M. atrocidis Stdgr., Exot. Schmett. p. 243 (non Butler): Vorder- flügel ohne weisse Binde.
b. M. loruhama candara Druce. — Peru.
«• Forma typica.
ß- „ syntrepha, nov. form. Vorderflügel ohne
weisse Binde. — No. 2293 c. m. /• „ 9 aesthetica, nov. form. Hinterflügel mit durchgehender weisser Binde, vom Vorder- rand (nahe Apex) bis Hinterrand (nahe Anal- winkel), dort verschmälert. — No. 2692 c. m. Gewöhnlich ist diese weisse Binde beim § im Hinterflügel nur vorn mehr oder weniger deutlich ausgebildet. Diese Form nehme ich als Hauptform an. Die weisse Binde des Vorderflügels ist in der Breite variabel.
M. asa Hewitson. Original aus Nicaragua. Ich besitze 3 rfcf 1 Q aus Costa Rica, das 2 dorther als M. frequens Btl. beschrieben. Eine Verschieden- heit der Art aus diesen beiden Lokalitäten ist nicht anzunehmen, und ich acceptiere die von Godman & Salvin (Biol. Centr.-Amer.) geübte synonymische Behandlung. Dagegen stimmen die von diesen Autoren 1. c. t. 38 f. 10, 11 gegebenen Abbildungen nicht mit meinen Tieren aus Costa Rica überein. Das a" passt vielmehr besser auf M. mycene Hew. (Mesos. XI f. 101) und das Q. auf Stücke aus Panama. Mein 9 ^^^ Costa Rica ist kleiner, die Zeichnungen sind weniger scharf und die weisse Vorderflügelbinde ist kürzer und breiter, cfd' derselben Lokalität sind kleiner als fig. 10, in der Zeichnung fast ebenso, aber mit weniger spitzem Apex und hinten breiterem schwarzen Distalfeld. Ich teile deswegen die Art auf wie folgt:
a. M. asa asa Hew. — Costa Rica, Nicaragua.
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b. „ „ asopis nov. subsp. — Panama, ? Colombia.
(f. Vorderflügel reichlicher schwarz, so dass fast die ganze distale Hälfte des Flügels von dem Querstreif nahe dem Zellfleck an geschwärzt ist. Hinterflügel mit einem nicht sehr scharfen discalen Querstrich. — Q grösser, heller, als das der typ. Unterart, die Zeichnung lebhafter, weisse Vorderflügel- binde länger, schmaler. Im Ganzen wie fig. 11, tab. 38 Biol. Centr.-Amer. Rhop. v. I. Typen 1 c/ 1 Q No. 2278, 2641 c. m. Panama (Chiriqui).
c. M. asa myccne. — Ecuador, Bolivia.
cf vergl. Hewitson 1. c. f. 101. — Q. wie das der vorigen Unterart, dunkler im Farbton, die weisse Binde des Vorderflügels etwas breiter, distale Schattenbinde des Hinterflügels ebenfalls breiter: 1 Q No. 2643 c. m., Bolivia, Mapiri.
10. Semomesia Westwood. Westwood etablierte für Mesosemia croesus und (jennnus eine besondere Untergattung obigen Namens. Die beiden genannten und die mit ihnen verwandten Arten bilden eine auch morphologisch gut abgeschlossene Gruppe, sodass die Erhebung derselben zu einer Sondergattung begründet erscheint. Abgesehen von dem Auftreten der tertiären Geschlechtsmerkmale der cfcf in Gestalt von blanken Reibeflächen und Duftschuppenflecken der Flügel, liegen die von Mesosetnia unterschiedlichen Charaktere vorzugsweise in der Bildung der Vorderfüsse des c/, die eher mit Leucochimona harmonieren, während im Geäder bei der Variabilität in der Stellung der Disco- cellularis keine festen Haltpunktc zu rinden sind. In den „Genera" wird eine genauere Diagnostizierung erfolgen.
S. croesus Fabr. Es gibt 5 untereinander ähnliche Arten bezw. Formen, auf welche die Diagnose von Fabricius anwendbar ist. Mit der Zeit sind aus der als Mischart zu denkenden Einheit 4 Formen eliminiert und benannt, folglich verbleibt der Name der übrigbleibenden, von der ich nirgends eine befriedigende Beschreibung und keine passende Abbildung fand. Ich vergleiche sie wohl am besten mit dem cf von M. croesus „var." auf t. 88, Staudinger & Schatz, Exot-
26 IL Stichel:
Schmctt. : Gestalt wie diese. Der schwarze Submarginalstreif des Vordcrflügels schmaler, hinten fein zulaufend ; der tränenförniige Discalstreif vorn zu einer feinen aber deutlichen Linie verlängert, die sich vorn halb um den schwarzen Zellfleck herumlegt; aus der Peripherie dieses Fleckes löst sich vorn eine weitere feine Linie ab, die mit jener parallel häuft und etwas länger ist; zwischen dem „Tränenstreif" und dem Zelifleck läuft noch eine sehr unscharfe schwarze Linie. Im Hinterflügel alle Querlinien vorn verkürzt, also die blanke Reibefläche der Vorderrandzone verbreitert, auf der Unterseite im Distalfeld eine deutliche (submarginale) und eine etwas verschwommene Wellenlinie. — In dieser Form besitze ich die Art aus Brit, Guayana und (?) Surinam; als typ. 9 -Form betrachte ich Hewitsons Bild Mesosemia III f. 25, 26. Die von Staudinger abgebildete „var." von Pebas entspricht meinen Exemplaren aus Bolivien, Peru und Alto Amazonas, nur ist der "Verlauf der Hinter- fiügelstreifen anscheinend nicht ganz korrekt wiedergegeben, bei meinen Stücken dieser Rasse divergiert Streif 3 und 4 (vom Rand aus) nach vorn erheblich. Dies sind die (fcf von M. trilineata Btl., die hiernach als Unterart von M. croesus zu behandeln ist. Wir teilen also:
a. Semomcsia croesus croesus F. — Guayana, östliches
Amazonas, Brasilien (?).
mit forma 9 meana Hew.
b. — croesus trilineata Btl. — Westliches
Amazonas, Peru, Bolivia. Colombia ('?). mit forma Q sylvicolens Btl.
Das Verbreitungsgebiet scheint sich bis Columbien zu erstrecken, weil das von Butler fälschlich als M. thymetina abgebildete Qi) [Lcp. Exot. t. 32 f. 6 (nicht 5)] zweifellos hier anzuschliessen ist. Auch J7. sylvicolens, die ich in einem ähnlichen Stück (nach Beschreibung und Skizze vom Original) aus Britisch-Guayana besitze (No. 2430 c. m.) kann ich nur als schwach differenzierte Zustandsform von trilineata erkennen, bei welcher die weisse Distalbinde des Hinterflügels von einem braunen Strich durchzogen wird und die weisse Vorderflügelbinde etwas schmaler ist.
Neben dieser Kollcktivspecies, teilweise mit ihren Fluggebieten 'neinander greifend, fliegen 3 weitere Formen, die zum Teil vielleicht nur Zeitformen jener vorstellen, die ich aber vorerst für trennfähige Arten ansehe. Die eine ist
i) Vergl. p. 8: M. thymetina.
Revision der Riodmidae Grotc. 27
S. capanea Cr., von Gramer in primitiver aber erkenntlicher Weise abgebildet, später von Butler als Mes. maria beschrieben, z. Zt. vorwiegend als „croesus" im Umlauf. Sie ist grösser als dieser, im Vorderflügel der Submarginalstreif mit dem Flügelsaum vorn stärker divergierend, der hinten sehr dicke Tränenstreif vorn zu einer feinen geraden Linie ausgezogen, die schräg gegen den Vorderrand läuft; zwischen ihr und dem Zellfleck eine deutliche, wellige, vorn gekrümmte Linie; Hinterflügel mit 6 gleichmässig starken und parallel laufenden Striemen (einschl. Saumstreif). — 9 ähnlich forma meana Hew. (Mesosemia TU fig. 24), aber zwischen der weissen Binde des Vorder- flügels und Zellfleck nur 2 (statt 3) konzentrische Linien. — Es folgt dann
S. giieris Wstw. nur als Q bekannt. Hierzu stelle ich nach subjektivem Empfinden die Form eines c/, die im Vorderflügel die Zeichnungscharaktere von S. capanea aufweist aber kleiner und mehr satt himmelblau gefärbt